Vergiftungsgefahren für Kinder
Gefahrenzonen frühzeitig beseitigen
Unfälle sind ab dem ersten Lebensjahr das größte Gesundheitsrisiko für Kinder und Jugendliche. Bei den unter Zweijährigen handelt es sich dabei meist um Stürze im häuslichen Bereich, gefolgt von Vergiftungen durch unterschiedliche Substanzen, die im Haushalt, in der Landwirtschaft oder im häuslichen Umfeld vorkommen. Nachfolgend wichtige Tipps, um Vergiftungen zu vermeiden.

Foto: SVLFG
Gefahrstoffe in der Landwirtschaft

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Giftpflanzen in Haus und Garten
Pflanzenarten mit verlockend aussehenden Beeren, wie Kirschlorbeer, Liguster, Vogelbeere, Wolfsmilchgewächs, Heckenkirsche, Maiglöckchen oder Herkulesstaude, nehmen den dritten Rang in der Vergiftungshäufigkeit ein. Sie sollten aus Hausgärten, in denen sich Kleinkinder bewegen, entfernt werden. Aber auch Zimmerpflanzen, pflanzenschutz- oder düngemittelhaltige Pflanzenerde können bei Kleinkindern VerÂgiftungen verursachen und sollten außerhalb deren Reichweite stehen.
Unfälle durch Verschlucken von Fremdkörpern
Nicht zu unterschätzen sind Unfälle durch Verschlucken von Fremdkörpern, besonders im Kleinkindalter. Im Alter von einem bis drei Jahren erkunden Kinder ihre Umwelt, indem sie alles in den Mund stecken, um es zu ertasten und zu schmecken. Werden hierbei die oberen Atemwege verschlossen, besteht Erstickungsgefahr.
Achtung Gase!
In landwirtschaftlichen Tierhaltungen, Lagerstätten oder Biogasanlagen können giftige Gase auftreten. Oft reichen geringe Konzentrationen, um eine Bewusstlosigkeit zu verursachen. Besonders heimtückisch ist der in Flüssigmist vorkommende Schwefelwasserstoff. Schwerer als Luft, kann er sich in Vertiefungen anreichern und zu Vergiftungen führen. Aber auch Kohlendioxid kann durch das Verdrängen von Sauerstoff in Gruben, Kanälen oder Brunnen das Leben gefährden. Kinder sind sich dieser Gefahren meist nicht bewusst und müssen von gefährlichen Bereichen ferngehalten oder besonders aufgeklärt werden.
Vor Vergiftungen und Verätzungen schützen
App
Vergiftungsunfälle
Die App vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) „Vergiftungsunfälle bei Kindern“ ist kostenlos in den App-Stores verfügbar. Sie wurde für Smartphones mit den Betriebssystemen Android und iOS entwickelt. Die App liefert Hintergrundinformationen zu Chemikalien, Medikamenten, Pflanzen und Pilzen, mit denen es zu Vergiftungsunfällen bei Kindern kommen kann. Auch gibt sie Tipps, wie sich Unfälle von vornherein verhindern lassen. Im Notfall kann aus der App sofort das zuständige Giftinformationszentrum angerufen werden.
SLMit zunehmender Beweglichkeit des Kindes wächst die Gefahr, dass es mit giftigen oder ätzenden Substanzen in Berührung kommt und sie schluckt. Hier ist eine umsichtige Vorsorge der Eltern notwendig. Sie sollten sich das Umfeld ihrer Kinder unter diesem Aspekt ganz genau anschauen.
Was ist zu tun?
- Gefährliche Chemikalien, Säuren und Laugen möglichst ganz aus dem Haushalt entfernen.
- Putz- und Reinigungsmittel, Essigessenzen und ähnliche Mittel grundsätzlich in Oberschränken aufbewahren. Die Schränke sollten zudem möglichst verschließbar sein.
- Auf kindersichere Verschlüsse achten.
- Gefahrstoffe des landwirtschaftlichen Betriebs den Vorschriften entsprechend und unter Verschluss in Gefahrstoffschränken lagern und für Kinder unzugänglich aufbewahren. Dies gilt auch für gebeiztes Saatgut.
- Farben, Lacke, Lösungsmittel und ähnliche Produkte für Kinder unzugänglich aufbewahren.
- Reinigungs- und andere giftige oder ätzende Mittel niemals in Getränke- oder Essbehälter füllen. Es besteht VerÂwechslungsgefahr!
- Medikamente und Arzneimittel stets in einem kindersicher verschlossenen Schrank aufbewahren.
- Giftige Zimmerpflanzen aus der Wohnung entfernen.
- Auch im Garten auf mögliche Giftpflanzen achten.
Erste Hilfe rettet Leben
Ist es zu einer Vergiftung gekommen, sollte man nicht auf Beschwerden warten, sondern sofort handeln. Ruhe bewahren und bei Atemstörungen, Krampfanfällen, starken Schmerzen oder Verbrühungen/Verbrennungen sofort die Notrufnummer ☎ 112 anrufen.
svlfg – LW 35/2014