Lernspiele für Kinder
Mit Plättchen, Lupe und Knöpfen Zahlen und Buchstaben lernen
Lernspiele sollen Spaß machen und schulische Fähigkeiten trainieren. Sigrid Tinz hat für das LW einige davon mit Kindern ausprobiert und stellt die Ergebnisse hier vor.
Vom Kätzchen bis zum Menschenkind verbringen alle höheren Säugetiere viele Stunden pro Tag mit Spielen. Spielen macht Spaß, weil dabei glücklich machende Hormone ausgeschüttet werden. So merkt der Nachwuchs praktisch gar nicht, dass Spielen nicht nur für Zeitvertreib sorgt. Sondern es geht auch darum, die Welt zu erkunden und zu verstehen, die Sinne, die Muskeln und das Denken zu trainieren. Spielen ist Lernen. Immer.
Allerdings wird nicht bei jedem Spiel genau das trainiert, was Eltern und Lehrer gerade für nötig halten: Legolandschaften haben wenig mit Deutsch und Mathe zu tun, Fußball oder Barbie auch nicht.
Erst recht nicht ist jedes Lernen ein Spiel. Oft genug ist es dröges Auswendiglernen und Üben von Sachen, die einen womöglich noch nicht mal interessieren: Schönschrift, schriftliches Dividieren, lateinische Vokabeln.
Eine Brücke schlagen sogenannte Lernspiele: Das Lernen ist wie ein Spiel gestaltet, sodass es eben doch Spaß macht. Bestes Beispiel sind Lernspiele für den PC oder die Konsole. Viele Kinder üben gerne eine Extraportion Mathe – Hauptsache, sie dürfen dafür an den Computer.
Nicht-elektronische Lernspiele sind besonders für Kindergarten- und Grundschulkinder jedoch besser geeignet, sind sich die meisten Entwicklungspsychologen, Neurowissenschaftler und auch die Lernspiel-Hersteller einig: „Für die Entwicklung der Kinder sind Erlebnisse aus erster Hand, in der dreidimensionalen Welt, verbunden mit konkreter sinnlicher Erfahrung sehr wichtig“, sagt Daniela Kern vom Arena Verlag. Also: nicht nur scrollen, schauen und klicken, sondern: Mit Händen, Papier, Stiften und anderen Dingen arbeiten, anfassen, drehen und wenden – so werden im Gehirn mehr Nervenverbindungen genutzt, der Lerneffekt ist ganzheitlich und größer.
Der Markt für nicht-elektronische Lernspiele ist kleiner als der für elektronische, aber er ist gut bestückt. Die meisten Anbieter erweitern und verbessern ihre Produkte entsprechend der jeweiligen pädagogischen Erfordernissen und Erkenntnissen stetig. Verlässliche und aussagekräftige Studien gibt es allerdings nicht, die sagen, ob und wie sich das Können im Rechnen, Schreiben, Lesen und Denken durch diese Lernspiele verbessert.
Spiele mit Selbstkontrolle
Folgend werden die Lernspiele vorgestellt, die gut funktioniert, den Testkindern Spaß gemacht und sich in der ein oder anderen Form als lehrreich erwiesen haben. Wichtiges Bewertungskriterium war außerdem, dass die Kinder die Spiele weitgehend alleine bearbeiten konnten. Nicht nur wegen des pädagogisch wichtigen eigenständigen Arbeitens, sondern weil sich so die Extraportion Lernen im Familienalltag zwischen Hof, Haus, Beruf und Garten deutlich leichter einbauen lässt. Deswegen wurden nur Spiele ausgewählt, die eine sogenannte Selbstkontrolle eingebaut haben: Beim LÜK zum Beispiel ist es das bunte Muster, das sich ergibt, wenn alle Plättchen an der richtige Stelle liegen; bei den Lern-Detektiven offenbart erst eine rote Zauberlupe das richtige Ergebnis.
Stimmt: Die Kinder können dabei schummeln, das Muster abpuzzeln, die Lupe auf die Lösung legen und dann erst das Rätsel bearbeiten. Tun sie das, ist vielleicht der Spaßanteil zu klein und man sollte nach einem anderen Lernspiel suchen. Die meisten Kinder aber bringen sich nicht einfach so um das Erfolgserlebnis: „Zu gucken, welches Muster kommt, und ob ich es richtig habe, das ist jedes Mal ein bisschen wie ein Adventskläppchen aufzumachen“, meint ein Kind beim Ausprobieren.
Der Klassiker: LÃœK
Lerne, übe, kontrolliere, diese Worte verbergen sich hinter den beinahe seit Generationen eingesetzten LÃœK-Kästen. Das Grundprinzip ist seit seiner Erfindung vor bald 50 Jahren gleich geblieben: Es besteht aus einem Kasten voller Plättchen. Jedes Plättchen hat eine Nummer. Man nimmt ein Plättchen, sucht im dazugehörenden Heftchen die Aufgabe mit dieser Nummer und löst die Aufgabe. Das Ergebnis der Aufgabe hat ebenfalls eine Nummer, und auf genau die gleiche im Deckel des AufgabenkasÂtens wird dann das Plättchen gelegt. Sind alle Aufgaben auf einer Seite gelöst, wird der KasÂten zusammengeklappt und umgedreht wieder geöffnet: Ein grafisches buntes Muster ist entstanden – wenn alle Aufgabenplättchen auf den richtigen Lösungsfeldern liegen.
In den vergangenen Jahren wurde das LÃœK-System erweitert (alte Kästen funktionieren aber noch!): Neben dem eigentlichen LÃœK mit 24 Plättchen gibt es miniLÃœK mit 12 für Vorschulkinder und BambinoLÃœK mit 6 Plättchen für Klein- und Kindergartenkinder. Letzteres hat eher Puzzlecharakter und nutzt mehr dem guten Gefühl förderungsbewusster Eltern oder dem Familienfrieden, wenn die kleinen Geschwister auch mal „lüken“ wollen.
Insgesamt gibt es rund 400 verschiedene Hefte, die Themen decken nahezu alle pädagogischen Disziplinen ab – von Konzentrationsübungen über Mathe, Englisch, Erdkunde bis zur Verkehrserziehung. LÜK ist ideal für Vorschulkinder, die sich für Buchstaben und Zahlen interessieren, beziehungsweise deren Eltern, die ihrem Nachwuchs spielerisch Lernanregungen geben wollen. Es ist auch für Grundschüler geeignet, die ein bisschen mehr Übung für das Einmaleins brauchen. Nachteil: Kreativität, sprachliche Stärken oder eigenständiges Denken lassen sich im Richtig-Falsch- Schema schlecht abfragen.
Ein LÜK-Kasten (auch Lösungsgerät; Westermann Lernspielverlag) kostet rund 17 Euro, jedes Übungsheft 5,90 Euro (bestellbar über Landmedia).
Tipp: Wem ein Plättchen verloren gegangen ist, der schickt einen frankierten RückÂumschlag mit Angabe der fehlenden Nummer, der Farbe des Kastens und des Deckels an: Westermann Lernspielverlag, Postfach 4929, 38039 Braunschweig.
Brett mit runden Knöpfen: Logico
Logico ist ein buntes Kunststoffbrett und funktioniert ähnlich wie das LÃœK-Prinzip: Eine richtige Lösung ergibt ein richtiges Muster. Dafür sind auf dem Brett bunte Knöpfe angebracht, die sich hin- und herschieben lassen. Praktisch ist dabei, dass kein Steinchen in der Sofaritze verschwinden kann. In den Rahmen hinein wird ein Aufgabenblatt oder -block geschoben. Jede Aufgabe darauf ist mit einem farbigen Punkt gekennzeichnet. Ist die Aufgabe gelöst, wird der farblich passende Knopf an die Farbe auf der LösungsleisÂte geschoben. Wenn die ganze Seite gelöst ist, wird das Aufgabenblatt umgedreht und geprüft, ob die gleichen Farben immer nebeneinander stehen. Dann ist alles richtig. Auf den Rückseiten der Aufgabenblätter gibt es MalÂideen, Rätsel wie Labyrinth oder Spiel- und Bastelvorschläge, sodass auch die Kreativität, der Umgang mit Stift und Papier sowie die Bewegung nicht zu kurz kommen.
Es gibt verschiedene Ausführungen: für verschiedene Altersstufen mit mehr oder weniger Schiebeknöpfen, für zu Hause, für den Unterricht.
Die Logico-Rahmen kosten zwischen 15 und 20 Euro, Aufgabenblöcke 5 Euro. Zu beziehen direkt beim Verlag unter www.finken.de.
Richtig wickeln bei Bandolo
Buchstaben, Mengen erkennen, Reihenfolgen, Zahlen, verschiedene Sachkundethemen von Pferden über Fahrzeuge bis Fußball – jedes der Bandolo-Spiele hat sein eigenes Thema, jedes Blatt wiederum ist ein in sich abgeschlossenes Quiz: Die Fragen sind als Bilder in der oberen Reihe dargestellt und werden von links nach rechts bearbeitet. Die zugehörige Lösung findet sich in der unteren Reihe, irgendwo. Dorthin wird dann die Schnur gewickelt. Am Schluss wird der Fächer umgedreht: Folgt die echte Schnur der auf der Rückseite vorgedruckten Lösungsspur? Dann war alles richtig. Die kekspackungsgroßen Pappfächer sind absolut stabil – auch wenn es dem Baby in die Finger fällt – und eine prima Motorik- und KonzentrationsÂübung, um sich auf kleine Wartesituationen oder Autofahrten nützlich die Zeit zu vertreiben.
Bandolino: für kleine Kinder, ab 7,95 Euro; Bandolo: für die Vorschule bis zu den ersten Grundschulklassen, ab 9,95 EuÂro, beide Arena-Verlag (bestellbar über Landmedia).
Lern- und Lesedetektive
Lara, Karlo und der Hund Konfetti sind die Lern-Detekive, die Deutsch- und Matherätsel zu knacken haben – mit einer roten Zauberlupe können Kinder dann jeweils erkennen, ob ihre Lösung stimmt. Die Lern-Detektive erscheinen bei Ravensburger, die Hefte für verschiedene Klassen kosten je 4,99 Euro. Das beste sind die dazu passenden magischen Tafeln für das kleine und das große Einmaleins: Die Aufgabe wird gelöst, das Ergebnis mit einem abwischbaren Filzstift notiert, und dann wird das schwarze Feld dahinter mit dem Finger gerieben. Durch diese Wärme verschwindet das Schwarze wie von Zauberhand und die Lösung erscheint (je 4,99 Euro, bestellbar über Landmedia).
Vom Duden-Verlag gibt es die Reihe „Lesedetektive“: dünne Bücher über Prinzessinnen, Piraten, Ponys, Räuber, Ferien, Bauernhoftiere, in denen je nach Altersstufe längere oder kürzere Geschichten zu lesen sind; dann können die Kinder Fragen dazu beantworten, rätseln oder Teile der Geschichte selber malen und zeichnen. Die Hefte kosten 7,95 Euro (bestellbar über Landmedia).
Lernpuzzle: Lesehexe und Rechenkönig
Zwei dicke Holzfüße haben sie, die Lesehexe und der Rechenkönig. Und nur, wenn das Kind die genau zueinander gehörenden Karten gefunden und in den Papprahmen gelegt hat – Wort und Anfangsbuchstabe oder Rechenaufgabe und Ergebnis – dann passen diese dicken Füße in die auf den Karten vorgestanzten Löcher. Das Spiel ist ideal für Eltern, die das stabile und ästhetisch-niedliche Haba-Design mögen und für Kinder, die gerne puzzeln und sich wirklich dafür interessieren, Zahlen und Buchstaben zu lernen (und die es nicht nebenbei „untergejubelt“ bekommen sollen). Beide Spiele lassen sich auch mit mehreren Kindern spielen; sie kosten je 17,95 Euro (www.landmedia.de).Viel Spaß mit dem Rechenkapitän Die Serie „spielend neues Lernen“ von Ravensburger enthält verschiedene Spiele zum Thema Buchstaben und Zahlen von „E wie Elefant“ über die „Leseburg“ bis zum „Zahlenfluss“, alle, so der Verlag „wissenschaftlich begleitet von Hirn- und Lernforschern“. Spaß machen alle durchaus, aber unübertroffen ist der Rechenkapitän: Alle Testkinder (und deren Eltern) haben mit Begeisterung ihre Schiffe mit Bananenkisten, Holz und Spielzeug beladen, sie zu den Lagerhäusern tuckern lassen und dort die Ladung wieder gelöscht – und zwar unabhängig von ihrer Matheaffinität. Die Kisten sind entsprechend der aufgedruckten Zahl unterschiedlich groß, die Schiffsbäuche und die Lagerräume auch, sodass die Kinder ununterbrochen mit Zahlen, Größen und Summen hantieren und so wie nebenbei ein Gefühl dafür bekommen, dass 4 größer ist als 2, und 2 plus 2 4 ergibt.
Der Rechenkapitän kosÂtet 11,99 Euro (bestellbar über Landmedia). Das Spiel kann auch mit mehreren Kindern gespielt werden, ab fünf.
– LW 48/2012