Regionale Vermarktung und Biodiversität
Landjugend und HBV tauschen sich mit Dr. Tappeser aus
Probleme bei der Beantragung von Liquiditätshilfedarlehen, die Steigerung der regionalen Vermarktung auch im Zusammenhang mit dem Ökoaktionsplan, die Biodiversitätsstrategie sowie das Bild der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit waren Themen, die Vertreter der Hessischen Landjugend und des Hessischen Bauernverbandes vergangene Woche mit Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser vom Landwirtschaftsministerium im Hessischen Landtag diskutierten.
Die Vertreter der Hessischen Landjugend verwiesen auf einige Probleme im Zusammenhang mit den Liquiditätsdarlehen. Obwohl die Erzeugerpreise in den letzten Jahren dramatisch gesunken seien, hätten nur wenige Landwirte die Liquiditätshilfe in Anspruch nehmen können, da der Nachweis von 19 Prozent Preisverfall pro Jahr für viele nicht möglich war. Auf die Frage des HLJ-Vorsitzenden Lars Döppner, ob das Land Hessen ein eigenes Liquiditätsprogramm auf den Weg bringen wolle, antwortete Tappeser mit einem klaren Nein. Dem Land Hessen stünden die nötigen Mittel dafür zurzeit nicht zur Verfügung.
Fehlende regionale Vermarktungsstrukturen
Nach Darstellung der Staatssekretärin setzt ihr Haus auf regionale Vermarktung, um nicht mehr so stark den Schwankungen des Weltmarktes ausgesetzt zu sein, wie es etwa im Exportgeschäft der Fall sei. Thomas Kunz, Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes, wollte wissen, was die Landesregierung genau tun wolle, um Regionalität mehr zu fördern, angesichts der Tatsache, dass immer mehr regionale Strukturen wegbrächen, wie etwa Schlachthöfe.
Ökoaktionsplan soll helfen
Tappeser verwies darauf, dass das Schwinden regionaler Strukturen mit politischen Entscheidungen zusammenhänge, die teilweise vor vielen Jahren gefällt wurden. Heute versuche die Politik allerdings regionale Strukturen wieder mehr zu fördern und weiter auszubauen, so Tappeser. Dazu solle auch der Ökoaktionsplan dienen. Die Landesregierung möchte etwa mithilfe des Ökoaktionsplans die Gründung von Erzeugergemeinschaften erleichtern, durch die die Landwirte ihre Produkte besser vermarkten können. Die bereits bestehenden regionalen Strukturen müssten aber auch bedient werden, mahnte die Staatssekretärin. So seien gemeinsame Anstrengungen von Landwirten und der Landesregierung notwendig, um Regionalität zu fördern. Kurt Wiegel, CDU Landtagsabgeordneter, sagte, dass es nicht nur die Aufgabe der Landesregierung sein dürfe, Regionalität zu fördern. Er ermutigte die anwesenden Landwirte dazu, ihren Beitrag zu mehr Regionalität zu leisten.
Werden konventionelle Landwirte benachteiligt?
Auf die Frage von Junglandwirt Johannes Kunz, ob der Ökoaktionsplan konventionelle Landwirte nicht benachteilige und wo die Staatssekretärin die konventionellen Junglandwirte im Ökoaktionsplan sehe, antwortete sie, dass es zwar ein Ziel Hessens sei, die ökologische Landwirtschaft weiter zu fördern, konventionelle Landwirte aber keinesfalls unbeachtet blieben. So gelte das Junglandwirte-Förderprogramm etwa gleichermaßen für ökologische als auch konventionelle Betriebe. Ebenso würden konventionelle Landwirte von den Fördermaßnahmen, beispielsweise für Marktstrukturen des Ökoaktionsplans profitieren.
Sorge wegen ehrenamtlichen Mitarbeitern
Auch die Biodiversitätsstrategie kam zur Sprache. Von der Landesregierung ist vorgesehen, in Zukunft die Entwicklung der Biodiversität, auch auf landwirtschaftlichen Flächen, von ehrenamtlichen Mitarbeitern aufzeichnen zu lassen. Christian Bug, Agrarsprecher der HLJ, äußerte seine Sorge im Hinblick auf die fachliche Kompetenz der ehrenamtlichen Mitarbeiter. Tappeser entgegnete, dass künftige Mitarbeiter durch Schulungen auf diese Aufgabe vorbereitet würden. Sie lud auch Landwirte dazu ein, sich ehrenamtlich an diesem Projekt zu beteiligen, um den Austausch mit dem Naturschutz zu fördern und so gemeinsam Wege zu finden, die Biodiversität zu erhalten. Mit Blick auf den Dialog zwischen Landwirtschaft und Verbraucher gab Junglandwirt Martin Knaust zu bedenken, dass viele Landwirte unter dem negativen Image ihrer Arbeit sehr litten. Es wurde bemängelt, dass oft die sachliche Diskussion fehle, die nötig sei, um den Verbrauchern die moderne Landwirtschaft begreiflich zu machen. Hierzu benötigten Landwirte dringend auch die Hilfe der Landesregierung. Da ihre Berufsgruppe nur noch etwa 1 Prozent der deutschen Bevölkerung ausmacht, seien Landwirte nicht in der Lage, den Dialog mit dem Verbraucher allein zu bewältigen.
Initiativen zur Verbraucheraufklärung
Tappeser zeigte Verständnis und erklärte, das Land Hessen werde weiterhin Initiativen zur Verbraucheraufklärung fördern.Hierzu zählten unter anderem die Bildung für nachhaltige Entwicklung oder auch die Unterstützung der Initiative „Bauernhof als Klassenzimmer“. Auch hier betonte sie wieder, dass gemeinsame Anstrengungen nötig seien.
hlj – LW 8/2016