LSV Sommerweizen und Sortenempfehlung zur Aussaat 2020

Geringere Erträge durch kürzere Vegetationszeit

Die Sommerweizen-Anbaufläche beträgt in Hessen knapp 2 Prozent der Winterweizenfläche. Sommerweizen stellt damit im Vergleich zu Sommergerste und Hafer eine Nischenkultur dar. Dennoch führt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) seit Jahren auf mehreren Standorten Landessortenversuche (LSV) durch, da der Kultur in Einzeljahren durchaus eine größere Bedeutung zukommen kann. Auch die Züchtungsunternehmen investieren nach wie vor in die Entwicklung neuer Sorten. So wurden etwa im vergangenen Jahr drei neue Sommerweizen zugelassen.

Zügiger Aufgang und gute Jugendentwicklung sind Voraussetzung für eine hohe Ertragsleistung.

Foto: Dr. Herrmann

Bedeutung bekommt Sommerweizen beispielsweise in kritischen Jahren, wenn der Winterweizen aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse nicht mehr rechtzeitig in die Erde kommt oder nach starken Auswinterungen großflächig umgebrochen werden muss. In solchen Jahren kann die Saatgutverfügbarkeit zum Flaschenhals werden. In einigen Regionen wird Sommerweizen auch als Wechselweizen für sehr späte Aussaaten nach spät räumenden Vorfrüchten eingesetzt. Die Eignung für die Herbstaussaat wird als Merkmal in der Beschreibenden Sortenliste erfasst.

Die in normalen Jahren geringe Anbaubedeutung von Sommerweizen ist darauf zurückzuführen, dass er auch bei optimalem Aussaattermin nicht an das Ertragspotenzial von Winterweizen heranreicht und auch im Vergleich zu Winterraps bislang ökonomisch nicht konkurrenzfähig ist. Die Ursache für die geringere Ertragsleistung ist eine deutlich kürzere Vegetationszeit, in der die Anlage und Ausbildung der Ertragsorgane witterungsbedingt oft nicht optimal durchlaufen werden können. Weiterhin kann Sommerweizen die über Winter gespeicherte Bodenfeuchte nicht so effizient nutzen wie Winterweizen. In der Folge können die Erträge auch stärker zwischen den Jahren schwanken. Zu dem Rückgang des Sommerweizenanbaus beigetragen hat auch sicherlich, dass in den letzten Jahrzehnten der Ertrag von Winterweizen durch enorme Zuchtfortschritte stärker angestiegen ist als der von Sommerweizen.

Dr. Antje Herrmann, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Landwirtschaftszentrum Eichhof – LW 2/2020