Junglandwirte in Holland

Landjugend-Fachfahrt führte zu interessanten Betrieben

Ziel der diesjährigen Junglandwirtefachfahrt der Hessischen Landjugend war das Nachbarland Holland. Hier informierten sich 30 Junglandwirte drei Tage lang über Innovationen und auch über Kurioses im Agrarbereich.

Eine besonders interessante Lehrfahrt unternahmen die Junglandwirtinnen und Junglandwirte in diesem Jahr nach Holland, wo sie innovative Betriebe sahen. Das Foto zeigt das Gruppenbild der Teilnehmer.

Foto: HLJ

Zunächst sahen die Teilnehmer einen runden Hühnerstall, wie es ihn mittlerweile bereits vier Mal in Holland gibt. Einen davon mitten in Amsterdam. In diesen neuen Stall, der gemeinsam mit der Universität in Wageningen entwickelt worden ist, finden 30 000 Legehennen Platz. Das Gebäude gliedert sich in einen Volierenbereich, einen überdachten „Freilauf“ sowie einen „Forestbereich“. Eier aus dieser Haltung seien in Holland sehr gefragt, sodass schon weitere Ställe in Planung seien.

Kamelfarm mit angeschlossener Molkerei

Auch wurde Europas erste und bislang einzige Kamelfarm mit Molkerei besichtigt. Auf dem Betrieb im niederländischen Berlicum werden 80 Dro­medare gehalten, wovon 25 gemolken werden. Dies sei jedoch nicht so einfach, da die Tiere erst mit vier bis fünf Jahren geschlechtsreif werden und auch mit 13 Monaten sehr lange trächtig sind. Bis zur ersten Nutzung muss man als fast sechs Jahre warten. Dann geben die Kamele täglich rund fünf Liter Milch und werden zwei Mal pro Tag gemolken, jeweils mit Kalb bei Fuß. Die Milch der Tiere wird als Frischmilch, in Pulver- oder in Kapselform europaweit vermarktet. Vom Geschmack der Milch konnten sich die Teilnehmer im Anschluss bei einer Verkostung selbst überzeugen.

Lely-Werk in Maassluis besichtigt

Nach einer Übernachtung in der Hafenstadt Rotterdam besichtigten die Junglandwirte das Werk von Lely in Maassluis. Isabelle Dietrich und Jaqueline Heil (beide Lely vom Center Hessen) erläuterten die Produktionshallen. Hier konnte die Produktion von Futterbergetechnik wie etwa Mähwerke, Schwader oder Wender angeschaut werden, ebenso wie die Produktion des Melkroboters Lely Astronaut vier. Dabei legt der Hersteller großen Wert auf nachhaltige Produktion und ist bestrebt besonders den Service weiter zu verbessern.

Automation in Perfektion, so könnte man die Eindrücke auf der anschließenden Besichtigung eines Milchviehbetriebes zusammenfassen. Der vor zwei Jahren neu gebaute Stall verfügte über einen Melkroboter, einen Spaltenroboter sowie über das automatisierte Lely-Fütterungssystem Vector, das vollautomatisch verschiedene Rationen mischen und in verschiedenen Gruppen verteilen kann. Dabei schiebt das System, welches ohne Schienen auskommt, regelmäßig das Futter an und regt so die Kühe immer wieder zum Fressen an.

Technik-Automatisierungen verschiedener Hersteller Ein anderes System konnten die Junglandwirte in Lievelde betrachten. Hier mischte man das Futter, in diesem Falle Gras- und Maissilage einmal im Jahr nach der Maisernte direkt aus dem Silo und siliert die Mischung wieder ein. So kann ganzjährig mittels eines handelsüblichen Blockschneiders eine „Total-Mix-Ration“ (TMR) vorgesetzt werden. Die Kühe können sich über zwei verschiebbare Fressgitter in die Silageblöcke „hineinfressen“. Die Milch des Betriebes wird derzeit zu gut 80 Prozent in der hofeigenen Käserei verarbeitet und im Hofladen direkt verkauft. Neben Käse produziert der Betrieb auch Butter und Buttermilchmischgetränke und betreibt eine eigene kleine Gastronomie.

„Wir Holländer mussten schon immer Ideen haben“, sagte der Betriebsleiter bei der Führung über den Betrieb „Ein Betriebszweig alleine reicht nicht um zukunftsfähig zu bleiben“. Nach dieser Besichtigung ging es dann für alle Junglandwirte wieder zurück nach Hessen. „Wir haben viel gesehen die vergangenen Tage und jeder von uns kann die ein oder andere Idee für seinen eigenen Betrieb mit nach Hause nehmen“, sagte Christopher Uhl, stellvertretender Agrarsprecher am Ende der Lehrfahrt.

Irina Stein  – LW 18/2015