Neuer Schädling auf heimischen Kartoffeläckern

Versuche zur Drahtwurm-Bekämpfung in Wiesbaden

Der Kartoffelanbau wurde schon immer durch Krankheiten und Schädlinge bedroht. In den vergangenen Jahrhunderten hat das zu diversen Hungersnöten geführt. Forschung und Erfahrungen haben zu Möglichkeiten der Bekämpfung geführt. Aktuell macht sich wieder ein neuer Schädling auf den Kartoffeläckern breit.

Michael Lenz (rechts), Pflanzenschutzdienst Hessen, Nico Harter (Mitte), Universität Gießen, und Landwirt Manfred Dressler auf der Versuchsfläche.

Foto: Dr. Schaab

Die Züchtung, Anbauverfahren, Fruchtfolgen, chemische-, biologische- oder physikalische Verfahren haben in der Vergangenheit immer zu Lösungen für einen gesunden Anbau beigetragen. Aber bei den Kartoffelanbauern herrscht große Unruhe. Es gibt einen neuen Schädling (Agriotis sordidus) in Deutschland, Hessen und auch in Wiesbaden ‑ eingewandert aus Frankreich und naher Verwandter unserer heimischen Drahtwürmer (Schnellkäfer).

Französische Schnellkäfer mit kürzerer Entwicklungszeit

Besonderheit ist, dass sich der eingewanderte französische Schnellkäfer schon innerhalb von zwei Jahren im Boden entwickeln kann, der heimische Verwandte dafür aber etwa fünf Jahre braucht. Die Larve des Schnellkäfers, der Drahtwurm, ist relativ hart (drahtig) und probieren auf der Suche nach Nahrung alles auf unseren Feldern, was dort wächst. Das Nahrungsspektrum ist groß und der Schaden bei vielen landwirtschaftlichen Kulturen gut zu sehen. Zum Beispiel können bei jung befallenen Zuckerrüben die Keimlinge absterben und hinterlassen große Lücken auf den Äckern. Große befallene Zuckerrüben haben zwar einige Löcher, aber der Schaden ist wegen der industriellen Verarbeitung nicht so gravierend.

Befallene Knollen fallen als Speisekartoffeln aus

Besonders groß ist der Schaden bei der Kartoffel. Diese kann bei einem Befall nicht mehr für den menschlichen Konsum verkauft werden. Der Anbau entwickelt sich zum wirtschaftlichen Desaster, besondere seit das einzige wirksame Mittel (Goldor Bait) gegen Drahtwürmer vom Markt genommen wurde. Bei Befall sind die Kosten aufgelaufen, aber der Umsatz und Gewinn bleibt aus. Der Anbau geht wegen des Vermarktungsrisikos bei vielen Produzenten zurück. Auch in der Direktvermarktung kommen die Löcher in den Kartoffeln beim Verbraucher nicht gut an, und es kommen Beschwerden.

Versuche mit verschiedenen Bekämpfungsmitteln

Drahtwurm auf einer Kartoffel.

Foto: Lenz

Diese Problematik wird auch in der Wiesbadener Region immer größer. Aus diesem Grund führen die Verbände landwirtschaftliche Fortbildung Wiesbaden und Nassauer Land mit dem RP Gießen (Pflanzenschutzdienst Hessen) und dem LLH (Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen) auf den Wiesbadener Äckern von der Familie Dressler, Versuche mit verschiedenen Bekämpfungsmitteln durch. Es wird getestet, welche Möglichkeiten der Drahtwurmbekämpfung aktuell am besten sind. Finanziell wird das Projekt unterstützt von der Stiftung „Hof Geisberg“. Auf den Versuchsfeldern gibt es die folgenden Behandlungsvarianten:

Parzellen mit parasitären Pilzen wie Metarhizium brunneum (Attracap), Beauveria bassiana (verschiedene Konzentrationen) und einem Insektizid (Tefluthrin) sowie der unbehandelten Kontrolle. Versuchstechnisch werden einige Wiederholungen durchgeführt, um statistische Sicherheit zu erlangen. Ähnliche Versuche werden in anderen Bundesländern bearbeitet, um einen besseren Überblick zu der Schädlingssituation in Deutschland zu bekommen. Alle Varianten werden regelmäßig begutachtet und von einem Agrarstudenten der Universität Gießen für eine Bachelor Arbeit ausgewertet. Die Ergebnisse stehen allen Interessenten zu Verfügung. Informationen unter Hof-Erbenheim@t-online.de.

Dr. Ralf P. Schaab, Hof Erbenheim – LW 21/2017