Technische Lösungen für Mineraldünger vorgestellt

VLF-Praxistag zur neuen Düngeverordnung in Sulzbach

Kürzlich fand auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Manfred und Andrea Uhrig in Sulzbach am Taunus ein Praxisinformationstag zum Thema „Neue Düngeverordnung: Technische Lösungen für Mineraldünger“ statt, veranstaltet vom Verein für landwirtschaftliche Fortbildung Frankfurt-Höchst (VLF).

In einer Feldscheune wurde den 68 Landwirten und Beratern von landtechnischen Experten die Arbeitsweise von Mineraldüngerstreuern der Firmen Amazone, Kverneland, Raab und Rauch vorgestellt. Der Praxistag fand mit Unterstützung von Udo Linck (Amazone) und den Landtechnikfirmen RWZ in Dietz (Peter Wengel), RWZ in Friedberg (Bernd Jüngling), Dieter Schlotter in Idstein und Jochen Wagner in Friedberg statt.

Foto: VLF Höchst

Arbeitsweise, technische Einstellungen und besondere Funktionen von Minderaldüngerstreu­ern verschiedener Hersteller wurden erläutert und verglichen. Unter anderem ging es um technische Ausstattung wie Wie­ge­streu­ein­richtung, Rand-, und Grabenstreu­einrichtung. Außerdem wurden präzise Fragen der Landwirte wie den Einfluss der Arbeitsbreite sowie die Ausbringung verschiedener Düngermaterialien, beziehungsweise deren Produktbeschaffenheit wie Korngröße auf die Verteilgenauigkeit von Experten vorgestellt.

Jürgen Pauly, Vorsitzender des VLF Höchst, eröffnete die Veranstaltung vor fast 70 Landwirten. Die Moderation der Tagung übernahm Dr. Nikolaus Bret­schneider-Herrmann, Leiter des Amtes für den ländlichen Raum in Bad Homburg.

Die neue Düngeverordnung gibt unter anderem vor, dass sehr geringe Mengen an Dünger pro ha nach Pflanzenbedarf gestreut werden dürfen und auch im Randbereich der Gewässer genau gedüngt werden muss. Genaues Ausbringen ist auch an Wegen und Nachbarfeldern eine wichtige Anforderung. Zu dem möchten die Landwirte in diesen Grenz- sowie Randbereichen ausreichende Mengen düngen, um auch das Ertrags­potenzial der Kulturen unter Be­achtung der Düngeverordnung auszuschöpfen. Es wurden bei der Veranstaltung in Sulzbach die wichtigsten Streuer vorgestellt und von Fachleuten die ver­schie­de­nen Bauarten und auch die optimalen Einstellungen im Sinne des vorsorgenden Grundwasserschutzes und eines wirtschaftlichen Düngereinsatzes erläutert.

Rabe-Zweischeibendüngerstreuer Adler DX 30 mit Wiegeeinrichtung.

Foto: VLF Höchst

Für große Arbeitsbreiten spezielle Funktionen nötig

Wesentliche Ergebnisse sind: Für die Modelle X 40+ und X 50+ mit großen Arbeitsbreiten von bis zu 50 m erweitert der Hersteller Rabe die „Tribord-Technologie“ um eine weitere Funktion. Hier kann der Fahrer per Knopfdruck von „Normalstreuen“ im Feld auf „Randstreuen“ oder „Grenzstreuen“ umschalten.

Die Funktion „Randstreuen“ begrenzt das Streubild leicht zur Feldgrenze und es wird ein wenig Dünger über die Feldgrenze hinausgestreut. Bei „Grenzstreuen“ wird das Streubild extrem zur Feldgrenze hin begrenzt und es wird kein Dünger über die Feldgrenze hinausgestreut. Somit hat der Fahrer die Wahl, je nach benachbartem Bestand, die optimale Düngermenge auszubringen. Um die Arbeitsbreite auf Ihre Bedingungen, Fahrgassensysteme und verwendete Düngersorten sicher und präzise einzustellen, wird einfach der Aufgabepunkt des Düngers auf die Streuscheiben über eine Rutsche verändert. Mit Hilfe dieser Rutsche wird der Dünger zudem sehr schonend auf die Streuscheibe geleitet. Ein Wechseln der Streuscheiben oder ein Verstellen der Wurfschaufeln, das zu Ungenauigkeiten führen kann, gibt es bei Rabe-Düngerstreuern nicht. Das spart Zeit und Geld und schont den Dünger.

Mineraldüngerstreuer Rauch AXIS20-2 in Wintergetreide. Fotos: PM

Foto: VLF Höchst

Technische Lösungen, um Überdüngung zu vermeiden

Volker Rathmer von Rauch-Landmaschinenfabrik re­ferierte, wie ein moderner Mineraldüngerstreuer dem Landwirt helfen kann, mit den Vorgaben der Düngeverordnung richtig umzugehen. So bietet eine automatische Mengendosierung die Sicherheit, dass nicht zu viel gestreut wird, wenn sich das Düngerfließverhalten ändert.

Die Rauch-Streuer verfügen dafür über eine spezielle Regelung, dass EMC genannt wird. Hier wird das Drehmoment an jeder Streuscheibe gemessen und so die Dünger-Füllmenge im Wurfflügel ermittelt. Dadurch wird permanent die Düngermen­ge pro Seite einzeln geregelt. Auch doppelt gestreute Bereiche im Vorgewende oder bei Ecken und Keilen müssen in Zukunft vermieden werden. Lösung dafür sind Düngerstreuer mit Teilbreitenschaltung, so wie der „Rauch-OptiPoint“, der den richtigen Punkt im Vorgewende zum Ein- und Ausschalten berechnet. Rathmer betonte, dass das alles kombiniert mit einer automatischen Schaltung über GPS bis zu 10 Prozent Dünger Einsparpotenzial bietet und hilft die Bilanzobergrenzen aus der Düngeverordnung einzuhalten, so Rathmann.

Streuen an der Feldgrenze sowie Wiegeeinrichtungen

Guido Neumann von der Fa. Rabe erläuterte, dass die Funktion „Randstreuen“ das Streubild leicht zur Feldgrenze begrenzt und es wird ein wenig Dünger über die Feldgrenze hinausgestreut. Bei „Grenzstreuen“ wird das Streubild extrem zur Feldgrenze hin begrenzt und es wird kein Dünger über die Feldgrenze hinausgestreut. Somit hat der Traktorfahrer die Wahl, je nach benachbartem Bestand, die optimale Düngermenge auszubringen und auch die Abstände zu oberirdischen Gewässern nach Düngeverordnung einzuhalten.

Mit den sehr präzisen Rand- und Grenz­streueinrichtungen für Mineraldüngerstreuer werden die europäischen Umweltnormen wie EN-13739-1 erfüllt und so ein Betrag für die Ökologie sowie auch für die Ökonomie erzielt. Die Wiegeeinrichtung an einem Streuer hat den Vorteil, dass die Ausbringungsmenge eines Düngers pro ha gleicht bleibt, wenn sich die Fahrgeschwindigkeit mit dem Traktor auf dem Feld ändert. Stephan Horstmann von den Amazonewerken sagte, dass alle Amazone-Grenzstreueinrichtung der EN-NORM 13739-1 und -2 entsprechen und gemäß der Düngeverordnung uneingeschränkt einsetzbar sind. Besonders düngerschonend und komfortabel zu bedienen ist die Grenzstreueinrichtung AutoTS der Amazone Düngerstreuer ZA-TS und ZG-TS.

Bei dieser Grenzstreueinrichtung sind neben den zwei längeren Streuschaufeln zwei kürzere Grenzstreuschaufeln auf der Streuscheibe montiert. Die unterschiedlich langen Streuschaufeln gewährleisten ein stabiles dreieckiges Streubild. Der Fahrer kann in der Schlepperkabine per Knopfdruck auf dem Terminal die Einleitschaufeln schwenken und der Dünger wird von den Streu­schau­feln auf die Grenz­streu­schaufeln umgeleitet. Die beiden kürzeren Grenzstreuschaufeln geben nur so viel Energie an die Düngerkörner, um ein exaktes Grenzstreubild zu erzeugen und den Dünger zu schonen. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Dünger bei dieser Grenzstreueinrichtung nicht mechanisch umgeleitet wird und somit deutlich mehr Dünger in den Randbereich zur Grenze gelangt.

„High-Tech-Wiegen“ mit großem Behältervolumen

Der Streuer von Kverneland „Exacta TL“ wurde von Peter Wen­­gel von der RWZ Dietz vorgestellt. Mit dem einzigartigen Referenzsensor funktioniert das Wiegesystem automatisch, auch an Hängen und bei Stößen. Deshalb arbeitet der Streuer auch perfekt in unebenem Terrain. Geschwindigkeitsunabhängiges Streuen, mit Auto-Kalibrierung schützt vor Ãœber- und Unterdosierung, was sich in besserem Ern­teertrag und Einsparung von Düngemittel niederschlägt. Um weiteres Düngemittel zu sparen und für mehr Komfort, ist es möglich den Düngerstreuer mit GPS zu nutzen. Für GPS gesteuertes Streuen besitzt der Kverneland Exacta TL 2 Teil­breiten und schaltet am Vorgewende au­tomatisch in Abhängigkeit des Streubildschwerpunktes (Geo-Point) an und ab. Bei Verwendung von Applikationskarten ist auch ein variables Streuen möglich. Der „TL Geospread“ ist Isobus kompatibel. Er kann sowohl mit dem IsoMatch Tellus, als auch mit IsoMatch Tellus GO oder auch mit jedem anderen Isobus kompatiblen Traktorterminal gesteuert werden.

Das für Düngerstreuer des Herstellers Rabe als typisch geltende „Dreieckstreubild“ mit flach abfallenden Flanken und einem weiten Ãœberlappungsbereich wurde von Guido Neumann erläutert. Dieses Streubild ist extrem unempfindlich gegenüber Windeinfluss und verschiedenen Streueigenschaften unterschiedlicher Düngersorten. Das ist ein entscheidender Vor­teil, wenn es um präzise Querverteilung mit effizienter Nährstoffversorgung und geringen Aufwandmengen geht. Spezielle Wurfschaufeln (Epsilon-System bei X 40+ und X 50+) in Verbindung mit der einzigartigen Verstellung des Aufgabepunktes des Düngers auf die Wurfscheibe geben den Düngerstrom in zwei unterschiedlichen Wurfbahnen schonend von der Streuscheibe ab. Die somit erzeugte vierfache Ãœberlappung sorgt für höchste Präzision in der gleichmäßigen Querverteilung und reduziert Streuverluste auf ein Minimum.

VLF-Höchst – LW 42/2017