Mainzer Weinsalon als Selbstläufer
Rheinhessische Jungwinzer werben für ihre Produkte
Sie wollen ihren rheinhessischen Wein bekannter machen. Vor allem junge Leute – die Kunden von morgen – sollen auf den Geschmack kommen. Die monatliche After-Work-Party in Mainz des Mainzer Weinsalons ist mittlerweile zum Selbstläufer geworden.

Foto: Dagmar Hofnagel
Angebot spricht gemischtes Publikum an
„Hier kommen aber nicht nur junge Leute vorbei. Alle Altersgruppen und Betätigungsfelder sind vertreten“, freut sich auch Judith Dorst, ehemalige Vorsitzende des Arbeitskreises und derzeit amtierende rheinhessische Weinkönigin aus Wörrstadt über das gemischte Publikum. So sind die Studenten auf dem Fahrrad genauso dabei wie der Anzug tragende Angestellte und testen an den aufgebauten Pavillons die Rebsäfte aus der rheinhessischen Umgebung. Wenn es am Anfang auch schwer war, den Platz am Rhein zu füllen, sind es heute in der Regel 1 200 bis 1 500 Kunden, die im Laufe des Abends ihre Weine probieren. Im April jedes Jahr zum Geburtstag sind alle Winzerbetriebe auf der Eröffnungsveranstaltung vertreten. Die restlichen Veranstaltungen werden gerecht unter den Mitgliedern aufgeteilt.
Werbung kaum noch notwendig

Foto: Mainzer Weinsalon
In diesem Jahr haben sie sich neben dieser regelmäßigen Einrichtung das erste Mal an ein extra Angebot ihrer Gruppe gewagt: Das Winterevent auf einem Schiff unter dem Motto „Mainzer Weinsalon geht
R(h)ein“. Auch hier konnten sie sich über Nachfrage nicht beklagen. Die 400 Karten zu 18 Euro im Vorverkauf und 20 Euro an der Abendkasse waren bald vergriffen und das gemietete Schiff am Anleger voll. In dem Preis waren das Eintrittsgeld mit Begrüßungssekt sowie die Verkostung von 75 Weinen in einer offenen Weinprobe, drei Rheinhessen-Tapas und die Weinparty inklusive. 15 Winzer durften im Januar jeweils sechs ihrer Weine präsentieren. Entstanden ist die Idee, weil die Kunden das Angebot der Organisation über den Winter vermissten. Über weitere Aktivitäten in dieser Richtung wird in der Gruppe nachgedacht.
Bewerber reichlich vorhanden
In diesem Jahr kann der Mainzer Weinsalon bereits seinen fünften Geburtstag feiern. Bald nach der Aufnahme von Mainz in das Great Wine Capitals Global Network(GWC) 2008 – einem Zusammenschluss der exklusivsten und bekanntesten Weinbaustädte weltweit – haben sich auch die jungen Leute mit Hilfe der Landjugend auf den Weg gemacht. Mittlerweile stehen sie auf eigenen Füßen und haben einen eigenen Verein gegründet. Die Gründer sind meistens nicht mehr in der aktuellen Gruppe dabei. Offiziell dürfen sich die Winzer bis zu ihrem 35sten Geburtstag Jungwinzer nennen. „Meistens verlassen sie den Arbeitskreis aber bereits vorher, wenn sie beispielsweise Familien gründen“, weiß Fischborn aus Erfahrung, „und engagieren sich in anderen Gremien des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V., zu dem auch die Jungwinzer gehören. Jüngere Produzenten rücken nach. Die Zahl 18 im Mainzer Weinsalon aber bleibt stabil. Scheiden Mitglieder aus, wird über die gleiche Anzahl an Neuaufnahme in der gesamten Gruppe entschieden. „Im Moment haben wir auf zwei Plätze 20 Bewerbungen“, ist Fischborn stolz. „Sie sollten aber schon in das Gesamtgefüge passen und zuverlässige Kollegen sein“, sind sich die aktiven jungen Leute einig.
Sozial engagiert

Foto: Mainzer Weinsalon
Das passende Essen zu den Weinen auf ihren Veranstaltungen bekommen sie von ihrem Caterer „Pollers Häusje“ aus Mainz. Das Restaurant stellt zudem einmal im Monat die Angebote eines Winzers des Mainzer Weinsalons in seinem Restaurant vor. Seit zwei Jahre arbeiten Winzer und Caterer zusammen.
Daneben sind die jungen Leute aber auch sozial engagiert. So haben sie schon einen Teil ihres Erlöses an die Stiftung Bärenherz in Wiesbaden – eine Stiftung für schwerstkranke Kinder – oder an den Förderverein des Fußballvereins Mainz 05 gespendet.
Im Mainzer Weinsalon sind alle Produktions- und Vertriebsarten vertreten: Vom Nebenerwerbswinzer bis zum hauptberuflichen Produzenten, der seine Weine über den Fachhandel vertreibt. Die Mischung macht die gemeinsame Aufgabe so interessant.
Arbeitskreis sehr aktiv
Neben dem Mainzer Weinsalon können die Jungwinzerinnen und Jungwinzer aus dem Arbeitskreis Jungwinzer Rheinhessen noch einige andere Aktivitäten vorweisen. So gestalten sie beispielsweise jedes Jahr im Januar in Nieder-Olm während der Agrartage die Jungweinnacht. Hier stellen die jungen Winzer ihre jungen Weine des Vorjahres vor. Daneben ist der Arbeitskreis sowohl politisch als auch gesellschaftlich unterwegs. Zu neuen Gesetzesentwürfen geben sie eigene Stellungnahmen ab und verfassen Positionspapiere.
Termine
Die nächsten Termine des Mainzer Weinsalons am Brückenkopf der Theodor-Heuss-Brücke in Mainz: jeweils ab 17 Uhr am 1. April, 6. Mai, 3. Juni, 1. Juli, 5. August, 2. September.
Internet: www.mainzer-weinsalon.de.
Themenweinproben – auch mit Weinen aus dem Ausland – gehören genauso auf ihren jährlichen Zeitplan wie der Besuch von Firmen, die für sie interessant sind. Feldbegehungen sowie Steuertipps oder die Beratung von Betrieben dürfen nicht fehlen.
Für ein besseres Verständnis auch bei den Mitgliedern der Gesellschaft, die sich in diesem Metier nicht so gut auskennen sowie für ihre Kunden und Interessierte veranstalten sie den Tag des offenen Hofes. In Berufsorientierungsseminaren informieren sie über die grünen Berufe und sprechen damit gezielt junge Leute an. Der Ausschank auf Festen nimmt automatisch einen festen Bestandteil in ihren Terminkalendern ein.
Weitere Mitglieder willkommen
Die gegenseitige Hilfe und Unterstützung sowie der Austausch an Erfahrung spielt in der Gruppe eine große Rolle. Auch wenn jeder Betrieb seine eigene Philosophie hat, gibt es immer wieder Schnittmengen, die den Einzelnen weiterbringen können. „Bereits vor zehn Jahren sind die Jungwinzer in Rheinhessen sehr aktiv gewesen, und wir können diese Tradition jetzt fortsetzen“, ist Judith Dorst froh. Der rheinhessische Arbeitskreis ist in Deutschland mit 50 bis 70 aktiven Mitgliedern der größte seiner Art. Für weitere Mitglieder ist der Arbeitskreis offen.
Dagmar Hofnagel – LW 13/2014