Reglementierungen mindern den Gewinn und die Motivation

Traditioneller Winterball des VLF Alsfeld in Romrod

Am vergangenen Wochenende fand in Romrod der Winterball der „Ehemaligen“ von der Landwirtschaftsschule Alsfeld statt. Vor dem geselligen Teil gab es Grußworte der Veranstalter und von Ehrengästen zu hören. Dabei ging es insbesondere um die schwierige Situation auf den Betrieben im Zuge des Preisverfalls für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse.

Arnd Rüger vom Vorstand des VLF Alsfeld eröffnete die Feier und begrüßte auch zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Verwaltung. Rüger kritisierte die immer höheren Vorgaben für die Produktion und Dokumentationspflichten, unter denen die Betriebe der Landwirtschaft in Deutschland wirtschaften, diese sie gegenüber den anderen Ländern im Wettbewerb benachteiligen, weil sie gleichzeitig mit den Preisen auf den Weltmarkt zureicht kommen müssen. „Zuviel Reglementierung mindert nicht nur den Gewinn, sondern auch die Motivation des Berufsstandes“, so Rüger. Kurt Wiegel, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Vogelsberg und Mitglied des Hessischen Landtags, ergänzte „Die Defizite der letzten zwei Jahre“ können mit den aktuell etwas besseren Preisen nicht aufgefangen werden. Für 2017 müsse man gemeinsam dafür arbeiten, dass das Image der Landwirtschaft verbessert werde. Landtagsabgeordnete Eva Goldbach kritisierte das Gerichtsurteil zum Verbot der Kastenstandhaltung von Zuchtsauen, weil es Betriebe zur Aufgabe zwinge. Ferner sagte sie: zwischen ökologischer Landwirtschaft und konventioneller Landwirtschaft dürfe es keinen Widerspruch und keine Gegensätze geben. Das Gegenteil solle der Fall sein und zwar, dass beide Erzeugungsrichtungen zusammen den richtigen Weg für die Landwirtschaft der Zukunft bestreiten wollen. Die Produkte der Landwirtschaft, die Lebensmittel, brauchen nicht nur angemessene Preise, sondern müssen wieder mehr wertgeschätzt werden, ergänzte die Politikerin.

70 Betriebe im Kreis stellen sich vor

Anja Püchner, neue Leiterin des Amtes für Wirtschaft und den ländlichen Raum (AWLR) beim Vogelsbergkreis warb für mehr regionale Vermarktung der heimischen Erzeugnisse. Man stelle eine neue Broschüre zum Thema „Vogelsberger Entdeckungen“ mit 70 Betrieben vor. Die Broschüre wird in den nächsten Wochen veröffentlicht, erklärte Püchner. Zuvor hatte sie mitgeteilt, dass sich auch im Vogelsberg der Strukturwandel stark fortsetze, bei nur noch circa 1 100 landwirtschaftlichen Betrieben im Landkreis. Auch die „Milchverringerungshilfe“ der EU hätte den Rückgang nicht verhindern können. Zuversichtlich stimmte Püchner allerdings die Tatsache, dass man in Alsfeld circa 40 Auszubildende in der Landwirtschaft zähle und die Landwirtschaftsschule Alsfeld nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert und Zuspruch hat. „Wir brauchen gerade im Vogelsberg die Landwirtschaft, um die Werte unserer Kulturlandschaft, die sehr vielfältig sind, zu erhalten, so Püchner weiter.

Nach zehn Jahren Schulleitung der Landwirtschaftsschule, sprach Freimut Krug. „Wir haben gemeinsam für den Erhalt der Schu­le gekämpft, wir sind schulisch gut und zukunftsfähig aufgestellt und haben volle Klassen. Das passt“, sagte Krug. Und trotzdem müssen die Landwirte auch untereinander und miteinander besser kommunizieren, müssen neue Märkte erkunden und die Politik muss nachhaltig diese Bemühungen unterstützen, forderte Freimut Krug. Dem Winterball der Ehemaligen, der seit Jahrzehnten auch von den Schülern der Landwirtschaftsschule unter anderem durch eine große Tombola attraktiv gehalten wird, wünschte er viel Erfolg. Freimut Krug geht im September in den Ruhestand. Nach den zahlreichen Grußworten war es an der Zeit, dass getanzt wurde beim Winterball des Vereins der Ehemaligen.

Krämer – LW 4/2017