Futtervorlage automatisieren?
Anforderungen aus Sicht der Tiere beziehungsweise Fütterung
Die Automatisierung der Fütterung hat in der Milchviehhaltung schon lange einen hohen Stellenwert. Gehört doch die tierindividuelle Leistungsfutterzuteilung über Transponder zum Standard, gekoppelt mit der Zuteilung von Spezialfuttermitteln wie Propylenglykol mittels Zusatzdosierern. Die in den Betrieben jetzt diskutierten Lösungsansätze gehen in Richtung Automatisierung der Grundfuttervorlage inklusive der Herstellung einer fertig vorgelegten Teil- oder Total-Mischration, also vom Silo bis in den Futtertrog. Thomas Bonsels vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen hatte schon in Ausgabe 39 beleuchtet, was hier aus Sicht des Betriebes zu beachten ist. Im folgenden Beitrag erläutert er die Anforderungen aus Sicht der Tiere.

Foto: Bonsels
Schienensysteme in Bauhülle integrieren
Eine Möglichkeit, Schienensysteme vor Witterungseinflüssen zu schützen, ist die Integration in die vorhandene Bauhülle. Der zusätzliche Gang dient in diesem Fall auch zum Umgruppieren von Tieren zwischen den verschiedenen Leistungsgruppen. In der Regel lassen sich die Systeme auch in Alt- und Umbauten problemlos betreiben.
Die Bestandsgröße entscheidet mit

Foto: Bonsels
Dies ist abhängig von der jeweiligen Tierzahl je Gruppe, vor allem im Bereich vom Trockenstellen bis zur Frühlaktation anbelangt (gelb hinterlegt), als auch den Möglichkeiten der räumlichen Trennung. In kleineren und mittleren Beständen kommt in der Regel ein mobiles automatisches Fütterungssystem zum Einsatz, das im Austrags- beziehungsweise Vorlagebehälter auch gleichzeitig mischt. Je nach Behältergröße können bei Mischbehältergrößen von 2,0 bis 3,5 m3 hier Minimal-Mischungen in der Größenordnung von 140 bis 160 kg, entsprechend etwa vier bis fünf laktierenden Milchkühen, homogen hergestellt werden. Gegebenenfalls müssen bei kleineren Tierbeständen Kompromisse gemacht und verschiedene Futtergruppen zusammengefasst werden. Als Alternativen für die Spezialbereiche bieten sich an:
- Laktationsration „verdünnen“ mit gutem Häckselstroh
- Vorratsmischung für mehrere Tage mit Säure-Konservierung
- Vorrats-TMR
- Jungrinder (2. Aufzuchtjahr) und Trockensteher – Phase 1 (Ca-arme Ration mit Mineralfutterausgleich für die Jungrinder)
- Trockensteher – Phase 1 plus KF für Phase 2
Wie eine Einteilung der Futtergruppen auf Basis der Jahresleistung unter Berücksichtigung der Jung- und Altkuhanteile aussehen kann, zeigt Tabelle 2. Sind diese Voraussetzungen gegeben, können neben den Laktationsgruppen auch „Kleingruppen“ wie zum Beispiel Trockensteher, Transitkühe oder Färsen beziehungsweise frischlaktierende Kühe präziser am Bedarf der Tiere gefüttert werden.
Gezielter am Bedarf füttern
Wichtiges in Kürze
Automatische Fütterungssysteme können vielfältige Anforderungen, vor allem an die gezielte Nährstoffversorgung von Leistungs- und Spezialgruppen erfüllen. Dazu müssen allerdings die betrieblichen Rahmenbedingungen stimmen. Hierzu gehört darüber hinaus eine sorgfältige Planung unter Einbeziehung des gesamtbetrieblichen Fütterungsmanagements. Wichtige Fragen sind Folgende:
Wie viele Leistungsgruppen können gebildet werden beziehungsweise machen Sinn? Können alle zu fütternden Tiere in das Konzept integriert werden? Müssen Ãœbergabepunkte für Futtermischungen dezentral untergebrachter Tiere eingeplant werden? Welche Technik ist dafür zusätzlich vorzuhalten? Ist für den Winterbetrieb Vorsorge getroffen? Grundsätzlich sollte die Fütterung, bei allen zu Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten, „einfach“ gestaltet werden. Sowohl hinsichtlich der Rationsgestaltung als auch der Arbeitserledigung.
BonselsDie Vorteile des automatischen Fütterns liegen aus Sicht der Praktiker, die mit diesem Fütterungssystem arbeiten, auf der Hand. Mehrmalig am Tag vorgelegte, frisch gemischte Rationen für verschiedene, dem Bedarf der Tiere angepasste Leistungsgruppen, fördern eine ruhige, kontinuierliche Futteraufnahme. In der Praxis haben sich landläufig sechs bis acht Futtervorlagefahrten je Tag plus separate Futteranschiebeintervalle für die melkende Gruppe bewährt.
Hinsichtlich des Einflusses einer mehrmaligen Futtervorlage auf die Futteraufnahme von Kühen gibt es bisher wenige Daten. In zwei Versuchen in der Schweiz (Grothmann und Nydegger, 2013) konnte eine höhere Trockenmasseaufnahme von 0,5 kg bei zwei- beziehungsweise achtmaliger und bis 0,8 kg TM/Tier/Tag bei ein beziehungsweise zehnmaliger täglicher Futteraufnahme festgestellt werden. Allerdings bei einer Standardabweichung von 0,8 beziehungsweise 1,1 kg TM/Tier/Tag. In einem Versuch von Vogel (2013) wurden die Zeiten ermittelt, die die Kühe mit Stehen in den Laufgängen und dem Aufenthalt im Fressbereich verbringen. Bei einer sechs- gegenüber zweimaligen täglichen Futtervorlage zeigt sich über ein jeweils drei tägiges Beobachten, dass die sechsmal gefütterten Tiere tendenziell mehr Zeit im Fressbereich verbrachten und sich weniger in den Laufgängen aufhielten. Hier gibt es weiteren Forschungsbedarf, auch hinsichtlich der Liege- und Ruhephasen der Tiere bei mehrmaliger Futtervorlage. Die zum Liegeverhalten vorliegenden Versuchsergebnisse (Grothmann u. Nydegger, 2013) zeigen keinen eindeutigen Trend auf und bedürfen daher weiterer Untersuchungen.
Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt ist die Misch- und Austragsgenauigkeit der automatischen Futtervorlagesysteme. Entscheidend ist dabei, dass die Rationen sowohl homogen gemischt sind als auch gleichmäßig entlang der Futterstrecke ausgetragen werden. Grafik 2 zeigt das Mischprotokoll eines konventionellen, gezogenen Vertikalmischers, der mit einer Greifschaufel befüllt wurde. Während die Kraftfutterkomponenten relativ genau zudosiert wurden, traten bei den Grobfuttern doch deutliche Schwankungen und damit Abweichungen im Soll/Ist-Vergleich auf. Gravierend tritt dies bei Kleinkomponenten wie zum Beispiel Futterstroh auf. Ziel waren knapp 500 Gramm Futterstroh je Kuh und Tag!
Hier arbeiten automatische Fütterungssysteme zielgerichteter, die exakte Beschickung des Mischers ist Sensor gesteuert. Wiegezellen wie hier am Beispiel des Mixmeisters der Firma Wasserbauer gewährleisten eine hohe Zudosiergenauigkeit Die technischen Lösungen der Zudosierung, vor allem der Grob- und Strukturfutter, sind je nach Hersteller verschieden.
Schneidvorrichtung mit Doppelmesser für Kleinmengen
Die Fütterungsanlage T40 der Firma Trioliet ist beispielsweise mit einer Schneidvorrichtung mit Doppelmesser und Förderwalze ausgestattet, die Schnitttiefeneinstellungen des Grobfutters von 5 bis 35 cm ermöglicht. So lassen sich auch Kleinmengen wie Futterstroh in Quader- oder Rundballen direkt über die Vorratsbehälter zudosieren. Ansonsten sind für das Verfüttern von Grobfutterkomponenten wie Stroh entsprechende Ballenauflöser notwendig. In einem weiteren Schritt lässt sich diese Technik dann auch für das Automatisieren des Einstreuens von Tief- oder Gruppenboxen nutzen; oder vorab gehäckseltes Stroh, das in Vorratsbehältern gelagert mittels Greifer (Lely Vector) in die Futtermischung eingebracht wird.
Futterküche mit Grobfutterbunkern und Kraftfuttersilos notwendig
Zur Basisausstattung einer automatischen Fütterung gehört eine Futterküche, in der alle Futterkomponenten hygienisch einwandfrei gelagert und verarbeitet werden können. Zur Ausstattung gehören neben den Grobfutterbunkern für Gras- und Maissilage entsprechende Kraftfuttersilos, Mineralfutterdosierer bis hin zur Möglichkeit der Applikation von (beheizbarem) Wasser für zu trockene Mischungen oder dem Zusatz von Flüssigfutterkomponenten wie Melasse, Proylenglykol und Glycerin. Die Hygiene rund um das Fütterungssystem spielt eine zenÂtrale Rolle, denn nur dann lässt sich eine hohe Futteraufnahme sicherstellen. Dazu gehört auch das Bekämpfen von Schadnagern, die ansonsten hier und da auch schon mal für den kompletten Ausfall der Anlagen sorgen!
– LW 43/2015