Rassenvielfalt bei Hessens größter Tierschau im Odenwald

Erfolg der Schafzüchter auf Beerfeldener Tierschau

Auch in diesem Jahr präsentierten sich wieder zahlreiche Schafzüchter auf einem der größten und vielseitigsten Tierschauen in Hessen, der Bezirkstierschau in Beerfelden.

Andreas Weik stellte englische Shropshireschafe vor.

Foto: Katja Berbalk

Die Preisrichter Heiko Berbalk, Schäfermeister aus Wüstems und Barbara Mayer-Hil­brecht, Schafzüchterin und Tierärztin aus Weiterstadt, hatten die Aufgabe unter elf Schafzüchtern, die besten Tiere zu prämieren. Die Rassenvielfalt ist eine Besonderheit des Beerfeldener Marktes.

Es wurden die Landschafrassen Heidschnucken, Rhönschafe, Coburger Fuchsschafe, Skudden und das Quessant-Schaf vorgestellt. Die Heidschnucken zeichnen sich vor allem durch den ausgeprägten Landschafchararkter, die Widerstandsfähigkeit und insbesondere durch die Genügsamkeit aus. Man unterscheidet zwischen der grau oder weiß gehörnten und der weißen hornlosen Heidschnucke. Aussteller der weiß gehörnten Heidschnucke war Harald Brandel aus Hes­seneck-Kailbach.

Sieger der Landschafrassen und ebenso Wollsieger

Das Rhönschaf ist ein genügsames Schaf, mit den besonderen Eigenschaften der Futterdankbarkeit, der hohen Marsch- und Pferchfähigkeit sowie der großen Widerstandsfähigkeit. Das markante Exterieur ist gekennzeichnet durch den unbewollten, schwarzhaarigen Kopf und die weißen Beine. Züchter Christian Zentgraf aus Bad König stellte sein Los der Rhönschafe auf dem Beerfeldener Markt aus und beeindruckte vor allem mit dem typvollen Bock. Zentgraf erhielt die Auszeichnung bester Bock der Landschafrassen und ebenso den Siegertitel der Wollsieger bei den Landschafrassen.

Die Coburger Fuchsschafe wurden von Züchter Rolf Schäfer aus Beerfelden-Falken-Gesäß vorgestellt. Eine den regionalen Verhältnissen gut angepasste Rasse, anspruchslos und widerstandsfähig, die sich vor allem durch die hohen Wolleigenschaf­ten auszeichnet. Die glanzvolle Wolle, die im Inneren des Vlies einen rotbraunen Schimmer zeigt (goldenes Vlies), eignet sich gut für die Herstellung von gröberen Tuch. Herausragend waren die Muttertiere dieses Loses, die großrahmig, mit langem Rücken und sehr guten Fundamenten ins Auge stachen. Schäfer erhielt den Titel der besten Mutterschafe der Landschafrassen.

Die Skudden zählen zu den weniger verbreiteten Landschafrassen. Sie haben ihren Ursprung in Ostpreußen und im Baltikum. Die robuste, zähe und anspruchslose Rasse ist die kleinste Rasse unter den Landschafen (Widerristhöhe des Bockes 60 cm). Skudden haben ein mischwolliges Vlies, das heißt, es weist differenzierte Anteile von Ober- und Unterhaaren auf, die sich in den verschiedenen Wollparametern unterscheiden. Sie eigenen sich besonders gut zur Haltung auf mageren Standorten. Aussteller dieser Rasse waren die Breuberger Schäfergemeinschaft Bernhard Saul, Georg Heist und Karl Marquard aus Rai-Breitenbach und außerdem Fernandez Ortiz aus Rehbach. Ortiz wurde mit der bronzenen Preismünze ausgezeichnet für das beste Los der Landschafrassen. Berbalk und Mayer kürten diese Los zum Gesamtsiegerlos aufgrund des sehr harmonischen Gesamteindruckes.

Das Bretonische Zwergschaf oder auch Quessant Schaf wurde vorgestellt von Züchter Fernandez Ortiz aus Rehbach. Es handelt sich um die kleinste Schafrasse Europas. Die Böcke er­reichen ein Gewicht von bis zu 20 kg und haben große, spiralförmige Hörner. Die weiblichen Tiere sind hornlos und wiegen im Durchschnitt 15 kg.

Bei den Wirtschaftsrassen wurden Merinolandschafe, Texel, Schwarzköpfige Fleischschafe, Shropshire Schafe, Suffolk und Dorper-Schafe vorgeführt.

Bekanntestes Schaf ist das Merinolandschaf, ein mittelgroßes bis rahmiges Schaf mit einem möglichst langen, straffen und breiten Rücken. Die besonderen Vorzüge der Merinos liegen in ihrer hohen Widerstandsfähigkeit sowie der guten Marsch- und Pferchfähigkeit. Tiere der Rasse zeigen ein saisonales Brunstverhalten und vorzügliche Muttereigenschaften. Karl-Erich Hartmann aus Gammelsbach erzielte mit seiner Sammlung den Titel Wollsieger.

Das Schwarzköpfige Fleischschaf zeichnet sich vor allem durch seine hohe Anpassungsfähigkeit an verschiedenen Standorten aus. Schwarzköpfe sind frühreif und sehr fruchtbar. Ihre Fleischwüchsigkeit bringt eine sehr gute Schlachtkörperqualität. Das Los dieser Rasse wurde von Züchter Bernd und Christel Keller aus Michelstadt präsentiert. Sie erhielten den Siegertitel bestes Mutterschaf der Wirtschaftsrassen.

Texelböcke für Kreuzungen mit Landschafrassen

Die Texel Schafe, die ursprünglich von der holländischen Insel Texel stammen, werden als ausgesprochene Fleischschafe bezeichnet. Diese frühreife Rasse ist streng saisonal und ausschließlich für Koppelhaltung zu gebrauchen. Die hervorragende Fleischfülle- und Schlachtkörperqualität macht Texelböcke interessant für Kreuzungen mit Landschafrassen, wodurch ein bedeutender Kreuzungseffekt hinsichtlich der genannten Merkmale erreicht werden kann. Die Zuchtgemeinschaft Pollmann / Wüstenhagen aus Beerfelden stellte ein kapitales Los vor und wurde für das beste Los der Wirtschaftsrassen ausgezeichnet.

„Ökorasenmäher in Weihnachtsbaumkulturen“

Das Shropshireschaf gehört zu den traditionellen englischen Niederungsrassen und ist ursprünglich in der gleichnamigen Region beheimatet. Diese Rasse ist sehr anpassungsfähig und eignet sich gut zur Koppelschafhaltung. Hierdurch und besonders durch die Tatsache, dass sie einige Kulturpflanzen schonen, das heißt junge Triebe nicht verbeißen, ist es möglich, die Gras- und Unkrautflora zwischen den Kulturpflanzen zu unterdrücken. Diese Eigenschaft verschafft ihnen den Namen „Ökorasenmäher in Weihnachtsbaumkulturen“. Andreas Weik aus Kreidach erhielt die Prämierung bester Bock der Wirtschaftsrassen.

Sebastian Böhm aus Sensbachtal stellte das Dorperschaf vor. Eine Rasse die in den 40er Jahren in Südafrika aus der Kreuzung der englischen Fleischrasse Dorset Horn mit dem aus Afrika stammenden Somalischaf entstanden ist. Suffolks wurden von Matthias Michel gezeigt. Eine Rasse, die dem schwarzköpfigen Fleischschaf ähnelt, aber hinter den Ohren unbewollt ist und sich für Koppel- und Hütehaltung eignet. Alle Schafzüchter stellten beim Beerfeldener Pferdemarkt hervorragende Lose vor.

Berbalk – LW 31/2014