Kalkversorgung gegen den Klimawandel

Wasser – der hingenommene Pflanzennährstoff

Bei allen Diskussionen um die Düngeverordnung sollte man nicht vergessen, dass Wasser oft der begrenzende Faktor im Pflanzenbau ist. Die Düngekalkhauptgemeinschaft hat deshalb das AIF geförderte Projekt „Wassereffizienz“ gestartet.; erste Ergebnisse liegen jetzt vor. Unter anderem wird deutlich, dass durch einen geordneten Kalkhaushalt Regenverdaulichkeit und das Wasserhaltevermögen zunehmen.

Starkniederschläge können bei einer guten Kalkversorgung besser vom Boden aufgenommen und genutzt werden.

Foto: Englert

Der Klimawandel (ob vom Menschen verursacht oder nicht) ist Fakt. Berücksichtigt man die bekannten Temperaturkurven der letzten 100 Jahre, erkennt man, wie rasend schnell sich das Klima ändert. Innerhalb einer Generation haben wir es mit deutlich veränderten Bedingungen zu tun.

Eine sehr aussagekräftige Datenquelle ist der Deutsche Wetterdienst (www.dwd.de). Auf dieser Seite können die Wetterdaten für Hessen in verschiedenen Facetten herunter gebrochen werden. Steigt man etwas tiefer ein, findet man im Zeitraum der letzten 100 Jahre eine Zunahme der Niederschlagsmenge für Hessen von 78 mm. Eigentlich erfreulich, aber der Trend zeigt auch: im Sommer wird es weniger, im Winter wird es mehr.

Zusätzlich ist mit einer Zunahme von Wetterextremen wie Hitze, Starkniederschlägen und Dürren zu rechnen – sowohl in Andauer als auch Intensität. Die Aufgabe besteht also darin, das Mehr an Wasser aus dem Winter oder aus Starkniederschlägen im Boden zu halten und im Sommer den Pflanzen zur Verfügung zu stellen. Die Naturkalkindustrie stellt sich hierzu folgende Fragen:

  • Gelingt es, die Porenmatrix von den Feinporen Richtung Grob- und Mittelporen zu verschieben?
  • Bleiben diese Poren auch stabil?
  • Reichen dazu die Kalkmengen der LUFA Empfehlungen aus?

Letztere haben das Ertragsoptimum als Basis, nicht den dazu notwendigen Wasserhaushalt. Dieser ist aber heute zunehmend der ertragsbegrenzende Faktor.

Porenvolumen regelt den Bodenwasserhaushalt

Um diese Fragestellung zu klären, wurden aus einer mehrjährigen, über die gesamte Republik verteilten Versuchsreihe zwei Standorte in Schleswig-Holstein herausgenommen. In einem Forschungsprojekt der CAU-Kiel und der TU Berlin in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer wurden im Rahmen einer Doktor-Arbeit verschiedene Boden- parameter betrachtet.

Hier nur auf das Porenvolumen eingegangen werden. Dieses regelt im entscheidenden Maß den Wasser- und Lufthaushalt im Boden. Mehr Wasser bedeutet zudem mehr gelöste Pflanzennährstoffe. Mehr Luft bedeutet mehr Sauerstoff und weniger CO2 im Boden. Der positive Effekt einer Kalkung lässt sich am besten an dem Standort Barlt darstellen. Dort wurden Kohlensaurer Kalk und Branntkalk verwendet (einfache und 1,5-fache Aufwandmenge nach LUFA). Es zeigte sich:

  • Das Gesamtporenvolumen bleibt gleich mit leicht steigender Tendenz.
  • Die Luftkapazität nimmt deutlich zu, verdoppelt sich teilweise.
  • Die nutzbare Feldkapazität nimmt deutlich zu, im Schnitt um 50 %.
  • Der Totwasseranteil, also nicht pflanzenverfügbares Wasser, nimmt ab.
  • Bei der 1,5 fachen Menge sind die Ergebnisse deutlich ausgeprägter.
  • Die höherwertige Kalkqualität, hier Branntkalk, zeigt die besseren Ergebnisse.

Zwei Jahre nach der Kalkung waren die Ergebnisse nicht mehr ganz so deutlich zu sehen. Auf diesem Standort hätte dann aber nach guter fachlicher Praxis auch eine Wiederholungskalkung stattgefunden. Ergebnis: Mit einer Kalkung lässt sich die Porenmatrix von Feinporen in Richtung Grobporen verschieben. Die 1,5 fache Aufwandmenge der LUFA Empfehlung bringt bessere Ergebnisse. Um das Porenvolumen zu stabilisieren, reicht eine einmaligen Maßnahme nicht aus.

Das gesamte System Austauscherbelegung mit Ca²+ und Mg²+ Ionen und gelöstes Ca und Mg als Hydrogencarbonat muss aufgefüllt werden. In Hessen beispielsweise sind immer noch 40 Prozent der Ackerflächen in den Versorgungsstufen A und B, entsprechen also dem Versuchsstandort Barlt. Weitere 40 Prozent sind in der Versorgungsstufe C, bedürfen also zumindest einer Erhaltungskalkung. Im Grünland sieht es noch schlechter aus.

Kalkversorgung bietet Landwirten noch Potenzial

Die Landwirte suchen nach Stellschrauben an denen Sie noch drehen können. In punkto Kalkversorgung gibt es noch eine große Baustelle, deren Abarbeitung sich lohnt. Viele Kalkanbieter starten jetzt Frühbezugsaktionen. Die Frachtengpässe in der Saison sollen so entzerrt werden. Teilweise ergeben sich dadurch deutliche Einkaufsvorteile für die Landwirte.

Georg Englert, Kalkwerk Hufgard GmbH, Landesarbeitskreis Düngung Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland – LW 08/2020