Ein schwieriges Jahr für den Hafer

Landessortenversuche Sommerhafer 2017

Nach den erfreulich hohen Erträgen des Sommerhafers im Jahr 2016 gab es 2017 deutliche Ertragseinbußen. An den hessischen Standorten für Landessortenversuche im Hafer lagen die Ertragsverluste gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt der Sorten bei fast 30 Prozent. Gründe hierfür waren zum einen der Witterungsverlauf, aber auch ein intensiver Befall mit Getreidehähnchen.

Hafer bevorzugt kühl-gemäßigte Witterung und reagiert auf flachgründigen Standorten mit Ertragsrückgang, wenn nicht ausrei­chend Niederschläge fallen.

Foto: agrar-press

Hafer ist eine Kultur der feucht-kühleren Anbauregionen. Dort kann er sein Ertragspotenzial ausschöpfen. Dementsprechend reagiert er in Jahren mit reduziertem Wasserangebot oder ausgeprägten Hitzeperioden mit deutlichen Ertragseinbußen. Zuletzt war das im Erntejahr 2015 der Fall. Die damalige langanhaltende Frühsommertrockenheit führte zu überwiegend enttäuschenden Erträgen. 2017 gab es nach den guten Erträgen des vorherigen Jahres und nach dem schwierigen Jahr 2015 erneut wieder erhebliche Ertragseinbußen, die im Durchschnitt der Sorten sogar mit rund 10 dt/ha unter den Erträgen des Jahres 2015 lagen.

Schläge erst ab Ende März befahrbar

Schon die Aussaat des Hafers war mit Schwierigkeiten verbunden. Durch die niederschlagsreichen Wintermonate war vielerorts die Schläge erst ab Ende März befahrbar. Die Saatbettbereitung und die Aussaat erfolgten unter nicht optimalen Bedingungen. Die Monate April und Mai waren dagegen sehr trocken. Die Niederschläge lagen bei knapp der Hälfte der durchschnittlichen Niederschlagsmenge bei einer gleichzeitigen Niederschlagsverteilung an nur wenigen Tagen. Zusätzlich kam es im April zu Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, in den Monaten Mai und Juni gab es mit Temperaturen über 30 °C teilweise sehr heiße Perioden.

Die erschwerten Bedingungen für den Hafer hatten einen ungleichmäßigen Aufgang zur Folge. Zu dem Zeitpunkt, an dem einige Pflanzen im 3 bis 4-Blatt-Stadium waren, konnte man gleichzeitig noch Pflanzen im Kleimblattstadium finden. Im Juni dann gab es einen massiven Befall mit Getreidehähnchen, was sich anhand des typischen Fensterfraßes der Larven auf den Blättern zeigte. Dieses machte zwei Behandlungen mit Insektiziden innerhalb eines kurzen Zeitraums notwendig.

Neun Sorten in Hessen geprüft

Die hessischen Versuchsstandorte Korbach (Hof Lauterbach) und Bad Hersfeld (Eichhof) repräsentieren die Hauptanbauregionen für Sommerhafer, der überwiegend in den feucht-kühleren Mittelgebirgsregionen seinen Platz findet. Das Prüfsortiment im LSV bestand im Anbaujahr 2017 aus neun Sorten, davon waren mit Symphony und Harmony zwei Weißhafersorten im Anbau.

Nach den sehr guten Erträgen des Vorjahres konnten im Sommer 2017 im Mittel der beiden Versuchsstandorte in der behandelten Stufe keine 60 dt/ha geerntet werden, ein Minus von über 25 dt/ha gegenüber der Ernte 2016 und knapp 10 dt/ha gegenüber 2015. Der Krankheitsbefall war aufgrund der Trockenheit gering. Der Mehrertrag durch eine Behandlung mit Fungizid lag im Mittel aller Sorten und der Standorte bei nur rund 4 dt/ha. Bei der Sorte Poseidon konnte kein Mehrertrag durch eine Behandlung erzielt werden, bei den Sorten Max und Yukon lag der Mehrertrag unter 2 dt/ha.

Spitzensorte in der Stufe 2 war wie 2016 der Weißhafer Symphony. In der unbehandelten Stufe lag Symphony hinter der Sorte Poseidon. Der langjährig empfohlene Max drosch in Mittel der Standorte nur durchschnittlich. In der unbehandelten Stufe fiel jedoch auf, dass die Sorte Max in Bad Hersfeld den höchsten Ertrag erzielte. Im Vergleich dazu lag sie in Korbach unter dem Durchschnitt der Sorten. Die sehr standfeste Kurzstrohsorte Troll lag knapp am Durchschnitt, hatte jedoch in Korbach unbehandelt einen geringeren Ertrag als die Vergleichssorten. Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, dass gesunde und standfeste Hafersorten kostensparend zu führen sind.

Wenn Hafer vermarktet werden soll, muss zur Erreichung der nötigen hl-Gewichte auf qualitätsstarke Sorten gesetzt werden. Darüber hinaus sind hohe Qualitäten nur unter günstigen Witterungsbedingungen bis hin zur Abreife möglich. Standorte mit geringerer Wassernachlieferung sind für den Qualitätshaferanbau immer Risikostandorte und sollten vom Anbau ausgeschlossen werden. Trockenperioden, die eine vorzeitige Abreife auslösen, führen dann zu unzureichender Kornausbildung. Ebenso kann frühzeitig, während der Kornfüllungsphase eintretendes Lager alle Qualitätsziele unerreichbar werden lassen.

Lars Klingebiel, LLH – LW 4/2018