Lebenselixier für Insekten
Der Feldahorn ist der Baum des Jahres 2015
Nach dem Spitzahorn (1995) und dem Bergahorn (2009) wurde vom Kuratorium Baum des Jahres (KBJ) der Feldahorn zum Baum des Jahres 2015 gewählt.

Foto: Butko, Ellerich, Willow, Hintermeier
Bienen und Hummeln, Schmetterlinge und Käfer
Die heimischen Ahornarten zählen als willkommene Ãœberbrückungstracht zwischen Weide und Kirsche zu den bedeutendsten Frühsommer-Trachtpflanzen (20. Mai bis 15.Juni) unserer Honigbienen. Der Feldahorn macht hier keine Ausnahme. Als Nektarspender wird er von im Frühjahr fliegenden Wildbienen (Männchen und Weibchen) zur Eigenversorgung aufgesucht. Auch wenn das Pollenangebot spärlich ist, wurden von Insektenkundler Paul Westrich 14 Sandbienenarten (Andrena), eine Furchenbienenart (Lasioglossum) und eine Mauerbienenart (Osmia) ermittelt, daÂrunÂter so bekannte Arten wie Rotpelzige Sandbiene (A. fulva), Rotschopfige Sandbiene (A. haemorrhoa), Gelbfüßige Sandbiene (A. flavipes), Goldbeinige Sandbiene (A. chrysosceles) und die Rote Mauerbiene (O. rufa), die auch im Siedlungsbereich vertreten sind.
Holz, Blätter und Früchte des Feldahorns und seiner verwandten Arten sind Raupennahrung für mehrere Falterarten: Von den Blättern ernähren sich die Raupen der Ahorneule (Acronicta aceris), des Ahornspanners (Cyclophora annulata), des Ahornspinners (Ptilodontella cucullina) und des Haarschuppenspinners (Ptilophora plumigera). In tütenförmig aufgerollten Blattteilen lebt die Raupe der Ahornmotte (Gracillaria rufipennella), in den Früchten die Ahornminiermotte (Nepticula sericopeza). Die Raupe des Ahornwicklers (Croesia forsskaleana) frisst zunächst ebenfalls in den Samen, nach der Überwinterung in zusammengesponnenen Blättern.
Der auch als Spanische Fliege bekannte Pflasterkäfer (Lytta vesicatoria) ernährt sich von Blättern, während sich seine Larven in Wildbienennestern entwickeln. Der Ahornblattroller (Deporus tristis) fertigt für seine Nachkommen Ahornblatt-Trichterrollen. Trockene oder bereits morsche Zweige, Äste und Stubben verschiedener Laubbäume, darunter auch Ahorne, benötigen die Larven mehrerer Bockkäferarten als Entwicklungssubstrat: Feldahornbock (Alosterna tabacicolor), Schwarzschwänziger Schmalbock (Strangalia melanura), Bunter Scheibenbock (Phymatodes alni) und Keulenfüßiger Scheckenbock (Acanthoderes clavipes).
Vielseitige Nutzpflanze im Dienst des Menschen
Früher wurde der raschwüchsige, robuste Feldahorn „geschneitelt“: Die jungen Zweige wurden regelmäßig zur Viehfuttergewinnung abgeschnitten, wodurch die Bäume mit der Zeit eine mehr oder weniger zylinÂdrische Gestalt bekamen und verstärkt zu neuem Austrieb angeregt wurden. Das feine, harte und ziemlich schwere Holz ist zäh, schwindet und arbeitet wenig. Es ist schön gemasert und wird hauptsächlich für Drechsler- und Kunsttischlerarbeiten, Intarsien, Musikinstrumente, Pfeifenköpfe und dergleichen verwendet. Die aus dem Feldahorn gewonnene Holzkohle wird wegen ihrer hohen Qualität sehr geschätzt.
Der Feldahorn gilt als guter Hangbefestiger an Böschungen sowie an den Ufern schnell fließender Gewässer. Als Heckenpflanze verträgt er starken Schnitt. Er ist kaum rauchgefährdet und eignet sich so zur Begrünung von Halden in Industriegebieten. Da der Feldahorn Trockenphasen recht gut übersteht, hat er als Kübelpflanze auch Eingang in Dachgärten und Fußgängerzonen gefunden („Mobiles Grün“).
Die nächsten Verwandten im In- und Ausland
Die Gattung Ahorn ist mit etwa 150 Arten in den Wäldern von Nordamerika, Ostasien und Europa vertreten. In Mitteleuropa finden neben dem Feldahorn noch zwei Arten ihre natürliche Verbreitung: der Spitzahorn (Acer platanoides), der in Laubmischwäldern und als Zierform in Parkanlagen vorkommt, sowie dem anspruchsvolleren, aber schattenverträglichen Bergahorn (Acer pseudoplatanus).
Als beliebte fremdländische Ziersträucher oder -bäume seien abschließend noch genannt: die amerikanischen Arten Eschenahorn (Acer negundo), Zuckerahorn (A. saccharum) und Rotahorn (A. rubrum) sowie die farbenprächtigen und formschönen Japanischen Ahorne.
Helmut Hintermeier – LW 7/2015