Photovoltaik-Anlagen sind nach wie vor wirtschaftlich

Sonnenstrom selbst verbrauchen und sparen

Die Sonne auf dem Dach und reichlich Geld im Portemonnaie – das war für einige Jahre die einfache Formel für Besitzer von Photovoltaik-Anlagen. Doch nach der drastischen Senkung der Vergütungssätze stellen sich heute viele Interessenten die Frage, ob sich eine PV-Anlage überhaupt noch lohnt. Johannes Möller vom nordhessischen Solartechnik-Unternehmen Stiens rechnet vor, wie sich eine Investition in Solarstrom auch heute noch rentiert.

Neben der reinen Südausrichtung ist heute aufgrund der gefallenen Modulpreise auch eine Ost- und Westausrichtung geeignet.

Foto: Stiens

Investoren und Eigenheimbesitzer, aber auch viele Landwirte mit ihren großen Hallen- und Stalldächern nutzten ausgiebig die Anreize, die über das EEG gegeben wurden: Im Jahr 2011 zahlten die Netzbetreiber in Deutschland über 7,7 Milliarden Euro an die PV-Anlagenbetreiber aus. Wer die Anlage günstig baute und sich noch die hohen Vergütungssätze sicherte, für den sind Renditen um die zehn Prozent nicht die Ausnahme, sondern die Regel. In immer neue Höhen schoss die jährlich installierte PV-Leistung in Deutschland, bis die Politik den Ausbau bremste und die Vergütungssätze drastisch senkte.

Auch wenn parallel die Preise für die Komponenten einer Solarstromanlage – vor allem die Modulpreise – gefallen sind, sind doch die Zeiten vorbei, in denen eine Photovoltaikanlage die neu gebaute Halle fast von selber bezahlte. Eine schlüsselfertige 30 kWp-Anlage lässt sich heute für durchschnittlich etwa 1400 Euro/kWp bauen, die Einspeisevergütung liegt jedoch nur noch bei 14 bisw 18 Cent pro Kilowattstunde (je nach Inbetriebnahmedatum und Anlagengröße) – Tendenz weiter fallend.

Was aber nicht heißt, dass sich Solarstromanlagen, die neu ans Netz gehen, nicht mehr rechnen. „Photovoltaikanlagen sind nach wie vor wirtschaftlich hoch interessant“, sagt Johannes Möller, PV-Berater beim nordhessischen Unternehmen Solartechnik Stiens, einer der größten Installateure für Aufdachanlagen in Deutschland. Man müsse sich nur etwas mehr Gedanken machen und die richtige Anlage für den richtigen Einsatz finden.

Das Zauberwort heißt „Eigenverbrauch“

So funktioniert der Eigenverbrauch

Die Solarstromanlage auf dem Dach produziert Gleichstrom, der von einem Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt, danach von einem PV-Zähler erfasst wird und dann ins Hausnetz fließt: Dort steht er den Stromverbrauchsgeräten zur Verfügung. Am Übergang des Hauses ins öffentliche Stromnetz sind zwei Zähler vorhanden: Ein Einspeise- und ein Verbrauchszähler. Sollte zusätzlicher Strom benötigt werden, wird dieser aus dem Netz abgerufen und erfasst. Ebenso wird überschüssiger Strom ins Netz abgegeben und vergütet. Der Eigenverbrauch kann einfach ermittelt werden, indem man die eingespeiste Energie des Einspeisezählers von der erzeugten Energie des PV-Zählers abzieht.Möller

Denn mittlerweile seien die Kosten für die selbst erzeugte Kilowattstunde Strom oft weit niedriger als der Preis, den der Kunde für gekauften Strom bezahlen muss. „Eine Kilowattstunde Solarstrom lässt sich heute für weniger als 12 Cent produzieren – und das auf 20 Jahre fixiert – während der Fremdstrombezug derzeit mit deutlich über 20 Cent zu Buche schlägt“, erläutert Möller.

Das Zauberwort heißt „Eigenverbrauch“, also einen möglichst großen Anteil des in der PV-Anlage erzeugten Stroms selbst zu nutzen, den Ãœberschuss ins öffentliche Netz einzuspeisen und nur den Fremdstrom aus dem Netz zu beziehen, wenn kein eigener Strom erzeugt wird. Je höher der Anteil des selbst verbrauchten Stroms ist, desto höher ist die Rendite.

Das macht das Thema besonders für viele landwirtschaftliche Betriebe interessant. Wenn etwa auf Höfen stromintensive Verbraucher wie Fütterungsanlagen, Maschinen, Lüfter, Beleuchtungen oder Pumpen zum Einsatz kommen und damit eine hohe Grundlast vorliege, so Möller, profitieren die Landwirte vom Eigenverbrauchs-Effekt: „Der selbstverbrauchte Anteil hat einen wesentlichen Einfluss auf die Rendite der Photovoltaikanlage, denn dadurch kann der Landwirt seinen Strompreis langfristig fixieren, er ist deutlich unabhängiger von den ständigen Strompreiserhöhungen des Stromversorgers.“

Günstige Module und Fremdfinanzierung

Der darüber hinaus erzeugte, nicht verbrauchte Anteil des erzeugten Solarstroms werde ertragreich ins öffentliche Netz eingespeist. „Der Solarstromerzeuger kann sich so den Strompreis für den Eigenverbrauch sichern und bekommt die Einspeisung überschüssiger Kilowattstunden gemäß den EEG-Richtlinien vergütet – und beides für mindestens 20 Jahre garantiert“, sagt Möller.

Er empfiehlt Landwirten mit geeigneten Hallen- und Stalldächern – neben der reinen Südausrichtung sei heute aufgrund der gefallenen Modulpreise auch eine Ost- und Westausrichtung geeignet – ihren Stromverbrauch sowie die zu installierende PV-Leistung und daraus die Rentabilität zu ermitteln. Berücksichtigen sollten Landwirte dabei, dass es nach wie vor sehr günstige Konditionen für die Fremdfinanzierung von Solarstromanlagen gebe.

Beispielrechnung: So rechnet sich die Eigenverbrauchslösung

Ein landwirtschaftlicher Betrieb hat einen Stromverbrauch von 20 000 kwh im Jahr, bei einem Strompreis von 24 Cent brutto. Installiert wird eine 30 kWp Anlage mit einem Energieertrag von 26 400 kWh (durchschnittlich 880 kWh/kWp; p steht für „peak“, also Maximalleistung unter idealen Bedingungen). Die Installation kostet 1400 Euro/kWp. Die Nebenkosten in den 20 Jahren (Finanzierung, Rückstellung, Versicherung, Wartung...) liegen bei etwa 8325 Euro. In 20 Jahren können mit der Anlage 553 000 kWh Strom produziert werden. Die Produktionskosten pro kWh liegen somit bei 9,09 Cent pro kWh (für 20 Jahre fixiert).

Der Eigenverbrauchsanteil liegt in diesem Beispiel bei 20 Prozent des produzierten Stroms. Somit ergeben sich Einsparungen von 1730 Euro pro Jahr. Für den überschüssig produzierten Strom wird zudem eine Vergütung (Inbetriebnahme: Februar 2013) von 16,02 Cent erwirtschaftet (3384 Euro pro Jahr). Der wirtschaftliche Nutzen liegt somit bei 5114 Euro pro Jahr. Das ist eine Eigenkapitalrendite (10 % Eigenkapitaleinsatz, 90 % KfW-Darlehen bei 2,5 %) von 14 Prozent und somit eine Amortisationszeit von etwa neun Jahren.

Zukunftsversion mit Potenzial: Stromspeicher

Je günstiger der Strom in der eigenen Solarstromanlage erzeugt wird und je teurer der Strom ist, der vom Energieversorger bezogen wird, desto attraktiver ist der Eigenverbrauch von Strom. Es ist also interessant, möglichst viel des eigenen Stroms zu nutzen. Das erfordert unter Umständen eine intelligente Steuerung der Stromverbraucher, wie sie etwa programmierbare Wasch- und Spülmaschinen im Haushalt möglich machen: Wenn zum Beispiel über Zeitschaltuhren oder moderne Energiemanagementsysteme geregelt werden kann, zu welcher Uhrzeit die Anlagen den Strom benötigen – etwa bei landwirtschaftlichen Mischanlagen, bei Kühleinrichtungen oder Förderaggregaten – sollte diese Zeit mit der Solarstromerzeugung synchronisiert und beispielsweise in die ertragreichen Mittagsstunden gelegt werden, wenn besonders viel Solarstrom erzeugt wird.

Doch da häufig auch nachts Strom benötigt wird oder zu Zeiten, in denen der Sonnenstrom nicht ausreicht, rücken Lösungen für die Speicherung von Strom in den Blickpunkt. So stellte Solartechnik Stiens kürzlich auf der Eurotier/Bioenergy Decentral den Lithium-Ionen-Solarstromspeicher RES-5800 von Samsung mit einer Nennleis­tung von 5,8 kW vor, der einen weiteren Wechselrichter benötigt. „Künftig werden solche ESS – also Energiespeichersysteme – zu neu errichteten PV-Anlagen einfach dazugehören“, ist sich Solarexperte Johannes Möller sicher. Solch ein Speicher ermögliche es, den Eigenverbrauch und die Effizienz einer Solarstromanlage zu steigern.

Noch sind die Speicherlösungen, wie sie für landwirtschaftliche Betriebe benötigt werden, zu groß und zu teuer. Für typische Einfamilienhäuser aber könne es sich bereits lohnen: „Die Erzeugung von Solarstrom deckt sich nicht mit der Verbrauchskurve: Der meiste Strom wird morgens und abends benötigt, der Großteil des Solarstroms wird aber in der Regel mittags erzeugt.“ Eine Speicherlösung puffere diese Ungleichmäßigkeit ab, damit möglichst viel eigenerzeugter Strom auch verbraucht werden könne. Zudem habe ein Speicher noch einen weiteren Vorteil: Er sorge für Strom während eines Stromausfalls. Wenn das Netz ausfällt, schalte die Anlage auf „Inselbetrieb“ um und versorge den Haushalt mit Strom.

 – LW 48/2012