Milchkühe brauchen sehr viel P im Grundfutter

Phosphor-Versorgung des Grünlandes nicht vernachlässigen

Grünfutter und Konservate vom Grünland sind in vielen Regionen die Basis der Milchviehhaltung. Hohe Erträge mit guter Qualität auf dem Grünland reduzieren die Zusatzfutterfläche auf dem Ackerland ein und tragen so durch optimale Nutzung der Betriebsflächen für den Anbau von Marktfrüchten zum weiteren betriebswirtschaftlichen Erfolg bei. Im Zusammenhang mit der Grünland-Futterqualität kommt dem Mineralstoffgehalt der Pflanzen eine besondere Bedeutung zu.

Als Ursache für ungenügende P-Gehalte im Grundfutter insbesondere vom Grünland gilt die stark restriktive P-Düngung in den letzten Jahren.

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Die ausreichende Versorgung der Milchkühe mit Mengen- und Spurenelementen ist für Tiergesundheit und Leistungsvermögen von entscheidender Bedeutung. Erstrebenswert ist eine bedarfsgerechte Versorgung über das Grundfutter, ergänzt durch andere Futterstoffe.

Herausragende Rolle im tierischen Stoffwechsel

In der aktuellen Fachliteratur wird Phosphor (P) im Tierkörper eine herausragende Bedeutung bei der Energiegewinnung und Energieübertragung in den Zellen, als Eiweißbaustein sowie Baustein der DNS und als Bestandteil von Enzymen zugeschrieben. Rund 80 Prozent des P im Tierkörper sind in Knochen und Zähnen eingelagert. Als Bestandteil der Zellwände ist P im ganzen Körper eingebunden.

Deshalb spielt es auch so eine wichtige Rolle im Fruchtbarkeitsgeschehen sowie zur Aufrechterhaltung des optimalen Säure-Basis-Verhältnisses im Blut. P gilt als Würze des Grundfutters, bedingt die Schmackhaftigkeit und fördert so die Futteraufnahme der Tiere.

Ein P-Mangel kann schwerwiegende Folgen haben:

  • verringerter P-Blutspiegel
  • geringere Futteraufnahme; Milchleistungsverlust
  • verminderte Aktivität der Tiere
  • Gewichtsverlust, Abmagerung, Durchfall, Nasenfluss
  • atypisches Festliegen
  • Nachgeburtsverhalten, struppiges Haarkleid

Knochenweiche Anstieg des Milchzellgehalts

Bei Milchkühen und Jungrindern bestehen Unterschiede: Der P-Bedarf bei wachsenden Rindern ist deutlich niedriger als bei Milchkühen. Die P-Verdaulichkeit ist bei wachsenden Jungtieren wesentlich höher, so dass der P-Bedarf der Jungtiere bereits allein über P-reiches Grundfutter abgedeckt wird. Dagegen muss die P-Versorgung von Hochleistungskühen für die Abgabe von P in die Milch ungleich höher sein.

Ungenügende P-Gehalte im Grundfutter

Für eine optimale Umsetzung des mit dem Grundfutter zugeführten Phosphors wird unter anderem das Ca-P-Verhältnis als Bewertungsfaktor herangezogen. Dabei gilt für Jungrinder als grobe Orientierung ein Wert von etwa 5 bis 6:1, für Milchkühe ist ein solch weites Verhältnis weniger günstig. Es gibt aber auch die Ansicht, dass weit weniger das Verhältnis als vielmehr der absolute P-Gehalt im Grundfutter für die Bedarfsdeckung der Tiere entscheidend ist.

In den letzten Jahren ist eine ständig weiter aufgehende Schere zwischen Verminderung der P-Versorgung der Tiere aus dem Grundfutter und dem Leistungsanstieg der Kühe. Entscheidende Ursache dafür ist der unzureichende P-Gehalt im Grundfutter infolge des dramatischen Rückgangs der P-Düngung auf dem Grünland.

Untersuchungen Österreich haben gezeigt, dass der P-Gehalt des Pflanzenbestands um so höher war, je höher auch der P-Gehalt im Boden lag. Eine sachgerechte P-Düngung sollte davon ausgehen, dass im Mittel des Jahres P-Gehalte von rund 0,3 Prozent bis 0,45 Prozent i. d. TM erreicht werden müssen. Allerdings lag bis zu 80 Prozent der untersuchten Flächen in den P-Gehaltsklassen A (sehr niedriger P-Gehalt) und B (niedriger P-Gehalt). Wird die P-Gehaltsklasse C (optimaler, anzustrebender P-Gehalt) unterschritten, muss eine Ergänzungsdüngung bei P- Gehaltsklassen (GK) A von 40 Prozent und bei P-GK von 20 Prozent zum P-Entzug der Pflanzen erfolgen.

P-Ergänzungsdüngung nicht nur auf dem Ackerland

Als ein vorrangiges Problem im Zusammenhang mit der oft mangelhaften P-Versorgung des Rindviehs aus dem Grundfutter müssen die meist völlig unzureichenden P-Gehalte insbesondere von Grünlandfutter herausgestellt werden. Aktuelle Literaturbeiträge kritisieren beispielsweise, dass mindestens 70 Prozent des österreichischen Grünlands zu niedrig mit Phosphor versorgt ist, was sich in der Folge nicht nur mit völlig unzureichenden P-Gehalten im Futter auswirkt.

Die Ursachen für unzureichende P-Gehalte von Grünlandfutter liegen sowohl im Rückgang der P-anspruchsvollen und auch reichlich Phosphor enthaltenden Leguminosen als auch in der allgemeinen verminderten P-Aufnahme aller Pflanzen. Neben kurzfristigen Lösungen über entsprechende Mineralfuttergaben sind langfristige Maßnahmen zur Erreichung optimaler P-Gehalte des Bodens in P-GK C sinnvoll und wichtig.

Dr. Manfred Kerschberger, Weimar, Dr. Volkmar König, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Jena – LW 25/2013