Wieder Rekorderträge bei der Braugerstenernte

Landessortenversuche Sommergerste 2013

Mit der 2013er Sommergerstenernte kann man recht zufrieden sein: Überdurchschnittlich hohe Erträge, gute Sortierungen und Eiweißwerte, die – abgesehen von mancherorts sehr niedrigen Gehalten – meist im akzeptablen Bereich lagen. Von ähnlich positiven Ergebnissen kann auch aus den Landessortenversuchen berichtet werden. Vor dem Hintergrund eines bevorstehenden Sortenwechsels war hier vor allen Dingen das Abschneiden neuerer Sorten interessant. Ferdinand Hoffmann, Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom Dienstleistungszentrum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach kommentieren die Ergebnisse aus den Landessortenversuchen.

Deutliche Reifeunterschiede zwischen verschiedenen Sommergerstensorten im LSV letzten Jahres.

Foto: Hoffmann

Wurden schon zur Ernte 2012 die höchsten Sommergerstenerträge der letzten 20 Jahre gedroschen, so wurde dieser Rekord im Jahr 2013 erneut gebrochen. Nach den Ergebnissen der Besonderen Ernteermittlung lag der Durchschnittsertrag in Rheinland-Pfalz bei 57,6 dt/ha und damit fast 1 dt über dem letzten Jahr und 8,6 dt/ha über dem langjährigen Mittel.

Trotz dieser enormen Erträge war die Kornausbildung erstaunlich gut, so dass auch die Vollgersteanteile meist über den Anforderungen lagen. Allerdings kam es hierbei zur bekannten Proteinverdünnung, die man ebenso bei sehr hohen Weizenerträgen kennt und fürchtet. So wurden mitunter Eiweißwerte von unter 8,5 Prozent gemessen.

Damit wurde erneut belegt, dass die Sommergerste hierzulande zu enormen Leistungen fähig ist, dies aber zum überwiegenden Teil von der Jahreswitterung bestimmt wird. Spielt dagegen wie 2011 die Witterung nicht mit, dann kann die Sommerbraugerste rasch zum Totalausfall werden.

Gute Ernte: Segen oder Fluch?

Geht man der Frage nach, wie es im Braugerstenanbau zukünftig weitergehen könnte, tut man sich in diesem Jahr schwer. Zum einen drückt die starke Ernte gewaltig auf die Märkte, zum anderen erweist sich die geschilderte hohe Witterungsabhängigkeit und das damit einhergehende schwer kalkulierbare Ernterisiko immer mehr als große Hürde für die Fortentwicklung des Braugerstenanbaues.

Ob also die letztjährige Sommergerstenfläche von gut 40 000 ha weiter abnehmen wird, bleibt ungewiss. Die späte Mais- und Zuckerrübenernte sowie die über lange Zeit ungünstigen Bestellbedingungen für Winterweizen sollten eigentlich für eine Flächenausweitung sprechen. Auf der anderen Seite ist Saatgut von Sommerweizen stark nachgefragt und auch beim Mais stehen die Chancen nicht schlecht. Auch der Winterrapsanbau wurde erneut ausgedehnt.

Schließlich haben viele Landwirte das ganze Drumherum bei der Vermarktung der 2011er Ernte beziehungsweise die damalige „Abwicklung“ der Lieferverträge noch immer in schmerzlicher Erinnerung. Dies alles spricht eher gegen die Braugerste. Natürlich können die Winterfröste hier noch ein gehöriges Wörtchen mitreden.

Trotz allem ist man in einigen Regionen und Betrieben in den vergangenen Jahren mit der Sommergerste recht gut gefahren. Ordentliche Erträge und Qualitäten haben bei vergleichsweise geringen Aufwendungen für Düngung, Pflanzenschutz und Arbeitszeit zufriedenstellende Deckungsbeiträge geschaffen. Deshalb wäre man gut beraten, die Preisangebote zu prüfen, sich betriebsindividuell einen genauen Ãœberblick über die Produktionskosten zu verschaffen, die für die betriebliche Weiterentwicklung erforderlichen „Gewinnmarge“ festzulegen und daraus den möglichen Braugerstenpreis abzuleiten.

Die Witterung stimmte weitgehend

Nicht zuletzt hat die regenreiche Witterung im Anbaujahr 2013 in den meisten Regionen des Landes die gute Sommergerstenernte stark begünstigt. Zwar konnte die Aussaat (auch der Landessortenversuche) aufgrund des langen Winters und der bemerkenswert niedrigen Märztemperaturen erst vergleichsweise spät erfolgen, doch bei Saatterminen um die Monatswende März/April, zügiger Bodenerwärmung und ausreichend Niederschlägen in der zweiten Aprildekade konnten sich die Bestände recht gut etablieren. Im übermäßig feuchten und kühlen Mai wuchsen so sehr dichte Bestände heran, die die Grundlage für sehr hohe Korndichten und damit hohe Erträge bildeten.

Im Mittel aller Versuchsstandorte kamen die meisten Sorten auf etwa 700 Ähren/m2. Solche Bestandesdichten sind bei ausreichender Wasserversorgung als ideal anzusehen. Mitunter brachten es aber einzelne Sorten auf über 1000 Ähren/qm, was bei Junitrockenheit rasch im Fiasko enden kann. Glücklicherweise war aber der Juni 2013 extrem nass, so dass die Ähren- und Kornausbildung gesichert war. Für das Aufkommen von Blattkrankheiten waren diese Witterungsbedingungen allerdings sehr förderlich. Die im Juli einsetzende Trockenheit war dann an den meisten Orten nicht mehr ertragsrelevant.

Ergebnisse der Landessortenversuche

Im Jahr 2013 wurden in Rheinland-Pfalz 9 Sorten auf 6 Standorten geprüft. Der Versuch in Wörrstadt (Rheinhessen) konnte aufgrund technischer Probleme nicht ausgewertet werden. Die drei Verrechnungssorten (VRS) Grace, Marthe und Quench brachten im Mittel der Standorte bemerkenswerte 63,4 dt/ha in den unbehandelten und 72,8 dt/ha Kornertrag in den behandelten Stufen (Tabelle 1).

Die mit Abstand höchsten Kornerträge wurden in Biedesheim (MÜ) erzielt. Hier wurden bei intensiver Bestandesführung im Versuchsdurchschnitt über 86 dt/ha geerntet, Spitzensorten erreichten knapp 90 dt/ha. Vergleichsweise niedrige Kornerträge wurden auf dem Hunsrückstandort Kümbdchen ermittelt. Starke Niederschläge nach der Saat mit anschließender Bodenverschlämmung dürften die maßgeblichen Gründe dafür sein. Im Mittel aller Versuche war der Bestandesaufbau dem aus dem ebenfalls sehr ertragreichen Jahr 2012 recht ähnlich. Hohe Bestandesdichten (680 bis 700 Ähren je qm), eine gute Bekörnung (20 bis 22 Körner je Ähre) und mittlere Tausendkorngewichte (48 bis 50 g) waren in beiden Jahren die Basis für Spitzenerträge.

Die gute Kornausbildung spiegelt sich in hohen Vollgersteanteilen wieder, die sich im Mittel der Standorte über der 90Prozent-Marke einpendelten. Lediglich auf dem Versuchsfeld in Nomborn (Westerwald) erreichte die Mehrzahl der Sorten vor allem in den unbehandelten Varianten die geforderten Werte nicht. Insgesamt konnten je nach Standort und Behandlungsstufe allerdings Sortenunterschiede ausgemacht werden. Wesentliche Änderungen in der Rangfolge der Sorten bei den Vollgersteerträgen ergaben sich jedoch nicht. Die Rohproteinwerte lagen im Landesmittel auf einem niedrigen Niveau (9,8Prozent). Mitunter wurden, unabhängig vom Ertragsniveau, Werte von deutlich unter 9 Prozent gemessen.

 – LW 3/2014