Herbizidbehandlungen können im Frühjahr nachgeholt werden

Rückblick auf die Saison 2013 aus Sicht des Pflanzenschutzes

Jedes Jahr stellt die Landwirtschaft vor neue Herausforderungen, denn keine Saison ist wie die andere. Dr. Dominik Dicke vom Pflanzenschutzdienst des Regierungspräsidiums Gießen erläutert Besonderheiten in ausgewählten landwirtschaftlichen Kulturen in der Saison 2013.

Im Mai war es extrem nass, und so manche Kultur im Süden und Osten Hessens musste umgebrochen werden.

Foto: Lenz

Das Jahr 2013 schien zunächst nicht wirklich aus dem Winterschlaf erwachen zu wollen: Auf erste Frühlingsboten im Februar mit Temperaturen weit über der 10 Grad-Marke, folgte ein Kälteeinbruch mit Minustemperaturen, der nahezu den gesamten März bis in den April hinein prägte. Der Deutsche Wetterdienst sprach vom kältesten Frühjahr seit 25 Jahren. Im Mai war es extrem nass die Landwirte im Süden und Osten Hessens mussten mit Überschwemmungen umgehen. So manche Kultur wurde umgebrochen. Bilder von schwimmenden Enten im überfluteten Zuckerrübenfeld waren keine Seltenheit.

Nach einer Hitzewelle im Spätsommer mit vereinzelten Starkregenereignissen und auch örtlichem Hagelschlag startete die neue Saison in einen sehr feuchten Herbst. Spät gesätes Wintergetreide der neuen Saison wurde vielerorts nicht mehr mit Herbiziden behandelt, was nun im Frühjahr 2014 nachgeholt werden muss.

Der neue Raps lief zunächst ungleichmäßig auf. Doch sowohl die anfangs lückigen Raps- als auch die Getreidebestände haben sich vor Winter bislang gut entwickelt. Die frühen Wuchsregulierungstermine in Raps haben gut eingekürzt, sodass ein guter Schutz vor Auswinterung besteht.

Zwei Behandlungen gegen Rapsglanzkäfer wirtschaftlich

Im Raps kam es am 7. und 8. März in Gunstlagen zu einem ersten Zuflug mit Stängelrüsslern. An einigen Orten in der Wetterau wurden in den Gelbschalen über 100 Große Rapsstängel- und gefleckte Kohltriebrüssler gefunden. Doch nur wenige Landwirte führten umgehend eine Insektizidmaßnahme durch. Der nachfolgende Kälteeinbruch mit Schneefall machte ein Befahren der Rapsschläge für etwa fünf Wochen nicht mehr möglich. Überall stellte man sich die gleichen Fragen: Legen die Käfer in der Zeit Eier ab? Sollte man nach der Kälteperiode sofort behandeln oder ist der Schaden bereits gesetzt?

Die Hauptwelle von Stängelrüsslern, dann in Kombination mit Rapsglanzkäfern, kam Mitte April. Zu diesem Termin liefen die Insektzidmaßnahmen auf Hochtouren. Im Rahmen der Schaderregerüberwachung wurde zur Rapsblüte die Anzahl der Stängelrüsslerlarven in den Rapspflanzen ermittelt und es wurden wenige bis keine Larven gefunden. Möglicherweise konnten die Rüsselkäfer des ersten Zuflugs durch die Kälte keinen ausreichenden Reifungsfraß mehr vollziehen, sodass nur wenige Eier gelegt wurden. Die zweite Rüsslerwelle konnte ausreichend bekämpft werden.

Sorgen machte den Rapsanbauern der massive Zuflug von Rapsglanzkäfern über einen langen Zeitraum hinweg. Vielerorts wurden in der Knospe mindestens zwei Rapsglanzkäferbehandlungen durchgeführt. Dieses war bei Käferzahlen über fünf Tieren je Haupttrieb in diesem Jahr auch wirtschaftlich. Es war schwierig, die Wirkung zu erkennen, da durch den anhaltenden Zuflug kaum Erfolge zu sehen waren. Mit Ausnahme der TypII-Pyrethroide, wo bekannt ist, das die Rapsglanzkäfer weitgehend resistent sind, waren die Wirkungsgrade der Insektizide jedoch ausreichend. An vielen Orten konnte man sehen, dass in unbehandelten Spritzfenstern keine Schoten mehr gebildet wurden, während sich der Fraßschaden in den behandelten Feldern in Grenzen hielt. Somit hätte das Unterlassen von Insektizidbehandlungen in der Knospe örtlich zu Totalausfällen führen können.

In Südhessen wurden Schwarze Kohltriebrüssler festgestellt

Fraßschaden durch Larven des Schwarzen Kohltriebrüsslers.

Foto: Lenz

Der Rapskrebs (Sklerotinia sklerotiorum) spielte im Jahr 2013 eine untergeordnete Rolle- Blütenbehandlungen hatten nur vorbeugenden Charakter und waren in der Regel nicht ertragsrelevant. Im Gegensatz dazu war an den Pflanzen oft Verticillium zu sehen eine Krankheit, die nur durch Erweiterung der Fruchtfolgen auf einem vertretbaren Niveau bleibt. Chemische Präparate stehen zur Bekämpfung dieser Krankheit nicht zur Verfügung. Allgemein lagen die Rapserträge auf einem recht hohen Niveau, was insbesondere vor dem Hintergrund des massiven Rapsglanzkäferbefalls nicht zu erwarten war.

Im neu ausgesäten Raps wurde Ende September an einigen Standorten in Südhessen der Schwarze Kohltriebrüssler in den Gelbschalen gefunden. Im Warndienst wurde auf das Thema hingewiesen. Befallene Pflanzen weisen im Frühjahr oftmals einen zerfressenen Vegetationspunkt auf. Später in der Vegetation beginnen die buschartigen Rapspflanzen zu blühen und reifen dann ungleichmäßig ab. Dieser Schädling ist derzeit noch eine Besonderheit an einigen Orten in Südhessen und wird weiter beobachtet.

Im Getreide breitet sich Ramularia weiter aus

Das Wintergetreide entwickelte sich nach dem späten Frühjahrsbeginn allgemein zufriedenstellend. Insgesamt wurden wegen der ab Vegetationsbeginn schon vorherrschenden Langtagsverhältnisse weniger Seitentriebe gebildet. Unkräuter konnten ausreichend bekämpft werden. Bei den Gräsern fanden sich vielerorts jedoch zur Ernte noch Trespen in den Beständen. CCC-Maßnahmen ab Mitte Bestockung zur Harmonisierung des Bestandes und zur Seitentriebsbildung waren durch die Langtagsverhältnisse 2013 wenig wirksam.

Blattläuse und Getreidehähnchen traten allgemein in geringem Maße auf. Auch das Krankheitsgeschehen war im Getreide zunächst eher unauffällig. In Wintergerste fällt seit längerem auf, dass Ramularia sich weiter nach Norden verbreitet. Oftmals werden die dunklen Flecken auf den Blättern als Sonnenflecken angesprochen. Es handelte sich bei untersuchten Pflanzen jedoch sehr oft um Ramularia, sodass die Bekämpfungsstrategie auch auf diese Krankheit hin ausgerichtet werden muss.

Der Druck mit Septoria tritici und auch Braunrost in Weizen war zunächst wegen der recht kühlen Witterung gering. Vermehrt wurde Schneeschimmel (Microdochium nivale) festgestellt, welcher oftmals mit Septoria verwechselt wurde. Bemerkenswert war, das Fusarium-Infektionen in der Gerste auffielen die DON-Gehalte lagen teils über dem Grenzwert. Dieses kann man jedoch als Besonderheit des Jahres 2013 ansehen und ist in sonstigen Jahren sehr selten: Der Blühzeitraum von Gerste ist extrem kurz, sodass die Wahrscheinlichkeit einer Infektion in Gerste allgemein sehr gering ist. In vielen Versuchen wird belegt, dass DON-Gehalte durch die richtigen ackerbaulichen Maßnahmen im Herbst (keine Strohreste hinterlassen, nach Mais Stoppeln mulchen, wenn möglich pflügen) und die richtige Sortenwahl, auf niedrigem Niveau gehalten werden können. Dieses Thema sollte bei der Anbauplanung allgemein berücksichtigt werden.

Hitzewelle brachte Schwarzrostbefall mit

Die Hitzewelle im Sommer brachte dieses Jahr eine in Europa sehr seltene Getreidekrankheit mit sich. An Weizenpflanzen wurde Schwarzrost festgestellt, der durch den Pilz Puccinia graminis verursacht wird. In Hessen wurde Schwarzrost insbesondere an Roggen beobachtet; vielerorts hat diese Krankheit das Stroh brüchig werden lassen, sodass es Probleme beim Pressen gab. Die Sporen gelangten mit dem Wind aus wärmeren Regionen zu uns. Von den kranken Pflanzen geht zwar keine unmittelbare Gefahr aus, da die Sommersporen und das Pilzmyzel den Winter wahrscheinlich nicht überleben. Das Auftreten dieser Krankheit wird weiter beobachtet.

Insgesamt konnten jedoch bei den Winterungen in der Regel sehr hohe Erträge eingefahren werden, sodass die Bauernregel „Mai kühl und nass, füllt des Bauern Scheun und Fass“ zutreffend war.

Ist der Mai kühl und nass, kommt dem Mais das nicht zupass

So gut, wie diese Bauernregel auf das Wintergetreide zutrifft, so schlecht passt sie zu Mais. Durch die späte Bodenerwärmung und den nassen Mai konnte der Mais in der Jugendphase nicht so recht an Fahrt aufnehmen. Die Blüte war später, fiel in eine Trockenzeit, was zu Befruchtungsproblemen führte, sodass oft nicht der volle Kolben ausgebildet werden konnte. Zusätzlich verkürzte sich auch der Zeitraum für die Körnerausbildung.

Im Sommer war es sehr heiß bei geringen Niederschlägen, die der Mais aber unbedingt gebraucht hätte, um aufholen zu können. Einzelne Unwetter führten örtlich zu Lagerschäden. Aus diesem Grund waren die Erträge beim Silo- als auch beim Körnermais unterdurchschnittlich. Die Ernteverhältnisse waren durch die Niederschläge oftmals sehr schwierig, sodass der Silomais an vielen Orten nicht rechtzeitig geerntet werden konnte und zu trocken wurde. Wo das der Fall war, sind mangels ausreichender Verdichtung Verluste durch Fehlgärungen im Silo vorprogrammiert.

Maiswurzelbohrer konnte ausgerottet werden

Der Maiszünsler trat in diesem Jahr etwa 14 Tage später auf als sonst. Er breitet sich weiter nach Norden aus. Insbesondere in Mittel- und Nordhessen wurde örtlich Befall bis zu 70 Prozent Befall beobachtet. In den traditionellen Befallslagen Südhessens hat sich die Befallsstärke jedoch nicht weiter erhöht.

In den Maiswurzelbohrergebieten wurden auch in diesem Jahr keine Käfer mehr in den Fallen gefangen. Durch die gute Kooperation mit den Landwirten vor Ort konnten die Ausrottungsmaßnahmen zum Erfolg geführt und die Quarantänemaßnahmen nun aufgelöst werden. Auf freiwilliger Basis sollte jedoch möglichst kein Monomais mehr angebaut werden, um auch in Folgejahren keine Problem mehr mit diesem Schädling zu bekommen.

Erste Cercospora-Behandlung hätte eingespart werden können

Zuckerrüben wurden, bedingt durch das späte Frühjahr, später gelegt als in den sonstigen Jahren. Einige Bestände in Südhessen mussten dann wegen Überschwemmungen aufgegeben werden. Die Unkraut- und Ungrasbekämpfung erfolgte im Durchschnitt mit drei Behandlungen.

Die Blattkrankheit Cercospora trat in diesem Jahr sehr spät auf. Ein relevanter Befallsanstieg wurde erst im Spätsommer registriert. Der starke Krankheitsbefall des vergangenen Jahres war jedoch vielen Landwirten noch in schlechter Erinnerung. Daher waren viele Zuckerrübenanbauer insbesondere in Südhessen sensibilisiert und haben früh behandelt, obwohl die 5-Prozent-Schwelle nicht überschritten war. Erst vier Wochen nach der Fungizidapplikation traten die ersten Pusteln auf, sodass die erste Behandlung eigentlich hätte eingespart werden können.

Andere Krankheiten wie Mehltau und Rost waren wie auch im vergangenen Jahr von untergeordneter Bedeutung. Nördlich der Wetterau haben Krankheiten eher keine Rollte gespielt. Versuchsergebnisse zeigten allgemein keine ertraglichen Unterschiede zwischen behandelten und nicht behandelten Parzellen. Die Ernte, welche etwa zwei Wochen später als in den vergangenen Jahren startete, war durch die nassen Verhältnisse schwierig. Die Erträge lagen durchschnittlich etwa 10 Prozent unter denen des Vorjahres, in dem allerdings eine Rekordernte erzielt worden ist. Insgesamt kann man daher von einem durchschnittlichen Rübenjahr sprechen.

Die Frühkartoffeln kamen zwei Wochen später

In Hessen wurde Schwarzrost insbesondere an Roggen beobachtet; vielerorts hat diese Krankheit das Stroh brüchig werden lassen, sodass es Probleme beim Pressen gab.

Foto: Lenz

Den Kartoffelproduzenten hat das Jahr 2013 Probleme bereitet. Die Kartoffeln liefen durch die kühlen Verhältnisse im Frühjahr verzögert auf, sodass Frühkartoffeln zwei Wochen später geerntet wurden.

Krautfäule spielte im Jahr 2013 eine untergeordnete Rolle. Durch Starkregen im Mai standen viele Kartoffelflächen im Wasser- eine erwartete Epidemie mit Stängelphytophtora blieb jedoch weitgehend aus. Einige Bestände erkrankten an Rhizoctonia.

Durch fehlendes Wasser zur Blüte waren die Knollenansätze vermindert. Die Ernte bereitete durch die Nässe Schwierigkeiten. Oft konnten die Knollen erst sehr spät gerodet werden. Die Erträge fielen daher insgesamt mager aus, die Qualitäten waren jedoch in Ordnung. Als Trostpflaster ist der Erzeugerpreis zu erwähnen, der sich mangels Angebot auf einem sehr hohem Niveau bewegte.

Ausblick: Weniger Mittel, immer mehr Resistenzen

In den nächsten Jahren werden die Landwirte vor verschiedene Herausforderungen gestellt, die es zu meistern gilt. Beim Raps werden zur nächsten Saison mit hoher Wahrscheinlichkeit keine insektiziden Beizen zur Verfügung stehen. Dieses kann insbesondere in Kohlanbaugebieten zu Problemen mit Kohlfliege führen, die man in den vergangenen Jahren nicht mehr kannte. Ebenso ist im Kartoffelanbau mit Problemen durch den Drahtwurm zu rechnen, sollte Goldor Bait nicht wie in den vergangenen Jahren zur Verfügung stehen.

Aber nicht nur das Fehlen von chemischen Lösungen gilt es zu managen. Auch Themen wie die Resistenzentwicklung von Schaderregern gegenüber chemischen Pflanzenschutzmitteln werden uns weiter begleiten: Bei den Ungräsern sind hier der Ackerfuchsschwanz und der Windhalm zu nennen, die durch die Wirkstoffklasse A (Ackerfuchsschwanz) und B (Windhalm) stellenweise kaum noch zu bekämpfen sind. Die Taube Trespe rückt ebenfalls vermehrt in das Blickfeld, eine erste Resistenz gegen die HRAC-Klasse A wurde bestätigt. Nur durch eine strikte Einhaltung von Anti-Resistenzstrategien, zu welchen neben einem richtig durchgeführten Wirkstoffwechsel an vorderster Front ackerbauliche Maßnahmen wie der Einbau einer Sommerung, spätere Saattermine und eventuell ein Pflugeinsatz gehören, kann diese Entwicklung verlangsamt werden.

Auch bei einem Vertreter der tierischen Schädlinge, dem Rapsglanzkäfer konnte keine der getesteten Populationen mehr ausreichend mit Pyrethroiden (Karate, Fastac, Decis etc.) bekämpft werden. Ebenfalls ist bei den Fungiziden darauf zu achten, dass die Wirkstoffe möglichst lange erhalten bleiben. Seit wenigen Jahren gibt es die Wirkstoffgruppe der Carboxamide, die allerdings sehr resistenzgefährdet ist und nur einmal in der Vegetation in Kombination mit einer anderen Wirkstoffgruppe, möglichst im Fahnenblattstadium, ausgebracht werden sollte. Erste Resistenzen von Netzflecken in Gerste gegen Carboxamide wurden bereits in Norddeutschland gefunden.

Es bleibt also spannend und die Zukunft sollten wir als Herausforderung betrachten, der mit neuen, innovativen Lösungen und guten Ideen begegnet werden muss.

 – LW 1/2014