Kamelien – exotische Blütenpracht aus Fernost

Richtig gepflegt können sie uralt werden

Mitten im Winter verwöhnen uns die stolzen Kamelien mit ihrer vornehmen Blütenpracht. Bereichern auch Sie Ihren Garten mit den ostasiatischen Schönheiten!

Ein Hauch von Asien im Garten: Fernöstliche Figuren und Laternen können Kamelien charmant begleiten. Platzieren Sie die Accessoires dezent in der Nähe der Sträucher.

Foto: Rehm-Wolters

Dass wir die hübschen Kamelien auch in unseren heimischen Gärten und Wintergärten bewundern können, verdanken wir einem Zufall: Mitte des 18. Jahrhunderts sollten Teesträucher (botanisch Camellia sinensis) aus Ostasien nach England verschickt werden. Aber einige Sträucher dieser Teeladungen entpuppten sich als Camellia japonica, ein attraktiver Blütenstrauch. Kamelien eroberten zunächst die Wintergärten der Engländer und fanden nach und nach auch ihren Weg aufs europäische Festland.

In der Biedermeierzeit und in der Jugendstilzeit wurde die Kamelie eine echte Modeblume und man fand sie auf Plakaten, als Motiv auf feinem Geschirr und im Haarschmuck der vornehmen Damen. Heutzutage bereichern Kamelien immer noch unsere Wintergärten und dank etlicher frostharter Sorten auch unsere Gärten.

Kamelien im Garten

Wer Kamelien halten möchte, hat zwei Möglichkeiten: Nicht winterharte Sorten fühlen sich als Kübelpflanzen wohl und müssen den Winter auf jeden Fall im Haus beziehungsweise im Wintergarten verbringen. Im Gegensatz dazu können winterharte Kamelien im Garten ausgepflanzt werden. Damit die Sträucherschönheiten die harte Winterzeit auch gut überstehen, sollten sie den optimalen Standort erhalten. In ihrer Heimat, den Wäldern Ostasiens, wachsen Kamelien im Schutze höherer Bäume. Und so ist auch in unseren Gärten ein Standort unter lichten Laubbäumen oder Kiefern für die Blütensträucher ideal. Kamelien mögen sauren Boden, genau wie der Rhodo­den­dron, in deren Nachbarschaft sie sich garantiert wohlfühlen. Wichtig ist, dass die fremdländischen Sträucher im Winter nicht von der Morgensonne beschienen werden. Ist nämlich der Boden gefroren und werden die Blätter von der Sonne erhitzt und verdunsten Wasser, kann die Pflanze keinen Wassernachschub aus der gefrorenen Erde ziehen und vertrocknet. Sind aber die optimalen Grundvoraussetzungen, was Standort und Boden betrifft, gegeben, zeigen sich Kamelien als pflegeleicht: Gedüngt wird Ende März mit einem Depotdünger, der die Nährstoffe über einen längeren Zeitraum an die Pflanzen abgibt. Wer Rhododendron-Dünger verwenden möchte, kann dieses ebenfalls machen, sollte jedoch nur die Hälfte der empfohlenen Menge verwenden, da Kamelien nur wenig Dünger benötigen. Für einen ausreichend feuchten Boden sollte stets gesorgt sein. Das heisst, dass bei starker Trockenheit gegossen werden sollte.

Die Gartenschere können Sie bei der Kamelienpflege getrost (fast) vergessen, denn die immergrünen Kamelien wachsen sehr langsam und ein Rückschnitt wirkt sich eher negativ auf die Blütenbildung aus. Ist er aus Platzgründen trotzdem einmal erforderlich, sollte nicht in der Wachstumszeit der Sträucher von Ende April bis Juni/Juli geschnitten werden. Am besten schneidet man Kamelien direkt nach der Blüte – noch vor der Wachstumsphase.

Im Topf nicht winterhart

Eine der Ältesten: Jährlich blüht die 230 Jahre alte gigantische Kamelie im Pillnitzer Schlossgarten. Ein fahrbahres Gewächshaus schützt sie vor Frost.

Foto: Schlösserland Sachsen

Experten bezeichnen Kamelien als winterhart, wenn sie im jeweiligen Klima kurzfristig Frost bis minus 20 Grad überstehen. Dies gilt aber nur für im Garten ausgepflanzte Kamelien, nicht für Kamelien im Topf. Topfkamelien müssen unbedingt im Haus überwintern. Jungpflanzen sind frostempfindlicher als ältere Exemplare. Um einen Winter im Freien zu überleben, sollten die Pflanzen mindestens einen fingerdicken Stamm besitzen. Bei starker Frostgefahr kann die Pflanze zusätzlich mit Tannenreisig geschützt und der Fuß mit Mulch bedeckt werden. Jüngere Pflanzen, die noch keine vier Jahre alt sind, sollten Sie nicht in den Garten auspflanzen. Gepflanzt wird von April bis Juni, denn dann können die Sträucher bis der nächste Winter kommt noch ausreichend neue Wurzeln bilden.

Auf gute Nachbarschaft

Kamelien bezaubern uns mit einer wundervollen Vielfalt an Blütenformen – von dezent einfachen Blüten über rosen- oder päonienförmigen Blüten bis stark gefüllte Blüten reicht die Formenpalette. Geblüht wird in Farbvarianten von Rot, Pink, Rosa, Weiß, gestreift und selten sogar in Gelb. Kamelien blühen in einer Üppigkeit, die selbst von Rosen schwer zu überbieten ist, aber Kamelien blühen bereits im April und Mai.

Damit eine Kamelie nicht zur Solokünstlerin im Garten wird und so etwas einsam im Garten herumsteht, braucht sie passendes Fußvolk und Partnersträucher. Da Kamelien gerne einen schattigen Fußbereich haben, bietet sich eine bodendeckende Unterpflanzung mit Stauden, wie beispielsweise Funkien, Elfenblumen, Storchschnabel, Farnen oder Kaukasus-Vergissmeinnicht an.

Eindrucksvolle Frühlingsimpressionen gestalten Sie mit Kamelien und anderen frühlingsblühenden Sträuchern wie Rhododendren, Felsenbirnen, japanischen Zierkirschen oder Stern-Magnolien. Pflanz-Tipp: Bilden Sie kleine Pflanzgruppen, indem Sie eine Kamelie zum Beispiel mit drei kleinbleibenden Rhododendren und 10 bis 15 Stauden kombinieren.

Kamelien zum Staunen

Die berühmteste Kamelie Deutschlands können Sie in Pillnitz bei Dresden bestaunen. Dort steht im Schlosspark eine mittlerweile über 230 Jahre alte Kamelie mit einer Höhe von neun Metern und einem Durchmesser von fast elf Metern. Über 35 000 Blüten sollen den Riesenstrauch zur Blütezeit von Mitte Februar bis April bedecken. Damit dieser botanische Schatz im Winter keinen Schaden nimmt, wird er durch ein riesiges fahrbares Schutzhaus von Oktober bis Mai vor Frost geschützt.

In der Stuttgarter Wilhelma können Sie sich ebenfalls von Kamelien in ihren Bann ziehen lassen: Von Oktober bis Mitte Mai wird im Kamelienhaus eine Sammlung mit etwa 150 Arten und Sorten gezeigt. Einige Pflanzen sind bereits über 165 Jahre alt und stammen aus der Sammlung Wilhelm I., König von Württemberg, der sich im Jahre 1845 200 Kamelien von seinem Hofgärtner besorgen ließ. Immerhin 25 Sträucher haben aus dieser Zeit bis heute überlebt und können in der Wilhelma besichtigt werden.

Loki Schmidt wächst schlank aufrecht und übersteht den Winter im Freien, natürlich ausgepflanzt im Garten.

Foto: Berlin

Oki no Nami trägt hübsche weiß-rot-gemusterte Blüten, ist winterhart und kann gut mit weißblühenden Pflanzpartnern präsentiert werden.

Foto: Berlin

Black Lace ist eine robuste Camellia-reticulata-Sorte, die sich gut frosthart zeigt und in einem samtigen Rot blüht.

Foto: Berlin

Bettina Rehm-Wolters – LW 3/2014