Wachstumsregler noch mal nachlegen?

Wüchsige Bestände zeigen Krankheitsdruck durch Phoma

In der Regel sind die Wachstumsregler-Einsätze im Raps in der vergangenen Schönwetterperiode abgeschlossen worden. In sehr dichten und sehr wüchsigen Beständen sollte die Wirkung der Maßnahme kontrolliert werden. Sollte sich der Vegetationskegel langsam strecken (mehr als 2 cm) und die WachstumsreglerMaßnahme schon weiter zurückliegen, sollte noch mal nachbehandelt werden.

Sofern noch nicht oder mit einem Wachstumsregler behandelt wurde, dessen fungizide Wirkstoffausstattung wenig gegen Phoma ausrichten kann, sollte bei Befall eine spezielle Phoma-Bekämpfung durchgeführt werden.

Foto: agrarfoto

Die ungewöhnlich milde Witterung nach den Niederschlägen in Kombination mit viel Tau hat regional, insbesondere in der Wetterau, zu heftigen Phoma Infektionen geführt. Auf bislang unbehandelten Schlägen sind oft 100 Prozent der Pflanzen befallen. Die Infektionen sind auch schon auf den oberen Blättern zu sehen.

Phoma kann wirtschaftlich relevante Schäden anrichten, wenn der Wurzelhals befallen wird. Infektionsherde sind alte Rapsstoppeln und befallener Ausfallraps von Nachbarflächen. Ein Erhöhtes Risiko besteht nach der Ernte bis in den Oktober hinein, bei feucht-warmem Wetter und Nachttemperaturen von über 10 °C, wie in den vergangenen Tagen.

Witterung begünstigt Phoma-Ausbreitung

Generell gilt, dass früher Herbstbefall mit Phoma nur dann gefährlich wird, wenn ein feuchtwarmer Winter folgt. Ein Trocken-kalter Winter stoppt jedoch die Infektion und ermöglicht im Frühjahr nur geringe Schadwirkung. Aktuell ist weiterhin milde Witterung gemeldet, sodass die Gefahr einer weiteren Ausbreitung gegeben ist.

Es gibt jedoch Sorten die mit einer Resistenz gegenüber Phoma ausgestattet sind. Hier kann ein moderater Krankheitsdruck toleriert werden, da eine Wurzelhalsinfektion sehr unwahrscheinlich ist. Allerdings zeigten in den vergangenen Jahren einzelne Resistenz-Gene einen nachlassenden Schutz gegenüber Phoma, sodass auch doppel- oder mehrfachresistente Sorten den Weg auf die Felder gefunden haben. Die doppelresistenten/mehrfachresistenten Sorten bieten somit eine deutlich höhere Sicherheit im Bereich Phoma.

Sorten mit der RLM 7/RLM 3 Resistenz: Arabella, Ambassador, LG Adonis, LG Scorpion; KWS Alvaro, Davos, Picard, Aganos, SY Florida, PT 271, PT 256, Attacke, Armani, u.a.

Sorten mit Doppelresistenz/Multipler Resistenz:

Arsenal, Advocat, KWS Ernesto, DK Excited, DK Exbury, DK Expose, DK Exaura, PT 303, PT 299, PT 284, u.A.

Ob die angebaute Sorte eine Resistenz aufweist, kann beim Züchterhaus in Erfahrung gebracht werden, falls die eigene Sorte hier in der Liste hier nicht zu finden ist.

In welchen Fällen ist zu behandeln?

Bestände, die seit Anfang Oktober mit einem wirksamen Fungizid behandelt worden sind oder eine Resistenz aufweisen, weisen geringere Befallshäufigkeiten (ca. 20 Prozent) auf. Hier besteht kein Handlungsbedarf.

Sofern noch nicht oder mit einem Wachstumsregler behandelt wurde, dessen fungizide Wirkstoffausstattung wenig gegen Phoma ausrichten kann (Folicur, Orius, Carax etc.), sollte bei Befall eine spezielle Phoma-Bekämpfung durchgeführt werden. Auch wenn der Raps noch klein ist, zwar eine Einfachresistenz aufweist aber stärkeren Blattbefall zeigt, sollte eine Behandlung durchgeführt werden.

Bei günstigen Befallsbedingungen und entsprechendem Auftreten sind spezielle Fungizide in voller Aufwandmenge für eine ausreichende Wirkung erforderlich, wie beispielsweise Cantus Gold (0,5 l/ha), Cantus (0,5 kg/ha), Tilmor (1,2 l/ha), Toprex (0,5 l/ha), Protendo 250 EC (0,7 l/ha) oder Patel 300 EC (0,6 l/ha).

LLH, Beratungs-Info – LW 45/2022