Sieben Fragen – sieben Antworten
Saum- und Wegepflege mit verschiedenen Zielen
In der Agrarlandschaft sind viele Feldwege und Säume zu finden – von geteert, grasreich bis bunt blühend. Damit verbunden ist auch eine regelmäßige Pflege, um die Befahrbarkeit und Feldrandhygiene zu gewährleisten. Dass bewachsene Wege und Säume dabei nicht nur Wirtschaftsflächen verbinden, sondern auch Wanderkorridore für die Tierwelt der Feldflur sind, ist das Rezept der Artenvielfalt in der Landwirtschaft.
Ohne Randstrukturen in der Ackerflur fiele es beispielsweise Marienkäfern im Frühjahr schwer, die Getreidebestände zu bevölkern und effektiv Blattläuse zu dezimieren. Es wird deutlich: Aus unterschiedlichen Perspektiven ergeben sich auch unterschiedliche Fragen. Sieben davon hat der Landesbetrieb Landwirtschaft gesammelt und für die LW-Leser beantwortet.Wie kann man verhindern, dass Unkräuter einwandern?
Trespen und Quecken im Saum und Wegesrand verdienen besondere Beachtung. Kommen sie vor, sollte der Saum vor deren Aussamen gemulcht werden. Hier empfiehlt es sich der Zeitraum Ende Mai/Anfang. Beim Mulchen wird durch eine ausreichende Arbeitshöhe (>10 cm) verhindert, dass offene Bodenstellen entstehen. Das ist wichtig, weil sonst genau die Problem-Ungräser leichtes Spiel haben sich wieder anzusiedeln.
Auch bei Disteln gilt es dafür zu sorgen, dass die Pflanzen nicht zum Aussamen kommen. Dazu muss rechtzeitig gemulcht werden. Stehen nur vereinzelt oder nesterweise Disteln im Saum, kann es ausreichen, nur diese Bereiche zu mulchen und die übrige Vegetation zu schonen. Ist die Distel bereits in die angrenzende Ackerfläche eingewandert, kann eine intensive Bodenbearbeitung im Frühjahr, wenn die Ackerkratzdistel am wenigsten Reservestoffe in den Wurzeln gespeichert hat, diese schwächen und zurückdrängen.
Der überwiegende Teil der Pflanzenarten, die im Saum und Weg vorkommen, spielt in der Regel keine große Rolle als Unkraut. Eine genauere Betrachtung der Säume lohnt sich also, um zwischen Handlungsbedarf und keinem Risiko zu unterschieden.
Wie kann Druck von Insekten gesenkt werden?
Viele Schädlinge verbringen den Winter im Ackerboden oder in Stoppelresten. Andere ziehen sich in benachbarte Gehölze oder Feldsäume zurück. Doch genau dort finden sich auch ihre natürlichen Feinde. Marienkäfer, Schwebfliegen oder Schlupfwespen nutzen dieselben Rückzugsräume. Ein Beispiel: Auf Pflanzen in Feldsäumen sitzen im Frühjahr häufig Blattläuse, die für Getreide selbst keine Gefahr darstellen. Ihre Fressfeinde können sich dadurch in den Säumen frühzeitig im Jahr vermehren. So sind sie startklar, wenn es später auf dem Acker ernst wird und die Schädlinge in die Bestände einfliegen.
In diesen Situationen können gestärkte Nützlings-Populationen aus den Säumen einen merklich positiven Effekt auf der Ackerfläche erzielen. Schwebfliegenlarven vertilgen beispielsweise in ihrer Entwicklungszeit von zwei Wochen zwischen 400 und 700 Blattläuse. Ein Saum ist daher nicht ausschließlich positiv oder negativ in Bezug auf Schadinsekten zu bewerten.
Voller Brennnesseln oder bunt blühend – warum?
Unterschiedliche Standortgegebenheiten und Nutzungen der Säume sowie der angrenzenden Ackerschläge haben zu einer Vielfalt an Saumtypen geführt. Ein artenreicher Saum findet sich in der Regel auf mageren bis mittleren Standorten und ist durch das vielfältige Blütenangebot sowohl für die Bewohner der Feldflur als auch für das menschliche Auge attraktiv. Zum Erhalt dieser Pflanzenvielfalt ist eine Pflege (bestmöglich Mahd mit Abfuhr) im Juni optimal.
Sehr häufig finden sich aber auch grasreiche Säume. Zwar ist hier der Blühaspekt klein, jedoch bieten diese Struktur, Deckung, Erosionsschutz und verbinden nicht zuletzt Lebensräume miteinander. Wer den Gräseranteil im Saum reduzieren möchte, sollte im Mai pflegen. Möchte man jedoch das Deckungs- und Rückzugspotential optimal nutzen, bietet sich eine späte Pflege im September oder, bei Befahrbarkeit, noch vor Mai an. So profitieren Bodenbrüter, es bleiben Rückzugsorte zur Erntezeit erhalten und wenn der Saum über den Winter stehen bleibt, finden Insekten dort Überwinterungsquartiere.
Brennnesseln sind ein Hinweis darauf, dass dieser Saum sehr nährstoffreich ist. Das muss nicht unbedingt schlecht sein – Brennnesseln dienen zur Reproduktion von einigen Schmetterlingsarten. Auch diese Strukturen können durchaus Deckung bieten. Hier ist allerdings zu beachten, dass diese häufig sehr dicht und kühl sind und damit nicht unbedingt die optimalen Bedingungen für Insektenarten der Agrarlandschaft besitzen. Um die Lebensraumqualität dieser dichten Säume für Insekten zu verbessern, sollte darauf geachtet werden, dass Nährstoffeinträge aus den angrenzenden Kulturflächen möglichst vermieden werden.
Welches Krankheitspotenzial geht von Säumen aus?
Beim Thema Saumpflege kommt häufig das Befallsrisiko mit Mutterkorn zur Sprache. Der Pilz kann zwar alle Gräserarten befallen, aber insbesondere beim Roggenanbau ist dem Mutterkorn spezielle Aufmerksamkeit zu widmen. Entscheidend sind dabei mehrere Stellschrauben: eine passende Fruchtfolge, die Verwendung von Z-Saatgut und eine Bestandesführung, die auf eine möglichst gleichmäßige Blüte abzielt.
Auch die rechtzeitige Pflege der Feldsäume zur Gräserblüte trägt dazu bei, das Infektionsrisiko zu senken. Rostkrankheiten im Getreide breiten sich durch sehr leichte und flugfähige Sporen aus. Das Überwintern des Pilzes gelingt aber vor allem an Ausfallgetreide oder in Form von Dauersporen. Auch Gräser wie Weidelgras oder Knaulgras können von Gelbrost befallen werden. Allerdings ist der Wechsel zwischen den Grasarten selten und die Rostrassen der anderen Gräser sind weniger aggressiv im Weizen. Ein Rostbefall im Feldsaum kann somit ein gewisses Ausgangspotential darstellen. Ausfallgetreide auf nicht bearbeiteten Flächen oder in Zwischenfruchtbeständen stellt jedoch ein deutlich höheres Infektionsrisiko dar. Maßnahmen der Feldhygiene sind somit zielführender als ein vorbeugendes Kurzhalten der Saumvegetation. Viele Krankheitserreger sind in der Feldflur ohnehin präsent. Eine „Brutstätte“ für Krankheiten sind Feldränder nicht. Es ist wichtig, sie im Blick zu behalten, aber ackerbauliche Maßnahmen spielen meist eine größere Rolle.
Was ist besser? Mulchen oder das Mahdgut abfahren?
Es macht einen Unterschied, ob der Saum gemäht oder gemulcht wird. Wird das Mahdgut gemäht und abgefahren, ist dies zwar mit einem hohen Aufwand verbunden, bringt allerdings auch positive Auswirkungen auf die Pflanzenzusammensetzung des Saumes. In der Vergangenheit wurden Säume und Wege gemäht und der Aufwuchs für das Vieh genutzt. Dies förderte eine artenreiche Vegetation, da auf diese Weise Nährstoffe entzogen wurden. So stimmten die Bedingungen für konkurrenzschwache Kräuter, von deren Vorkommen zahlreiche Insekten abhängig sind.
Aus sehr nährstoffreichen Böden ist eine solche Aushagerung, allein durch Abfuhr des Aufwuchses, allerdings nicht sinnvoll und zielführend. Ist man bereit den Aufwand einer Aushagerung zu betreiben lohnt sich dies insbesondere auf ohnehin weniger nährstoffreichen Standorten.
Heute ist das Mulchen aufgrund der Effizienz, Praktikabilität und der fehlenden Verwendungsmöglichkeit des Aufwuchses der Standard. Da hierbei das Mulchgut als Filzschicht auf der Fläche verbleibt, ist vielerorts eine durch Nährstoffanreicherung bedingte Vegetation aus wenigen starkwüchsigen Arten entstanden.
Wann ist der optimale Zeitpunkt für die Pflege der Feldränder?
Mit Blick auf die vorangehenden Fragen wird deutlich, dass unterschiedliche Gegebenheiten auch zu verschiedenen Empfehlungen bezüglich des Pflegezeitpunktes führen. Festhalten lässt sich, dass bei Vorhandensein von Problemunkräutern im Saum der Pflegezeitpunkt sich daran orientieren sollte, diese im Zaum zu halten. Das heißt, ein Aussamen sollte durch eine rechtzeitige Pflege verhindert werden.
Da dies aber auf längst nicht alle Säume zutrifft, bietet sich hier die Möglichkeit, unterschiedliche Pflegezeiträume auch im Sinne des Betriebsablaufs auszuprobieren. Hierbei ergibt sich im Idealfall ein Mosaik aus Lebensräumen von hohem Wert für Insekten und Niederwild. Um dieses Mosaik an Strukturen weiter zu fördern bietet sich zum Beispiel auch eine abschnittsweise Pflege an. Der optimale Pflegezeitpunkt leitet sich zudem von dem vorhandenen Saumtyp (s. Frage 3) ab.
Welche Bestimmungen sind zu beachten?
Eine pauschale Gesetzgebung zur Pflege von Feldwegen und Säumen gibt es nicht. Wegesatzungen der Kommunen können Vorgaben zum individuellen Pflegeregime enthalten. Rechtlich relevant ist der Verbotszeitraum für die Pflege von Gehölzen im Zeitraum vom 1. März bis zum 30. September.
Der von Stilllegungsflächen bekannte Zeitraum des Pflegeverbots zwischen dem 1. April und dem 15. August gilt nicht für Wege und Säume. Er kann aber als Orientierung dienen, wenn man beispielsweise die Schonung von Niederwild anstrebt.
Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ist auf die Einhaltung der mittel-spezifischen NT-Auflagen zum Schutz von Lebewesen in Kleinstrukturen wie Säumen zu achten. Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sowie von Rodentiziden zur Bekämpfung von Mäusen ist auf Wegen und Säumen nicht zugelassen.
Larissa Blecker, LLH – LW 20/2025