Bestände lassen auf gute Erträge hoffen

Sortenwahl zur Herbstaussaat 2024

Bei keiner Kultur ist das Zeitfenster zwischen Ernte und Aussaat so eng wie bei Winterraps. Für eine zeitgerechte Saatgutbestellung ist der Erntetermin oft schon zu spät. Um bereits jetzt eine Sortenentscheidung treffen zu können, kann daher auf die Vorjahresergebnisse der hessischen Landessortenversuche zurückgegriffen werden.

Vor der Rapsaussaat steht die Sortenentscheidung an.

Foto: landpixel

Für die aktuelle Ernte wird in Hessen mit einer Anbaufläche von 50 300 ha gerechnet (BMEL 2023). Insgesamt wurden damit 4 Prozent mehr Fläche mit Raps bestellt als im Vorjahr. Eine positive Entwicklung, die auch bundesweit zu beobachten ist. Aktuell nimmt Winterraps den drittgrößten Flächenanteil an der hessischen Ackerfläche ein. Zum Vergleich: Die Anbaufläche von Winterweizen wird mit 130 600 ha und die von Wintergerste mit 61 600 ha angegeben.

Im Gegensatz zur Flächenausdehnung wurde im vergangenen Jahr nur ein geringer Durchschnittsertrag von 36,4 dt/ha erzielt. Die besten Durchschnittserträge wurden im Landkreis Gießen erzielt, die schlechtesten im Landkreis Hersfeld-Rotenburg (HSL 2024). Dies führte insgesamt zu einem Rückgang der Gesamterntemenge in Hessen. Die schwierigen Erntebedingungen mit langen Druschpausen haben sicherlich dazu beigetragen. Von den im Jahr 2023 bundesweit erzeugten 4,16 Mio. t Winterraps stammten rund 4 Prozent aus hessischer Produktion (BMEL 2023). Knapp die Hälfte der Erntemenge stammt aus dem Regierungsbezirk Kassel. Auf die Anbaugebiete im Regierungsbezirk Darmstadt entfallen 28 Prozent und auf den Regierungsbezirk Gießen 24 Prozent der gesamten hessischen Erntemenge (HSL 2024).

Ertragsstabilität gewinnt an Bedeutung

Das genetische Potenzial des aktuellen Sortenportfolios steht einer hohen Ertragsbildung nicht entgegen. Die Witterungsbedingungen des laufenden Jahres und die optisch gut gefüllten Schoten lassen bei vielen Beständen auf gute Ertragsleistungen hoffen. Bei anderen bleibt abzuwarten, inwieweit sich die Kältephasen während der langen Blütezeit sowie der Schädlingsdruck in der Ertragsleistung niederschlagen. Vor allem bei Frühbezug des Saatguts muss die Sortenwahl bereits vor der Ernte getroffen werden. Dabei können die Ergebnisse der Landessortenversuche der Vorjahre helfen.

Wichtige Kriterien für die Sortenwahl bei Winterraps sind die Merkmale Kornertrag und Ölgehalt. Agronomische Eigenschaften sowie Krankheitsresistenzen sind daneben überaus wichtig. Hier sollte vor allem auf ein Risikoausgleich gesetzt werden, sodass es ratsam ist, nicht nur auf eine Sorte im Anbau zu setzen. Bei zunehmend unbeständiger Witterung sollte auch eine entsprechende Ertragsstabilität in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Sorten, die unter verschiedenen Jahresbedingungen konstante Leistungen zeigen, sollten auch in Zukunft eine gewisse Risikoabsicherung bieten. Zudem helfen unterschiedliche Eigenschaften in Blühbeginn und Abreife die Arbeitsspitzen besser verteilen und terminieren zu können.

Cecilia Hüppe, Fachinformation Pflanzenbau, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen – LW 28/2024