Mainzer Weinsalon als Selbstläufer

Rheinhessische Jungwinzer werben für ihre Produkte

Sie wollen ihren rheinhessischen Wein bekannter machen. Vor allem junge Leute – die Kunden von morgen – sollen auf den Geschmack kommen. Die monatliche After-Work-Party in Mainz des Mainzer Weinsalons ist mittlerweile zum Selbstläufer geworden.

Judith Dorst aus Wörrstadt, amtierende rheinhessische Weinkönigin, und Martin Fischborn aus Dexheim sind mit viel Elan beim Mainzer Weinsalon dabei.

Foto: Dagmar Hofnagel

Jeden ersten Dienstag im Monat bieten Jungwinzer der Landjugend Rheinhessen-Pfalz am Brückenkopf der Theodor-Heuss-Brücke am Mainzer Rheinufer ihre Weine unter freiem Himmel an. Sie wollen zeigen, was sie können und gleichzeitig den Verkauf ihrer Produkte ankurbeln. „Bisher war es üblich, dass in Mainz die Weine aus dem Rheingau getrunken wurden. Das wollen wir ändern“, ist das erklärte Ziel von Martin Fischborn aus Dexheim, einer der beiden Vorsitzenden der Landjugend Rheinhessen-Pfalz und gleichzeitig Mitglied im Arbeitskreis Jungwinzer Rheinhessen. 18 junge Leute aus diesem Arbeitskreis wechseln sich nach einem ausgeklügelten System ab, um ihre Weine von April bis Oktober ab 17 Uhr bis in den späten Abend an „die Frau oder den Mann zu bringen“.

Angebot spricht gemischtes Publikum an

„Hier kommen aber nicht nur junge Leute vorbei. Alle Altersgruppen und Betätigungsfelder sind vertreten“, freut sich auch Judith Dorst, ehemalige Vorsitzende des Arbeitskreises und derzeit amtierende rheinhessische Weinkönigin aus Wörrstadt über das gemischte Publikum. So sind die Studenten auf dem Fahrrad genauso dabei wie der Anzug tragende Angestellte und testen an den aufgebauten Pavillons die Rebsäfte aus der rheinhessischen Umgebung. Wenn es am Anfang auch schwer war, den Platz am Rhein zu füllen, sind es heute in der Regel 1 200 bis 1 500 Kunden, die im Laufe des Abends ihre Weine probieren. Im April jedes Jahr zum Geburtstag sind alle Winzerbetriebe auf der Eröffnungsveranstaltung vertreten. Die restlichen Veranstaltungen werden gerecht unter den Mitgliedern aufgeteilt.

Werbung kaum noch notwendig

Die Auftaktveranstaltung in den Weinsalon-Sommer beginnt in diesem Jahr am 1. April. Danach findet die After-Work-Party an jedem 1. Dienstag im Monat am Brückenkopf der Mainzer Theodor-Heuss-Brücke statt.

Foto: Mainzer Weinsalon

Werbung benötigen die jungen Leute mittlerweile nicht mehr zwingend. In einigen regionalen Radiosendern wird an das Event bereits regelmäßig erinnert. Ansonsten läuft die meiste Reklame über die sozialen Netzwerke und regionalen Zeitungen.

In diesem Jahr haben sie sich neben dieser regelmäßigen Einrichtung das erste Mal an ein extra Angebot ihrer Gruppe gewagt: Das Winterevent auf einem Schiff unter dem Motto „Mainzer Weinsalon geht

R(h)ein“. Auch hier konnten sie sich über Nachfrage nicht beklagen. Die 400 Karten zu 18 Euro im Vorverkauf und 20 Euro an der Abendkasse waren bald vergriffen und das gemietete Schiff am Anleger voll. In dem Preis waren das Eintrittsgeld mit Begrüßungssekt sowie die Verkostung von 75 Weinen in einer offenen Weinprobe, drei Rheinhessen-Tapas und die Weinparty inklusive. 15 Winzer durften im Januar jeweils sechs ihrer Weine präsentieren. Entstanden ist die Idee, weil die Kunden das Angebot der Organisation über den Winter vermissten. Ãœber weitere Aktivitäten in dieser Richtung wird in der Gruppe nachgedacht.

Bewerber reichlich vorhanden

In diesem Jahr kann der Mainzer Weinsalon bereits seinen fünften Geburtstag feiern. Bald nach der Aufnahme von Mainz in das Great Wine Capitals Global Network(GWC) 2008 – einem Zusammenschluss der exklusivsten und bekanntesten Weinbaustädte weltweit – haben sich auch die jungen Leute mit Hilfe der Landjugend auf den Weg gemacht. Mittlerweile stehen sie auf eigenen Füßen und haben einen eigenen Verein gegründet. Die Gründer sind meistens nicht mehr in der aktuellen Gruppe dabei. Offiziell dürfen sich die Winzer bis zu ihrem 35sten Geburtstag Jungwinzer nennen. „Meistens verlassen sie den Arbeitskreis aber bereits vorher, wenn sie beispielsweise Familien gründen“, weiß Fischborn aus Erfahrung, „und engagieren sich in anderen Gremien des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V., zu dem auch die Jungwinzer gehören. Jüngere Produzenten rücken nach. Die Zahl 18 im Mainzer Weinsalon aber bleibt stabil. Scheiden Mitglieder aus, wird über die gleiche Anzahl an Neuaufnahme in der gesamten Gruppe entschieden. „Im Moment haben wir auf zwei Plätze 20 Bewerbungen“, ist Fischborn stolz. „Sie sollten aber schon in das Gesamtgefüge passen und zuverlässige Kollegen sein“, sind sich die aktiven jungen Leute einig.

Sozial engagiert

Die Jungwinzer des „Arbeitskreises Jungwinzer Rheinhessen“ bieten bei den After-Work-Veranstaltungen ihre Topweine aus Rheinhessen an.

Foto: Mainzer Weinsalon

Ihre Aktivitäten finanzieren sie über den Ausschank. Die Mitglieder bekommen pro ausgeschenkter Flasche Wein die Einstandskosten erstattet. Die Werbung soll für den weiteren Verkauf der Produkte dienen. Mittlerweile denken sie auch über Anschaffungen nach: 1 500 Gläser benötigen sie beispielsweise pro After-Work-Party. Die kann man kaum noch aus den einzelnen Weinbaubetrieben zusammentreiben. Auch über eine eigene Spülmaschine wird nachgedacht. So wird nach und nach eine eigenständige Ausrüstung angeschafft, der Rest weiterhin aus den Betrieben mitgebracht.

Das passende Essen zu den Weinen auf ihren Veranstaltungen bekommen sie von ihrem Caterer „Pollers Häusje“ aus Mainz. Das Restaurant stellt zudem einmal im Monat die Angebote eines Winzers des Mainzer Weinsalons in seinem Restaurant vor. Seit zwei Jahre arbeiten Winzer und Caterer zusammen.

Daneben sind die jungen Leute aber auch sozial engagiert. So haben sie schon einen Teil ihres Erlöses an die Stiftung Bärenherz in Wiesbaden – eine Stiftung für schwerstkranke Kinder – oder an den Förderverein des Fußballvereins Mainz 05 gespendet.

Im Mainzer Weinsalon sind alle Produktions- und Vertriebsarten vertreten: Vom Nebenerwerbswinzer bis zum hauptberuflichen Produzenten, der seine Weine über den Fachhandel vertreibt. Die Mischung macht die gemeinsame Aufgabe so interessant.

Arbeitskreis sehr aktiv

Neben dem Mainzer Weinsalon können die Jungwinzerinnen und Jungwinzer aus dem Arbeitskreis Jungwinzer Rheinhessen noch einige andere Aktivitäten vorweisen. So gestalten sie beispielsweise jedes Jahr im Januar in Nieder-Olm während der Agrartage die Jungweinnacht. Hier stellen die jungen Winzer ihre jungen Weine des Vorjahres vor. Daneben ist der Arbeitskreis sowohl politisch als auch gesellschaftlich unterwegs. Zu neuen Gesetzesentwürfen geben sie eigene Stellungnahmen ab und verfassen Positionspapiere.

Termine

Die nächsten Termine des Mainzer Weinsalons am Brückenkopf der Theodor-Heuss-Brücke in Mainz: jeweils ab 17 Uhr am 1. April, 6. Mai, 3. Juni, 1. Juli, 5. August, 2. September.

Internet: www.mainzer-weinsalon.de.

Themenweinproben – auch mit Weinen aus dem Ausland – gehören genauso auf ihren jährlichen Zeitplan wie der Besuch von Firmen, die für sie interessant sind. Feldbegehungen sowie Steuertipps oder die Beratung von Betrieben dürfen nicht fehlen.

Für ein besseres Verständnis auch bei den Mitgliedern der Gesellschaft, die sich in diesem Metier nicht so gut auskennen sowie für ihre Kunden und Interessierte veranstalten sie den Tag des offenen Hofes. In Berufsorientierungsseminaren informieren sie über die grünen Berufe und sprechen damit gezielt junge Leute an. Der Ausschank auf Festen nimmt automatisch einen festen Bestandteil in ihren Terminkalendern ein.

Weitere Mitglieder willkommen

Die gegenseitige Hilfe und Unterstützung sowie der Austausch an Erfahrung spielt in der Gruppe eine große Rolle. Auch wenn jeder Betrieb seine eigene Philosophie hat, gibt es immer wieder Schnittmengen, die den Einzelnen weiterbringen können. „Bereits vor zehn Jahren sind die Jungwinzer in Rheinhessen sehr aktiv gewesen, und wir können diese Tradition jetzt fortsetzen“, ist Judith Dorst froh. Der rheinhessische Arbeitskreis ist in Deutschland mit 50 bis 70 aktiven Mitgliedern der größte seiner Art. Für weitere Mitglieder ist der Arbeitskreis offen.

Dagmar Hofnagel – LW 13/2014