Zierliche Pflanze mit teuflischem Namen

Der Teufelsabbiss ist die Blume des Jahres 2015

Die Stiftung Naturschutz Hamburg hat den Gemeinen Teufelsabbiss (Succisa pratensis) zur Blume des Jahres erklärt. Auch mit dieser Wahl soll nicht nur auf den Schutz dieser Staude, sondern zugleich auf deren bedrohten Lebensraum hingewiesen werden.

Die Blüten des Teufelsabbisses werden gerne von Hummeln besucht.

Hauptursache für die Gefährdung dieser Pflanze ist die Beeinträchtigung und Zerstörung ihrer Lebensräume: Feuchte Wiesen wurden entwässert, gedüngt oder zu Acker- und Bauland umgewandelt. Größere Bestände der zu den Kardengewächsen (Dipsacaceae) zählende und mit den Skabiosen nahe verwandte Art finden sich noch im Schwarzwald und in den Alpen.

Je nach Standort wird der Teufelsabbiss etwa 30 bis 50 Zentimeter, manchmal sogar bis 80 Zentimeter hoch. Die hellblauen, violetten, selten rosafarbenen Blüten stehen in kugeligen (anfangs halbkugeligen) endständigen, zwei bis drei Zentimeter großen Köpfchen. Der botanische Gattungsname geht auf das lateinische succuidere = abschneiden zurück und bezieht sich auf den Wurzelstock, der wie abgeschnitten oder abgebissen aussieht. Die deutschen Namen Teufelswurz, Teufelsabbiss oder einfach Abbiss gründen in der weit verbreiteten Sage, dass der über die Heilkraft des Krautes ergrimmte Teufel die Wurzel abgebissen habe, um so die nützliche Heilpflanze zu zerstören. Daneben gibt es noch einige weitere volkstümliche Bezeichnungen wie Rossauge, Blauer Hans, Sankt-Peter-Kraut, Laus- oder Stickblume.

Die Blütezeit erstreckt sich von Juli bis September/Oktober. Auf feuchten Wiesen gehören die blauen Blütenköpfchen von zwei Zentimetern Durchmesser zu den auffälligsten Erscheinungen der Blumenwelt und werden daher sehr eifrig von Insekten besucht. Neben Stöcken mit 50 bis 80 vormännlichen Zwitterblüten finden sich auch solche mit etwas kleineren weiblichen Blüten. Die Blüten öffnen sich von außen fortschreitend nach innen.

Neben Honigbienen sammeln auch mehrere Hummelarten Nektar und Pollen. Wildbienenarten sammeln Pollen für ihre Brutzellen, Schwebfliegen verzehren Pollen und Nektar gleich an Ort und Stelle. Das lang anhaltende Nektarangebot wird von bis zu 28 Falterarten genutzt. Der Gemeine Teufelsabbiss gehört ferner zu den Raupenfutterpflanzen einiger Schmetterlingsarten.

Heilwirkungen und Gartenpflanze

Als Heilpflanze wurde der Teufelsabbiss früher gegen Epilepsie, Pest und Gonorrhö sowie als Gurgelwasser gegen Halsentzündungen und äußerlich gegen Krätze und Hautinfektionen eingesetzt. Der nach der Blütezeit ausgegrabene Wurzelstock fand als Tee regelmäßig Verwendung bei Durchfall. Zur Wundbehandlung wurde eine Tinktur aus getrockneten Wurzelteilen eingesetzt.

Wer den Teufelsabbiss im Garten haben möchte, muss sich an den Fachhandel wenden. In freier Natur darf die Pflanze nicht ausgegraben werden. Der geeignete Standort ist das Umfeld eines Gartenteiches, ein Moorbeet oder gleich ein ganzer Moorgarten. Dort bildet der Teufelsabbiss zusammen mit Schwalbenwurzenzian, Blauschwingel, Sumpfveilchen, Erika und Lorbeerrosen einen sehr hübschen Anblick. Eine Teilung kann im Frühjahr und dann wieder im Herbst erfolgen. Auch eine Aussaat sofort nach der Reife in feucht zu haltender Moorerde ist möglich.

Helmut Hintermeier – LW 7/2015