Gesunde Kälber aufziehen

Sofort nach der Geburt Kolostrum geben

Die Aufzucht des Kalbes ist für die spätere Leistungsfähigkeit als Milchkuh entscheidend. Die Kälberaufzucht war auf der Mitgliederversammlung der Bezirkszüchtervereinigung Rheinhessen-Pfalz-Saar Ende Februar in Kaiserslautern-Hohenecken Thema der Infoveranstaltung. Dr. Christian Koch von der Lehr- und Versuchsanstalt Neumühle gab in seinem Vortrag „Nur gesunde Kälber werden auch gesunde Milchkühe!“ Tipps zur Kälberaufzucht.

Dr. Christian Koch vom Hofgut Neumühle rät den Tierhaltern mehr Aufmerksamkeit auf das Management der Kälberaufzucht zu legen. Dies hat große Auswirkungen auf die späteren Leistungen.

Foto: Brammert-Schröder

Die Genetik ist die Grundlage für hohe Leistungen. Der Grundstein dafür, dass die Kühe diese genetisch veranlagten Leistungen auch abrufen können, wird aber in der Kälberaufzucht gelegt. Hier gibt es in Rheinland-Pfalz durchaus noch Luft nach oben: „Wir liegen bei der durchschnittlichen Milchleistung in Rheinland-Pfalz mit

8 000 kg pro Kuh und Jahr relativ am Ende des deutschlandweiten Vergleichs“, sagte Dr. Christian Koch. Das Management in der Kälberaufzucht hat seiner Erfahrung nach enorme Auswirkungen auf die Leistung der späteren Kühe. Ziel müsse es sein, gut entwickelte, gesunde Kälber mit hohen Wachstumsraten aufzuziehen, die als Färsen mit 24 Monaten abkalben.

Der Grundstein werde schon mit der Kolostrumversorgung gelegt. Die Kälber sollten nach der Geburt so schnell und so viel Kolostrum wie möglich erhalten. Koch stellte eine neue Studie vor, die belegt, dass die Immunglobulin-Konzentration in der Milch schon nach sechs Stunden deutlich zurückgeht. „Das, was bei der ersten Mahlzeit passiert, bestimmt das ganze Leben. Wenn Sie es schaffen, wenigstens die über Tag geborenen Kälber direkt nach der Geburt mit Kolostrum zu versorgen, haben Sie schon viel gewonnen“, sagte Koch.

Er fügte an, dass nach einer Münchener Studie 60 Prozent aller Kälber mit Kolostrum unterversorgt sind. Die Kälber sollten in den ersten fünf Tagen Kolostrum ad libitum bekommen und auch danach noch Vollmilch oder einen guten Milchaustauscher in ausreichend hoher Konzentration am besten zur freien Aufnahme, mindestens aber 10 l pro Tag bekommen. Frühestens ab der achten Lebenswoche könne die Menge langsam reduziert werden, bis die Kälber ganz abgetränkt sind. Wichtig sei, den Kälbern bis zur zwölften Woche Kraftfutter oder Kälber-TMR und Heu zur freien Aufnahme anzubieten.

Stress bei Mutter und Kalb vermeiden

Koch ging detailliert auf das Thema Stress für Mutter und Kalb ein, denn auch Stress kostet Leistung. So kann nach einer neuen Studie in den USA Hitzestress in der Trockenstehzeit der Kuh schon einen Leistungsverlust für das ungeborene Kalb bedeuten. Wissenschaftler haben gemessen, so Koch, dass dieses Kalb, das im Mutterleib Hitzestress ausgesetzt war, als Färse durchschnittlich 5 l Milch weniger pro Tag gibt als die Kälber, die keinen Hitzestress hatten.

Bis das Immunsystem des Kalbes voll ausgeprägt ist, dauert es rund zwei Monate. Die ersten sieben Tage ist es durch die Antikörper aus dem Kolostrum geschützt, danach baut sich die eigene Immunabwehr langsam auf. Zwischen dem siebten und 21. Tag besteht dennoch eine Immunlücke. „Das Umstellen in die Gruppe fällt in diese Zeit. Und auch die Bullenkälber werden dann verkauft. Viele Kälber werden dann krank, vor allem, wenn sie schlecht mit Kolostrum versorgt sind“, erklärte Koch. Auch das Abtränken verursache bei den Kälbern Stress. Deshalb solle nicht zu schnell und zu früh abgesetzt werden. „Bei zu frühem Absetzen fressen die Kälber zwar Kraftfutter, haben aber sieben bis acht Wochen Azidose. Sie können es nicht in Wachstum umsetzen.“ Ad libitum getränkte Kälber würden erst später Kraftfutter aufnehmen, dafür dann aber mehr. Sie verdreifachen in zehn Wochen ihr Geburtsgewicht und geben als Färsen mehr Milch als rationiert gefütterte Kälber. „Sie investieren zwar 200 Euro in ein intensiv aufgezogenes Kalb, aber es rechnet sich“, so das Fazit von Koch.

Mastitisuntersuchung in neuem Labor

Dr. Norbert Wirtz, Geschäftsführer des Landeskontrollverbandes Rheinland-Pfalz, berichtete über aktuelle Entwicklungen im Verband. So werden die Mastitis-Viertelgemelksuntersuchungen jetzt von einem Labor in Verden gemacht. „Alle LKV-Mitglieder sind inzwischen mit einem Starter-Paket bestückt worden“, sagte Wirtz. Der Landwirt oder der Tierarzt zieht die Probe, füllt den Begleitschein aus und verschickt die Probe­röhrchen an das Labor. Das Ergebnis werde per Fax an den Landwirt und per E-Mail an den Hoftierarzt verschickt, und auch der LKV bekomme das Ergebnis und hinterlege es im LKV-Webportal unter der Nummer des Betriebes, sodass der Landwirt es auch später noch abrufen könne.

Untersucht werden die Proben nach den Worten von Wirtz auf somatische Zellen und verschiedene Erreger. Routinemäßig wird auch ein Resistenztest durchgeführt. Die Kosten für die Untersuchung betragen 5 Euro pro Einsendung plus 8 Euro pro Kuh plus 3 Euro je Resistenztest. „Das Konzept sieht vor, die Durchführung und Behandlung mit dem Hoftierarzt zu machen. Aber der Rindergesundheitsdienst steht den Betrieben bei Bedarf auch zur Verfügung“, so Wirtz. Der Geschäftsführer berichtete außerdem, dass das neue Labor in Föhren seit Ende Januar in Betrieb ist.

ibs – LW 11/2018