Praxistag zum Anbau von Clearfield-Raps

42 statt knapp 30 dt/ha auf einer Problemfläche geerntet

Am 22. November zeigte Betriebsleiter Dr. Axel Schreiber anlässlich eines Praxistages, wie an seinem Betrieb bei Bad Hersfeld auf für den Rapsanbau problematischen Flächen wieder wirtschaftliche Erträge erzielt werden können.

Der Betrieb Domäne Wehrda in Haunetal unter der Leitung des Agrarwissenschaftlers Dr. Axel Schreiber hat eine Betriebsgröße von knapp 200 Hektar. Angebaut werden die Kulturen Winterweizen, Wintergerste und Winterraps. Daran angeschlossen ist ein Gewerbebetrieb mit dem Namen „Wehrdaer Saatzucht“, über den das auf dem Betrieb vermehrte Z-Saatgut vermarktet wird.

Auf einen Blick

Die Vorteile und Probleme, die in der Zukunft zu vermuten sind, sollten beim Anbau von Clearfield-Raps gegeneinander abgewogen werden. Wichtige Punkte sind zum Beispiel:

  • Auf Flächen, die stark mit speziellen Problemunkräutern belastet sind, kann das Clearfield-System eine Lösungsmöglichkeit bieten.
  • Clearfieldraps nicht in Zuckerrübenfruchtfolgen anbauen.
  • Clearfield-Raps nicht direkt neben konventionellem Raps anbauen, insbesondere wenn bekannt ist, dass der Nachbar das System ablehnt.
  • Mähdrescher, die aus CL-Flächen in konventionelle Flächen einfahren, vorher gründlich reinigen. Kunden informieren, wenn vorher mit dem Mähdrescher durch eine Clearfield-Fläche gefahren wurde.
  • CL-Ausfallraps in den Folgekulturen intensiv bekämpfen.
  • Eingeschränkter Einsatz von Klasse-B-Wirkstoffen (Sulfonylharnstoffe / ALS-Hemmer) innerhalb der Fruchtfolge (in nur 2 von 4 Vegetationsperioden sollten Wirkstoffe der Klasse B eingesetzt werden).
  • Beim Anbau von Clearfield-Raps sollten eventuelle Haftungsrisiken bedacht werden.
Dr. Dominik Dicke,
Rp Gießen, Pflanzenschutzdienst

Durch die Anwendung des Clearfield-Systems von BASF konnte Schreiber nun wieder Flächen mit Raps bestellen, die er wegen eines hohen Samenpotenzials von Futterraps im Boden eigentlich schon nicht mehr mit Raps bestellen wollte.

Zuvor nicht kontrollierbarer Durchwuchsraps

Von den insgesamt 60 Hektar Rapsfläche sind knapp 20 Hektar bereits im zweiten Jahr in der Anwendung mit dem Clearfield-Produktionssystem, so Dr. Schreiber. Er hatte auf dieser Fläche ein Problem mit dem Durchwuchs eines Futterrapses, welcher auf dem Betrieb vor über 25 Jahren vermehrt worden war. Dieser Raps ist nicht in herkömmlichen Raps kontrollierbar. Trotz intensiver mechanischer Maßnahmen führte der Akela-Raps in der Vergangenheit zu Dichten von bis zu 130 Pflanzen/m².

„Die späte Abreife des Altrapses führt zu einer insgesamt ungleichmäßigen Abreife des Bestandes und somit zu großen Problemen bei der Ernte. Zudem überwächst der Akela Raps den gedrillten, dies führt zu massiven Ertragsverlusten. Maximal 30 dt/ha konnten auf dieser Fläche geerntet werden, dies war nicht mehr wirtschaftlich“, erklärte der Betriebsleiter. Schreiber: „Ich habe darüber nachgedacht aus dem Anbau von Raps auf diesen Flächen auszusteigen“.

Rapsanbau durch Clearfield wieder möglich

Der Altraps könne nun wieder sicher beseitigt werden. Nur durch den Einsatz von Clearfield sei auf dieser Fläche noch Rapsanbau möglich, da andere Systeme unter diesen Bedingungen in der Vergangenheit keine zufriedenstellenden Erträge lieferten.

„Unter diesen schwierigen Bedingungen kommt Clearfield Raps ertraglich an das Niveau der anderen Sorten auf diesem Betrieb heran. 2013 wurden 42 dt/ha gedroschen, 12 dt/ha mehr als bislang. Die zeitliche Anwendung des Clearfield-Herbizids ist flexibler“, betont Schreiber.

Die Anwendung des Herbizids Clearfield Vantiga D habe 2013 drei Wochen nach der Aussaat stattgefunden; Ausfallgetreide sei ohne weitere Gräserbehandlung optimal beseitigt worden. Auch der Altraps sei sicher kontrolliert worden, der nun keine Konkurrenz mehr zum (Clearfield-) Raps darstelle.

Gleichzeitig würden Arbeitsspitzen entzerrt, da keine intensive Bodenbearbeitung mehr vor der Aussaat zur Kontrolle des Futterapses notwendig sei. 2014 plant Schreiber wieder Clearfield anzubauen, diesmal auf einem seiner besten Schläge und ist bereits auf den Ertrag gespannt.

Dr. Axel Schreiber (rechts), Betriebsleiter Domäne Wehrda, und Andreas Höck, BASF-Verkaufsberater, begutachten die Clearfield-Rapsfläche.

Foto: Richter, BASF

Clearfield-Rapsbestand ohne Altraps.

Foto: Richter, BASF

Sauberer Weizenschlag 2013 nach Clearfield-Raps.

Foto: Richter, BASF

Vor- und Nachteile des Clearfield-Systems

Fragen an Dr. Dominik Dicke, Pflanzenschutzdienst Hessen

Seit April 2012 ist das Clearfield-Herbizid „Vantiga“ im Raps zugelassen. Es soll dem Hersteller BASF zufolge vor allem gegen schwer bekämpfbare Kreuzblütler angewandt werden. Da der Raps auf den verwendeten Wirkstoff sehr empfindlich reagiert, müssen gleichzeitig Clearfield-resistente Sorten angebaut werden. Vor allem wegen dieser speziellen Züchtungen stehen viele Fachleute dem System kritisch gegenüber. Zu ersten Erfahrungen, die im Praxisanbau gewonnen werden konnten, befragte das LW Dr. Dominik Dicke vom Pflanzenschutzdienst Hessen.

LW: Was bedeutet der Begriff „Clearfield“, und in welchen Bereichen sind Pflanzenschutzmittel dieses Systems zugelassen?
Dr. Dicke:
Die Kombination aus Herbizid und Sorte einer Kultur, die durch das Herbizid nicht geschädigt werden kann, weil sie einen speziellen Schutz in Form einer Toleranz besitzt, bezeichnet man weltweit als Clearfield-System. Die Toleranz wird konventionell in die Kulturpflanze eingekreuzt.
Clearfield-Systeme machen es möglich, Unkrautarten, die mit der Kulturart nah verwandt sind, auszuschalten, ohne die Kulturart selbst zu schädigen. Sorten der Kulturart, die dagegen keine Toleranzeigenschaften gegenüber dem Herbizid besitzen, werden durch das Herbizid abgetötet.

Clearfield-Systeme werden in anderen Ländern bereits unter anderem in Soja, Sonnenblumen, Weizen und Reis eingesetzt. In Europa wurde dieses System seit 2012 in Winterraps eingeführt.

LW: In welchen Situationen macht der Einsatz des Clearfield-Systems Sinn?
Dr. Dicke: Landwirte, deren Flächen stark mit speziellen Problemunkräutern belastet sind (Orient. Zackenschötchen, Durchwuchsenf, Ölrettich, konventioneller Altraps) oder die Minimalbestellflächen mit kruziferen Leitunkäutern (Hirtentäschelkraut, Raukearten) besitzen, könnten diese Probleme mit dem Clearfield-System lösen. Insbesondere dann, wenn Clomazone-haltige Mittel auf Grund der bekannte Auflagen auf den Problemflächen nicht eingesetzt werden dürfen.
Im 2- bis 3-Blattstadium des Rapses werden durchschnittlich die besten Bekämpfungsergebnisse durch Clearfield-Vantiga erzielt. Der Raps ist zu diesem Zeitpunkt etabliert und weniger empfindlich gegenüber Herbiziden.
Wurde in der Vorkultur ein Sulfonylharnstoff eingesetzt und dieser Wirkstoff durch Trockenheit nicht abgebaut, schädigt die im Boden verbliebene Aktivsubstanz den Clearfield-Raps im Gegensatz zum herkömmlichen Raps nicht.

LW: Welche Sorten sind am Markt, und wie schneiden diese beispielsweise in den LSV ab?
Dr. Dicke: Die Züchterhäuser Pioneer und De Kalb bieten über die EU-Zulassungsliste Clearfield-Sorten an. Es handelt sich dabei um Sorten, die gegenüber dem Wirkstoff Imazamox tolerant gemacht wurden. Die ertraglichen Leistungen der ersten CL-Sorten lagen tendenziell etwas niedriger; neue Sorten dürften jedoch mit dem Ertragsniveau der konventionellen Rapssorten vergleichbar sein. Clearfield-Sorten sind mit der Abkürzung „CL“ auf den Saatgutsäcken gekennzeichnet.

LW: Gibt es Haftungsrisiken für die Anwender, zum Beispiel bei Verschleppung von Saatgut?
Dr. Dicke: Bisher gibt es keine rechtliche Reglementierung, so dass die Haftung beim verursachenden Landwirt liegen kann. Weitere Haftungsrisiken können entstehen, wenn Vertragspartner wie etwa der Lohnunternehmer nicht informiert ist, der gegebenenfalls seine Geräte gründlich reinigen muss. Die Vertragspartner sind ebenfalls zu informieren, wenn der Lohn­unternehmer zuvor Clearfieldraps geerntet hat, damit sie sich auf eventuelle Risiken vorbereiten können.

LW: Welche Nachteile bringen die resistenten Sorten mit sich, beispielsweise bei der Beseitigung von Ausfallraps?
Dr. Dicke: Bislang werden in Raps keine Sulfonylharnstoffe eingesetzt. Da Imazamox auch eine Wirkung auf Ackerfuchsschwanz (Nebenwirkung) und Kamille hat, könnten im Raps durch diesen Sulfonylharnstoff resistente Pflanzen herausselektiert werden.
Wird ein konventioneller Rapsschlag versehentlich mit dem Clearfield-Herbizid behandelt, kann das zum Totalausfall führen. Es wäre wünschenswert, Clearfield-Sorten eindeutiger zu kennzeichnen, zum Beispiel zusätzlich zum Kürzel CL durch die verbale Kennzeichnung „Clearfield-Sorte“.
Zur CL-Ausfallrapsbekämpfung stehen im Herbst weniger Präparate zur Verfügung. Das schränkt die Möglichkeiten auch im Hinblick auf das Resistenzmanagement ein. Sulfonylharnstoffe wirken nicht mehr gegen CL-Raps. In Zuckerrüben ist CL-Raps relativ schwer zu bekämpfen, da beispielsweise Debut gegen Clearfieldraps nicht wirkt. Insbesondere wenn der Boden nicht feucht genug ist, kann dieser Ausfallraps auch mit Metamitron nicht ausreichend bekämpft werden.
Die Eigenschaft der Herbizidresistenz (Imazamox) kann in einem sehr eingeschränkten Maß (etwa 1 Prozent) ausgekreuzt werden. Ein Problem entsteht, wenn herbizidresistenter Raps in Flächen von Landwirten eingetragen wird, die sich gegen das System entschieden haben. Darüber hinaus kann Raps grundsätzlich durch Ernte- und Transportmaschinen verbreitet werden.

LW: Gibt es relevante Wirkungslücken bei dem eingesetzten PS-Mittel Clearfield Vantiga?
Dr. Dicke: Der Wirkstoff Imazamox tötet wie viele Präparate der Wirkstoffklasse B herkömm­lichen Raps ab und schaltet auch schwer bekämpfbare rapsverwandte Arten wie Rauken, Hederich, Hirtentäschel, orientalisches Zackenschötchen oder Pfeilkresse im Nachauflauf aus.
Der Einsatztermin für den Wirkstoff Metazachlor ist etwas zu spät, sodass dessen Standardspektrum nicht immer voll erfasst wird. So lässt die Kamillewirkung zum späten Termin nach. Auch Stiefmütterchen werden mit Clearfield-Vantiga nicht ausreichend bekämpft.

LW: Wie stehen die Fachleute der Offizialberatung dem Clearfield- System gegenüber?
Dr. Dicke: In der Fachwelt werden derzeit insbesondere die Probleme diskutiert, die durch den Einsatz des Clearfield-Systems in der Zukunft auftreten könnten.
Wenn das Clearfield-System aus den gennannten Gründen zum Einsatz kommen soll, sind in jedem Fall die für die Region zuständigen Berater hinzuzuziehen. Allgemein wird in Hessen seitens der amtlichen Beratung derzeit noch nicht die Notwendigkeit gesehen, Clearfield flächendeckend einzusetzen, da die übliche Rapsverunkrautung bislang noch mit konventionellen Strategien kontrolliert werden kann.Die Fragen stellte Karsten Becker

LW – LW 49/2013