Selbst dem Hafer war es zu nass

Landessortenversuche Sommerhafer 2016

Die vielen Niederschläge im vergangenen Jahr dürften eigentlich dem Hafer zuträglich gewesen sein. Denn Hafer hat von allen Getreidearten mit die höchsten Ansprüche an eine gute Wasserversorgung. Aber anscheinend war der ergiebige Regen doch zu viel des Guten, zumindest waren die Ernteergebnisse in der Praxis eher bescheiden. So weist die rheinland-pfälzische Statistik für die Ernte 2016 mit 45,3 dt/ha den niedrigsten Durchschnittsertrag der letzten fünf Jahren aus. Über die Ergebnisse der Landessortenversuchen berichten Ferdinand Hoffmann, Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück.

Die Entwicklung der Haferanbaufläche in den letzten 25 Jahren in Rheinland-Pfalz zeigt nur in eine Richtung: kontinuierlicher, langsamer Rückgang. Dachte man mit der vergangenen Ernte einen absoluten Tiefstand erreicht zu haben, so wurde man 2016 eines Besseren belehrt. Erneut wurde der Anbau um 10 Prozent eingeschränkt, so dass nunmehr nur noch 4400 ha Hafer angebaut werden.

Haferanbau ist weiterhin rückläufig

Dies ist insofern verwunderlich, als die Nachfrage in den zurückliegenden Jahren relativ stabil war. Denn Sommerhafer wird hierzulande in erster Linie zu Futterzwecken angebaut, also hauptsächlich für die Pferdehaltung oder für den eigenen Betrieb zur Aufwertung des Kraftfutters. Hierfür wird eine mehr oder weniger jährlich feststehende Fläche benötigt. Andere Verwertungsrichtungen wie etwa für die Nahrungsmittelindustrie haben kaum Bedeutung, trotz deutschlandweit reger Nachfrage nach Qualitätsschälhafer. Neben den eingeschränkten Absatzmöglichkeiten ist die rückläufige Bedeutung des Hafers in seiner geringen Konkurrenzfähigkeit gegenüber den anderen Kulturen begründet. Vor allem auf besseren Böden und bei entsprechender Produktionstechnik ist Hafer so flächenstarken Kulturen wie Winterweizen oder Winterraps ökonomisch deutlich unterlegen.

Geringe Konkurrenzfähigkeit

Während beispielsweise im für Sommerungen schwierigen Jahr 2016 bei Hafer im Landesmittel etwa 45 dt/ha geerntet wurden, lagen die vergleichbaren Hektarerträge von Sommergerste oder Sommerweizen immerhin noch 5 beziehungsweise 9 dt/ha höher. Erklären lassen sich die geringeren Ertragsleistungen des Sommerhafers dadurch, dass er häufig auf ohnehin ertragsschwächeren, meist höher gelegenen Standorten und dort auch noch meist extensiv angebaut wird. Schließlich schlagen Trockenperioden beim Hafer in der Regel negativ zu Buche, was in seinem vergleichsweisen hohen Wasserbedarf begründet ist. Deshalb sind frühe Aussaattermine, gut Wasser nachliefernde Böden sowie eine entsprechende Produktionstechnik Voraussetzung für gute Erträge. Auf der anderen Seite vermag Hafer vor allem enge Weizen- und Rapsfruchtfolgen durch seine gute Vorfruchtwirkung aufzulockern. Und als Sommerung kann er der Resistenzbildung bei Ungräsern besser entgegenwirken.

Landessortenversuche prüften neun Züchtungen

Aufgrund der geringen Anbaubedeutung des Sommerhafers in Rheinland-Pfalz erfolgt die Auswertung der Landessortenversuche in Kooperation mit Baden-Württemberg. Auf den fünf Standorten in Nomborn/Westerwald (Rheinland-Pfalz), Döggingen, Eiselau, Krauchenwies und Tailfingen (Baden-Württemberg) wurden im Jahr 2016 neun Sommerhafersorten ‑ darunter zwei Weißhafer ‑ geprüft. In Tabelle 1 sind die Ertragsergebnisse (Spalte „2016“) im Mittel aller Orte und Sorten in den Intensitätsstufen dargestellt. Danach wurden in der unbehandelten sehr ordentliche 75,5 und der intensiven Stufe 79,4 dt/ha geerntet. Damit konnten die langjährigen Mittelwerte (Spalte „2012 – 2016“) sogar leicht übertroffen werden. Wiederum die höchsten Erträge wurden am Standort Tailfingen erzielt. Hier lag das Druschergebnis im Mittel aller Sorten bei fast 87 in den extensiven und 88,7 dt/ha in den behandelten Stufen. Einige Sorten brachten hier über 90 dt/ha, was als Beleg dafür gewertet werden kann, dass bei entsprechenden Voraussetzungen auch bei Hafer absolute Spitzenerträge möglich sind. Die Hektolitergewichte lagen wohl etwas über denen der Vorjahre, insgesamt aber unter den geforderten Mindestwerten.

 – LW 4/2017