Trockenheit hat dem Hafer besonders zugesetzt

Anbau und Landessortenversuche Sommerhafer 2018

Enttäuschende Hafererträge bei zum Teil schwachen Qualitäten – so lässt sich das Anbaujahr 2018 charakterisieren. Hafer stellt zwar keine besonderen Anforderungen an die Bodengüte, benötigt jedoch eine ausreichende Wasserversorgung. Auf Wassermangel, insbesondere wenn er in der generativen Phase der Entwicklung auftritt, reagiert Hafer sehr empfindlich mit deutlichen Ertragseinbußen, wie dies in 2018 der Fall war.

Das Wachstum der Absatzmärkte für Hafer wird im heimischen Anbau (noch) nicht genutzt.

Foto: Dr. Herrmann

Mit einem Landesdurchschnitt von 43,1 dt/ha lag der von der Besonderen Ernteermittlung in Hessen festgestellte Haferertrag auf einem ähnlich geringen Niveau wie in 2015, als Frühjahrs- und Frühsommertrockenheit zu Ertragseinbußen führte. Auch bundesweit wurde mit 41,2 dt/ha der seit 1992 geringste Haferertrag berichtet.

Der seit vielen Jahren beobachtete Rückgang der Hafer-Anbaufläche wurde mittlerweile gestoppt. Mit aktuell 8400 ha Hafer in Hessen ist sogar eine leichte Zunahme zum Vorjahr zu verzeichnen. Auch bundesweit hat die Anbaufläche in den letzten beiden Jahren zugenommen. Die Ursache hierfür ist vermutlich in den ungünstigen Aussaatbedingungen für Winterungen im Herbst 2017 zu sehen. Die deutsche Haferernte bewegte sich mit 57 7000 t auf gleichem Niveau wie in 2017, das heißt die Ausweitung der Anbaufläche konnte die witterungsbedingten Ertragseinbußen nicht kompensieren.

Nachfrage nach Hafer guter Qualität steigt

Den Bedarf deckt die deutsche Haferproduktion schon seit einigen Jahren nicht mehr. Über viele Jahre stark rückläufige Anbauflächen führten trotz eines jährlichen Zuchtfortschrittes von etwa 0,6 Prozent zu einem steigenden Anteil von Importware, so dass der Selbstversorgungsgrad noch 71 Prozent beträgt.

Das Wachstum der Absatzmärkte wird im heimischen Anbau (noch) nicht genutzt, da Hafer aufgrund der stärker schwankenden Erträge oft als nicht konkurrenzkräftig zu anderen Getreidearten angesehen wird. In diesem Zusammenhang muss jedoch berücksichtigt werden, dass Hafer oft als abtragende Frucht in der Rotation steht oder auf Grenzertragsstandorten angebaut wird, auf welchen er sein Ertragspotenzial nicht ausschöpfen kann. Hafer kann umweltverträglich produziert werden mit einem geringen Pflanzenschutzmitteleinsatz, da er eine hohe Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern und eine geringe Anfälligkeit für Getreidekrankheiten besitzt.

Dr. Antje Herrmann, Fachinformation Pflanzenbau, LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof – LW 4/2019