Große Unterschiede zwischen behandelt und unbehandelt
Ergebnisse der Landessortenversuche Winterweizen 2023/2024
Nachdem der Weizen besonders zur Ernte 2023 mit kräftigen Niederschlägen zu kämpfen hatte, war das gesamte Anbaujahr 2023/2024 von nass-feuchten Bedingungen geprägt. Dies führte zu einem hohen Krankheitsdruck, teilweise verzögerter Bestandesentwicklung sowie schlussendlich zu enttäuschenden Ernte- und Qualitätsergebnissen. Wie unterschiedlich die aktuellen Sorten in Hessen reagierten, zeigen die Ergebnisse der hessischen Landessortenversuche Winterweizen 2024.
Winterweizen ist und bleibt bundesweit, und auch in Hessen, die die bedeutendste Feldfrucht. Nichtsdestotrotz ist der Anbauumfang rückläufig. Laut dem Hessischen Statistischen Landesamt (HSL) liegt die geschätzte Anbaufläche für 2024 bei 131 503 ha. Dies sind im Vergleich zum Vorjahr nur 91,7 Prozent der Vorjahresfläche und im Vergleich zum fünfjährigen Durchschnitt nur noch 89,7 Prozent der Durchschnittsfläche der Jahre 2018 bis 2023.Nässe und kühle Witterung führten zu Mindererträgen
Die LSV konnten vom 10. Bis 18. Oktober ausgesät werden. Die übermäßige Wasserverfügbarkeit setzte sich im Vegetationsverlauf besonders auf den besseren Böden fort. Insgesamt wurden hierdurch der zum Teil der Feldaufgang, die weitere Frühjahrsentwicklung der Pflanzen und das Wurzelwachstum negativ beeinträchtigt.
Nachdem die Pflanzen im Frühjahr zunächst aufgrund warmer Temperaturen zügig in die Entwicklung starteten, traten im April Wachtsumsverzögerung durch kühlere Phasen auf; in Kombination mit einer Pflanzenschutzmaßnahme zum ungünstigen Zeitpunkt wiesen auch hier einige Weizenbestände Mängel aus. Die anhaltende feuchte Witterung führte zudem insgesamt zu einem sehr hohen Krankheitsdruck. Bei braunrostanfälligen Sorten führte dieser zu erheblichen Ertragsverlusten.
Um den Einfluss der Wachstumsregler- und Fungizidmaßnahmen zu quantifizieren, wird jede Sorte im LSV unter zwei Pflanzenschutzintensitäten (reduziert ohne Fungizid, optimiert mit WR + Fungizid) durchgeführt. Selten war die Ertragslücke zwischen den beiden Intensitätsstufen derart ausgeprägt wie 2024 (Tab. 1).
Auffällig war das Auftreten eines Mischkomplexes von Schwärzepilzen an den Ähren. Die sehr hohen Temperaturen vor der Ernte ließen schlussendlich die Bestände zum Teil merklich schneller als vermutet abreifen, sodass in Südhessen die Ernte der LSV am 17. Juli begann und die Ernte am letzten Standort am 9. August abgeschlossen war.
LSV-Erträge bei fehlendem Fungizideinsatz extrem schwach
Um die vielfältige hessische Kulturlandschaft abzubilden, wird der Haupt-LSV für den Winterweizen an den hessischen Standorten Friedberg (FB), Fritzlar (FZ), Griesheim (GRI), Bad Hersfeld/Eichhof (HEF), Korbach (KB) und Rauischholzhausen bei Marburg (MR) durchgeführt. An jedem Standort werden dieselben Sorten A, B und CWeizen getestet und über die Standorte hinweg ein Durchschnitt gebildet. Die Prüfung von ESorten findet aufgrund der regionalen Bedeutung mit Schwerpunkt in Südhessen statt.
Je nach Standort fiel die Ertragshöhe deutlich unterschiedlich aus. Das gleiche Sortenportfolio erreichte in Griesheim 2024 mit 67,7 dt/ha (reduzierte Variante) beziehungsweise 84,9 dt/ha (optimierte Variante) den niedrigsten Durchschnittsertrag, während die beste Ertragsleistung in der reduzierten Variante mit 88.2 dt/ha in Korbach und 109,4 dt/ha in Friedberg erfasst werden konnte. Dies zeigt beispielhaft, wie unterschiedlich die Erträge in diesem Jahr ausfielen.
Eins war jedoch für alle Standorte gleich: ohne Fungizideinsatz konnten die geprüften Sorten nur einen deutlich reduzierten Ertrag erreichen. Im Mittel der Standorte und der Sorten lag die Ertragslücke bei 19,4 dt/ha. Am besten mit den schwierigen Witterungsbedingungen und ohne Fungizid kamen die Sorten SU Fiete (B-Weizen), Revolver (C-Weizen), Spectral (B-Weizen), LG Optimist (A-Weizen) und Exsal (E-Weizen) aus. Deutliche Ertragseinbußen wurden für KWS Donovan, aber auch KWS Mintum, LG Kermit, RGT Reform und KWS Emerick erfasst. Vor allem KWS Donovan zeigte ohne Fungizid einen massiven Braunrostbefall. Im Mittel der Standorte verlor die Sorte dadurch 41,4 dt/ha Ertrag und konnte vereinzelt nach Standort von -19 dt/ha bis zu -67,5 dt/ha Ertrag generieren.
Ist eine Fungizidmaßnahme erfolgt (optimierte Variante), zeigte KWS Donovan mit Ausnahme von Griesheim an allen Standorten eine deutlich überdurchschnittliche Ertragsleistung. Ansonsten waren auch diejenigen Sorten ertragsstark, die bereits in der reduzierten Variante gute Ergebnisse erzielten: SU Fiete, Revolver, Spectral und LG Optimist (Tab. 1).
Cecilia Hüppe, LLH Fachinformation – LW 37/2024