Volkstanz berührt und verbindet

Das achte Volkstanz-Symposium auch digital ein Erfolg

35 Volkstanzbegeisterte trafen sich vergangenen Samstag digital, um sich berühren zu lassen und zu verbinden. Auch aus Brasilien und der Ukraine waren engagierte Volkstänzerinnen zum Fachtag der Hessischen Landjugend, der LAG Tanz Hessen und der vhs Frankfurt am Main zugeschaltet. In den Fachvorträgen aus den Bereichen Psychologie, Theologie und Soziale Netzwerke wurde deutlich: Jeder braucht Berührung und Verbindung. Volkstanzende bieten beides in besonderer Weise.

Teilnehmende des Volkstanz-Symposiums bei der Übung „Sich öffnen wie eine Blüte“.

Foto: HLJ

Gerade in der Zeit des Abstandes tat es gut, Nähe zu spüren. Pia Metzker, Studentin der Sozialen Arbeit und Tanzlehrerin, erklärte mit Schwung und Leichtigkeit, wie Menschen durch achtsame Selbstberührung in einen sensibleren Kontakt mit anderen kommen. Sanfte Berührungen werden von speziellen Rezeptoren wahrgenommen und sprechen das Nervensystem in ganz besonderer Weise an. Zur aktuellen Lage sagte Metzker hoffnungsvoll: „Wir können Berührung auch wieder lernen.“

Verbindende Aspekte

Die Teilnehmenden waren sich einig: Schon ein Lächeln ist Berührung und dies ist beim Tanzen genauso zu spüren wie auf der Straße. Deshalb nahmen sich einige vor, auch im Alltag mehr auf Berührung zu achten. Hannes Eibach, Tänzer, Pfarrer und Studienleiter am Evangelischen Studienseminar Hofgeismar, ließ die Teilnehmenden den Zauber kontaktloser Berührung durch eine Übung mit den eigenen Händen deutlich spüren, so fühlte es sich ein bisschen wie ein eigener Segen an. In seinem Vortrag bezog er sich auf Berührung und Verbindung in der biblischen Theologie und im Handeln der Kirchen: Der Bund mit Gott sei ein zentrales Thema der Bibel, so wie das Verbundensein der Glaubensgemeinschaft, sagte er. Er wies dabei auch auf den Aspekt des Verbundenseins durch das Sich-berühren-Lassen hin. Eibach beleuchtete ebenso die negative Seite und betonte, dass Berührung nur heilsam sein kann, wenn sie keine Grenzen verletzt und plädierte dafür, genau hinzuschauen, zu helfen und zu handeln. Verbindung zeigte Katja Evertz, Referentin für Digitalisierung, Onlinekommunikation und Social Media, ganz plastisch am Beispiel von Netzwerken: „Zwischen zwei Personen ist eine Verbindung, zwischen drei Personen gibt es schon sechs Verbindungen.“ Sie zeigte digitale Möglichkeiten auf und betonte, dass schwache Verbindungen, wie die in den sozialen Medien, in besonderem Maße Brücken bauen und das Wohlbefinden stärken können. „Es geht nicht darum, die Beiträge mit den meisten Likes zu schreiben, sondern darum, das zu teilen, was uns berührt. Damit machen wir die sozialen Netzwerke ein bisschen besser.“ Als Tanzunerfahrene teilte sie ihre Begeisterung über das Symposium mit und bat die Volkstänzer, ihre Leidenschaft auch online mehr zu teilen, denn „es ist so schön, euch dabei zuzusehen“.

Volkstanz in die Öffentlichkeit bringen

Neben den drei Impulsvorträgen sorgten viele Bewegungseinheiten für einen kurzweiligen Tag sowie dafür, Berührung und Verbindung mit sich selbst und den anderen Teilnehmenden konkret zu spüren. Beschwingt und dankbar gingen die Teilnehmenden in die Zukunft, um sich gemeinsam motiviert für den Volkstanz einzusetzen. „Wir wissen von der Kraft des Volkstanzes und sind mit neuem Schwung wieder da“, fasste Mario Hecker, Gründer des Volkstanz-Symposiums, zusammen und schlug vor, gemeinsam, spürbar und öffentlich den Volkstanz am internationalen Tag des Tanzes (29. April) in die Öffentlichkeit zu bringen. Auf der Seite wir-tanzen.net werden Volkstanzende sich und ihre Aktionen präsentieren können. „Das Volkstanz-Symposium hat Volkstänzer aus ganz unterschiedlichen Sparten, Generationen und jetzt auch noch Ländern zusammengebracht. Wir werden diese Verbindungen fördern und weiter mit unserem Tanz Menschen berühren“, so Kevin Hörr, Arbeitskreisleiter Volkstanz und Landesvorstandsmitglied der Hessischen Landjugend.

hlj – LW 2/2022