LSV Sommer-Braugerste und Sortenempfehlung zur Aussaat 2020
Aktuelle Sorten zeigen hohe Ertragsstabilität
Auf rund 19 200 ha wurde im vergangenen Jahr in Hessen Sommer-Braugerste angebaut – damit zeigt der Anbauumfang keine Veränderung zum Vorjahr. Bundesweit hingegen hat der Anbau von Sommergerste rund 90 000 ha verloren, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass der Ackerfutterbau aufgrund der Futterknappheit in 2018 ausgedehnt wurde. Sommergerste steht bevorzugt auf trockeneren, leicht erwärmbaren Böden und kann in einem Jahr wie 2019, das durch Trockenheit geprägt war, ihr Ertragspotenzial nicht voll ausschöpfen.
Umso überraschender war das noch gute Ertragsergebnis von im Mittel 54 dt/ha (Grafik). Der Mehrertrag von 9 Prozent zum Vorjahr fällt aber geringer aus als bei der Wintergerste (plus 17 Prozent), was vermutlich darin begründet ist, dass die Sommergerste stärker der Frühjahrs- und Sommertrockenheit ausgesetzt war. Der Abstand zur Wintergerste lag im aktuellen Jahr bei 23 Prozent und somit etwas über der Ertragsdifferenz von 20 Prozent im langjährigen Mittel.Hohes Wasserdefizit im Unterboden
Das Anbaujahr 2019 war geprägt durch Umweltbedingungen, die zum Teil noch aus dem Extremjahr 2018 nachwirkten. So war der Herbst 2018 deutlich zu trocken und der relativ milde aber niederschlagsreiche Winter konnte die Bodenwasservorräte nicht wieder völlig auffüllen. Die Vegetationsperiode 2019 startete also mit einem hohen Wasserdefizit im Unterboden, so dass die Bestände zunächst von einer regelmäßigen Niederschlagsverteilung abhängig waren. Eine Phase mit tieferen Temperaturen und Dauerfrost gab es in der dritten Januardekade, was eine Frostgare begünstigte und damit für lockere Böden zur Aussaat sorgte.
Aufgrund der überdurchschnittlichen Temperaturen in den ersten Monaten des Jahres konnte die Aussaat der Sommergerste von Ende Februar in den Gunstlagen bis Ende März bei guten bis sehr guten Bodenverhältnisse durchgeführt werden. Die Saat lief überwiegend gut und gleichmäßig auf, regional konnte jedoch Wassermangel das Auflaufen behindern. Kühlere Temperaturen und Niederschläge im Mai begrenzten die drohenden Schäden der Frühjahrstrockenheit in den meisten Regionen.
Die sich im Juni anschließende Hitzeperiode setzte den Beständen jedoch wieder zu. Dies zeigt sich auch in den Qualitäten der Erntepartien, die zum Teil zu geringe Proteingehalte oder Vollgerstenanteile aufwiesen. Der Krankheitsdruck war aufgrund der Witterungsverhältnisse als vergleichsweise gering einzustufen und die Ernte konnte bei trockener Witterung meist problemlos ablaufen.
Dr. Antje Herrmann, LLH, Landwirtschafts- zentrum Eichhof – LW 2/2020