Kühe lieben Kompostierungsställe

Nutztierhalter sind für innovative Systeme zur Verbesserung des Tierwohls und Managements im Stall immer zu haben. Ein relativ neues Stallkonzept für Milchkühe, das erst in einzelnen Betrieben umgesetzt wird, ist der Kompost- oder Kompostierungsstall. Genau genommen handelt es sich hier um zwei Systeme: Beim Kompoststall wird Fertigkompost eingestreut, beim Kompostierungsstall dagegen beispielsweise Getreideausputz oder Sägemehl. Die Kompostierung findet in letzterem Fall im Stall statt.

Mit dem ursprünglich in Israel entwickelten System soll ein besonders hoher Kuhkomfort erreicht werden. Die Einrichtung in einem solchen Stall fällt im Vergleich zum Standard-Boxenlaufstall minimalistisch aus. Es gibt keine klassischen Boxen, sondern eine große, weiche, aus Kompost bestehende freie Lauf- und Liegefläche. Hier sind von den Kühen keine vorgegebenen Laufwege einzuhalten und keine eingegrenzten Liegeflächen vorhanden. Rangniedrige Kühe können so ranghöheren gut ausweichen, es gibt keine Engpässe. Der Kompost wird jeweils während des Melkens mit einem Grubber bearbeitet, um den Kompostierungsprozess am Laufen und den Kompost dadurch trocken zu halten.

Es stellen sich jedoch einige Fragen: Funktioniert der Kompostierungsvorgang unter hiesigen Bedingungen zuverlässig? Ist der Kuhkomfort wirklich so ausgezeichnet? Welches Material kann genutzt werden? Wie steht es um die Keimzahlen im Kompost? Wie hoch sind die Baukosten im Vergleich zu einem konventionellen Boxenlaufstall? Eine Untersuchung in einem Kompostierungsstall haben Joachim Muth und Prof. Steffen Hoy von der Universität Gießen in einem hessischen Betrieb durchgeführt. Die Ergebnisse werden in der LW-Rubrik Tierhaltung ab der Seite 30 vorgestellt.

Eine Reportage zu einem weiteren hessischen Betrieb mit einem Kompostierungsstall finden Sie auf unserer Website unter www.lw-heute.de/genau-stall-bauen-wollten und einen weiteren Fachartikel unter www.lw-heute.de/freies-liegen-kuehe.

Marion Adams – LW 32/2015