Gute Wurzeln für mehr Ertrag

Bodenbearbeitungssysteme im Vergleich

Schwache Erträge sind oftmals auf eine fehlerhafte Bodenbearbeitung zurückzuführen. Wie sind aber solche Fehler zu identifizieren? Und welches Bodenbearbeitungsverfahren bringt den gewünschten Erfolg? Mit diesen und weiteren Fragen haben sich die Autoren in umfangreichen Messungen beschäftigt und dabei auch das neue Verfahren der Streifenlockerung auf Herz und Nieren getestet.

Fläche Streifenlockerung oder Pflug

Die Streifenlockerung, auch Strip-Tillage oder Strip-Till genannt, ist ein in Nordamerika weit bekanntes Bestellverfahren. In Europa besteht bisher nur eine geringe Verbreitung. Bei der Streifenlockerung handelt sich es um ein Bodenbearbeitungssystem mit partieller Lockerung in der Saatreihe, während bei etwa zwei Drittel der Fläche auf eine Lockerung und weitestgehend sogar auf jegliche Bearbeitung verzichtet wird. Dadurch werden die Vorteile einer intensiven Bodenbearbeitung im direkten Wurzelumfeld mit denen der Direktsaat auf der Restfläche kombiniert.

Streifenlockerung – ein neues Bodenbearbeitungsverfahren

Während in amerikanischen Breiten weitestgehend Lockerung und Aussaat in getrennten Arbeitsgängen erfolgen, werden in Europa teilweise auch kombinierte Verfahren entwickelt und angewendet. Für das absätzige Verfahren spricht, dass der Termin der Lockerung an die Bodenverhältnisse angepasst werden kann und nicht vom Saattermin abhängig ist. Bei der kombinierten Lockerung und Saat in einem Arbeitsgang besteht die Gefahr, dass bei nassen Bodenverhältnissen Schmierhorizonte entstehen.

Voraussetzungen für das absätzige Verfahren ist neben der Abstimmung der Arbeitsbreiten der Einsatz von hochpräzisen RTK-GPS-Lenksystemen, welche eine Genauigkeit von ±2,5 cm realisieren können. Dabei werden die Fahrspuren bei der Lockerung aufgezeichnet, sodass bei der Aussaat die Spuren wiedergefunden werden und die gelockerten Streifen exakt getroffen werden. Bei kombinierten Verfahren kann ohne Lenksysteme gearbeitet werden.

Ein weiterer Systemvorteil der Streifenlockerung ist durch die Kombination mit einer Unterfuß- beziehungsweise Unterflurdüngung gegeben. Dabei können teilweise auf verschiedenen Bodentiefen Mineraldünger eingearbeitet werden. Neben der Applikation von Mineraldüngern wird derzeit in Deutschland das Verfahren der Gülle-Unterfußdüngung an die Streifenlockerung zu Mais adaptiert.

Bodenbearbeitungssysteme am Beispiel Raps

Bei keiner anderen Kultur ist eine gesicherte Herbstentwicklung so wichtig wie bei Raps. Schwache Rapspflanzen haben von vorne herein ein niedrigeres Ertragspotenzial. Zusätzlich überdauern sie den Winter schlechter. Eine angepasste Bodenbearbeitung ist hierbei der Grundstein. Unterlassene oder falsch durchgeführte Stoppelbearbeitungsmaßnahmen führen zu einem hohen Druck mit Ausfallgetreide und Ungräsern.

Besonders wenn Stroh zur Bergung im Schwad abgelegt wird oder ein Mähdrescher ohne Spreuverteiler eingesetzt wird, kommt es vor allem bei pflugloser Bestellung zu einem hohen Konkurrenzdruck für die jungen Rapspflanzen. Eine ganzflächige und flache Bearbeitung mit guter Rückverfestigung oder die nachträgliche Zerkleinerung mit dem Strohmuchler bringen hier die höchsten Auflaufraten an Ausfallgetreide. Mit tieferen Bodenbearbeitungsmaßnahmen sollte Stroh eingemischt und die Krume ausreichend gelockert werden.

Winterraps hat schon im Herbst einen hohen Nährstoffbedarf

Nur in einer gut durchlüfteten Krume entwickelt sich die Rapssaat zügig. Ein hoher Anteil an luftführenden Poren ist hierzu unerlässlich. Diese entstehen durch eine intensive Regen­wurm­aktivität oder eine intensiv mischende Bearbeitung – auch mit dem Pflug. Zusätzlich ist bei der Bestellung von Raps auch die nährstoffmobilisierende Wirkung einer intensiven Bearbeitung von Bedeutung, da bei dieser Kultur bereits im Herbst ein hoher Nährstoffbedarf zu decken ist.

Das kleinkörnige Rapssaatgut benötigt ausreichend Kontakt mit dem Boden für einen zügigen Feldaufgang. Daher darf der Saathorizont nicht zu grob strukturiert sein. Unter trockenen Bedingungen ist das Walzen ratsam. Boden- und Witterungsverhältnisse oder kurze Anbaupausen zwischen der Ernte der Vorfrucht und der Rapsaussaat verleiten in der Praxis zum Verzicht auf einzelne Bodenbearbeitungsgänge. Bei dieser Arbeitsweise steigen die Anforderungen an die Technik und den Betriebsleiter deutlich an.

Unter diesen Vorzeichen werden die meisten Fehler bei der Rapsbestellung gemacht. Zu tiefe Lockerung mit anschließender Rückverfestigung bei nassen Bodenverhältnissen oder ein zu langer Abstand zwischen tiefer Lockerung und der Aussaat in trockenen Jahren sind immer wieder Auslöser einer schlechten Jugend- und Wurzelentwicklung des Rapses.

Der Raps muss eine Pfahlwurzel bilden können

Die wendende Bearbeitung mit dem Pflug mit angepasster Rückverfestigung ermöglicht es dem Raps, die Wurzel gleichmäßig auszubilden. Das klassische Wurzelbild des Rapses, das auch an einen Rettich erinnert, entspricht dem Idealfall.

Das viel diskutierte Bodenbearbeitungsverfahren „Streifenlockerung“ ermöglicht eine mindestens ebenso gut entwickelte Wurzel, wie das Bild 1 zeigt. Mit der pfluglosen Bodenbearbeitung verändert sich das Wurzelbild. Bei einer Mulchsaat mit krumentiefer Lockerung neigt die Rapswurzel zu einer verstärkten Seitenwurzelbildung.

Grundsätzlich gilt folgende Beratungsempfehlung: Wenn die Seitenwurzeln nicht länger sind als die Hauptwurzel, sind keine negativen Auswirkungen zu befürchten. Durch die verbesserte Regenwurmaktiviät bei langjährig pflugloser Bestellung ist auf Mulchsaatflächen oft eine bessere Durchwurzelung im Unterboden nachzuweisen.

Mit einer einmaligen Stoppelbearbeitung und dem Verzicht auf eine tiefere Lockerung entwickelt die Rapswurzel noch mehr horizontal verlaufende Seitenwurzeln. Bild 3 zeigt eine Rapswurzel, die nach einer einmaligen 5 cm tiefen Bearbeitung mit der Kurzscheibenegge kaum noch eine Pfahlwurzel erkennen lässt.

Dr. M. Schneider und D. Laufer, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Alsfeld; W. Zerr Landesbetrieb HessischesLandeslabor, Bad Hersfeld – LW 37/2013