Technische Hilfen statt Erntehelfer

expoSE 2018 mit mehr Ausstellern, aber weniger Besuchern

Die Messe für Spargel- und Erdbeeranbauer in Karlsruhe musste nach dem äußerst langen und trockenen Sommer Besucherverluste hinnehmen. Denn niedrige Erzeugerpreise, auch bei Spargel, mindern die Investitionsbereitschaft der Betriebe. Doch während sich die Unternehmen in der Bewässerungsbranche volle Auftragsbücher verzeichnen, haben die Folientunnelbauer bereits deutlich die Flaute zu spüren bekommen.

Der selbstfahrende Rankenschneider der Firma Heuling kommt den Betrieben gelegen.

Foto: Brammert-Schröder

Der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE), der Veranstalter der Messe expoSE und expoDirekt, hatte im Sommer eine Umfrage bei über 1 000 Betrieben gestartet, um den Erhalt der 70-Tage-Regelung zu unterstützen. Es zeigte sich, dass zunehmend Saisonarbeitskräfte fehlen, dass mehr früher abreisen und es schwieriger werde, die Mitarbeiter zu halten. Mehr dazu siehe Kasten. Die Betriebe suchen daher immer mehr nach technischen Lösungen.

Nah an den Anforderungen der Betriebe

Eine dieser speziellen Lösungen ist der selbstfahrende Rankenschneider für Erdbeeren auf Foliendämmen von der Firma Heuling Maschinenbau aus Borgholzhausen – vom VSSE mit einem Innovationspreis ausgezeichnet, siehe Kasten Seite 13. Der Rankenschneider eigne sich für ein- und zweireihige Dämme und kann individuell angepasst werden. Ein Gummifingerrotor hebt die Ranken an und führt sie zum Messer, gleichzeitig wird hierüber das Schneidelement federentlastet. Der Druck des Fingerrotors ist auf die Folie einstellbar, um diese zu schonen. Der Rankenschneider kostet einreihig 22 000, für doppelreihige Dämme 24 000 Euro ohne MwSt.

Michael Harlander stellt die Spargeldammfräse mit GPS-gesteuertem Verschieberahmen vor.

Foto: Setzepfand

Die Firma Harlander aus Aresing in Oberbayern stellte erstmals eine Spargeldammfräse vor mit hydraulischem Verschieberahmen und GPS-Steuerung SDF-168M/HVR GPS. Die Steuerungsbox der Firma Reichhardt kombiniert mit der Dammfräse ermögliche genaues Arbeiten am Damm und eine schnellere Bearbeitung ohne, dass der Schlepper selbst ein eigenes Lenksystem benötigt, erklärt Michael Harlander. Die Hangtauglichkeit der Spargeldammfräse verbessere sich dadurch entscheidend. Die Kosten der Spargeldammfräse liegen bei 22 700 Euro, die Kosten der Steuerungsbox bei 19 100 Euro, jeweils ohne MwSt. Eine weitere Neuheit aus dem Unternehmen Harlander ist eine dreireihige Bodenfräse für Spargel sowie zum Andämmen von Grünspargel, so Harlander. Die dreireihige Bodenfräse HF 560/3 spare zwei Überfahrten und Wendemanöver und koste 46 000 Euro ohne MwSt.

Auch die Firma Metasa wirbt für ihren Hackrahmen und Tiefenlockerer mit dem Spruch: „Zwei Arbeitsgänge in einem“. Für Spargelfelder sei diese Kombination die optimale Auflockerung zwischen den Dämmen nach der Ernte. Die Kosten der robusten Maschine liegen bei 10 180 Euro ohne MwSt. Eine weitere kostensparende Lösung zum Wickeln von Vlies und Folien biete der Wickel Star III von Metasa, sagt Jörg Primus, der Vertriebsleiter. „Der Wickler kann von einer Person bedient werden, dank dem Spul­arm.“ Auch könne man den Wickler um 90 Grad gedreht am Traktor fixieren, um auch auf sehr engen Wirtschaftswegen, ein bequemeres Aufwickeln zu ermöglichen. Ein hydraulischer Rohrantrieb und die automatische Spuleinrichtung werden vom Schlepper aus bedient.

Jürgen Meinberg konnte zeigen, dass die mit Glukon farm frisch geklebte Folie bestens hält.

Foto: Setzepfand

Um die Reparatur von Folie geht es bei der Firma Böker aus Dätgen bei Kiel. Jürgen Meinberg, der Vertriebsleiter, erklärt, dass das Unternehmen ursprünglich aus dem Bereich der Dach-, Silage- und Biogasfolien komme und sich auf vielfache Nachfrage, nun erstmals auf der expoSE im Bereich der Spargelfolien zeige. Böker bietet den Sprühkleber Glukon farm nun auch in einer 500 ml Sprühdose als Reparaturset an. Meinberg zeigt, dass der Sprühkleber auf beiden Seiten der zu klebenden Folie aufgetragen werden muss. Eine Sprühdose reiche für rund drei bis vier Quadratmeter und kostet 10,95 Euro. Eine Gasgallone mit 13 kg Glukon und der dazugehörigen Sprühlanze mit Schlauch koste als Messeaktion 480 Euro ohne MwSt.

Aus Eltville nach Karlsruhe gereist ist die Firma Müller und Sohn Spezialmaschinen. Sie sind den innovativen Anbauern dicht auf den Fersen mit einer Fragola Stellagen Spritze, die 100 bis 300 l Pflanzenschutzmittel fasst. Sie kann per Schmalspurschlepper, Rasentraktor oder Quad zwischen den Stellagen gezogen werden und mithilfe einer elektrischen Fernbedienung die Höhe des Düsengestänges verstellen. Für Regenkappenstellagen werde ein individuelles Gestänge geboten, ebenso für Tunnelstellagen, die auch mit Überzeilengestänge arbeiten können. Die Regenkappenvariante koste 7 350 Euro inklusive 12 V Batterie für die elektrische Fernbedienung ohne MwSt., sagt Leonard Tamke.

Für das Spritzen von Erdbeeren auf Stellagen bietet die Firma Müller und Sohn Lösungen.

Foto: Setzepfand

Im Bereich der Verpackung und Abfüllung von Beeren und jeglichen anderen Schüttgütern ist die Firma Krebeck Stalleinrichtungen und Apparatebau GmbH aus Damme tätig. Der ADS-80/1 ist ein Dosiersystem mit Rundschalttisch. Mitarbeiter Matthias Wendt erklärt, worauf es bei empfindlichen Beeren ankommt: „Das Dosiersystem muss geringe Fallhöhen aufweisen, um Beschädigungen der Beeren zu vermeiden.“ Bei der neuen Version des ADS-80/1 TRW werden die Beeren zuerst gewogen und dann über eine Drehklappe in die Schalen gefüllt. Somit kann gewogen und gleichzeitig eine Schale unter den Dosierarm platziert werden. Rund 20 Schalen pro Minute können gefüllt werden. Je nach Zulieferung und Umfang der Maschine müsse mit Kosten um 12 000 Euro ohne MwSt. gerechnet werden. „Ein Problem ist, dass die Kunden ständig andere Verpackungen nutzen möchten. Im vergangenen Jahr waren die Becher sehr gefragt, mal mit, mal ohne Deckel, dann sind es wieder die Pappschalen“, so der Mechaniker Wendt.

Kühlung und Bewässerung waren Themen in diesem Jahr

Eine Herausforderung für die Mechaniker von Abfüllanlagen sind die ständig wechselnden Verpackungen.

Foto: Setzepfand

Thomas Hermeler, Geschäftsführer der Firma HMF Hermeler aus Sassenberg-Füchtorf, verkauft Maschinen zur Tiefenlockerung, Bodenfräsen, aber auch Kältetechnik. Er weist drauf hin, dass ab 2020 nur noch natürliche Kältemittel, wie Butan, Ethan, Ammoniak oder CO2, erlaubt sind. In diesem heißen Sommer haben viele seiner Kunden die Kühlung optimiert oder denken darüber nach. Hermeler bietet ein Zweistoffkreislaufsystem zum Kühlen von Hallen an, das mit kaltem Wasser mit Glykol versetzt kühlen kann. Dazwischen ist ein Wärmetauscher geschaltet. Die Leistung des Lüfters entscheidet dabei über die mögliche Kühlleistung. Das Kühlsystem mit 23 kW koste 17 000 Euro ohne MwSt. und kann auch direkt an eine Spargelkühlanlage angeschlossen werden.

Ob Kühlung oder Bewässerung, beides waren gefragte Themen diesen Sommer und sind es weit darüber hinaus. Frederik Gumbinger von der Firma Reber, die vor allem die Tropfbewässerung der Firma Netafim in der Pfalz vertreibt, sprach von einem guten Jahr – auch im Zwiebelanbau etabliert sich die Tropfbewässerung.

zep – LW 48/2018