Wiesen und Weiden werden immer wertvoller

Tagung unterstrich Bedeutung intensiv geführten Grünlandes

Der deutsche und zugleich hessische Grünlandtag fand letzten Freitag am LLH Landwirtschaftszentrum Eichhof statt. Trotz der immensen Bedeutung der Wiesen und Weiden für den Natur- und Landschaftsschutz stand hierbei die intensive Nutzung vor allem als Futtergrundlage für Rinder im Vordergrund.

LLH-Direktor Andreas Sandhäger, Thomas Bonsels (LLH), Toni Kaiser (LLH), Dr. Richard Neff (vorne, LLH), Staatssekretär Mark Weinmeister, Dr. Joachim Degner (TLL), Dr. Hans Hochberg (DGV) und Gerd Trautman (HMUELV) sprachen am Eichhof (v. l.).

Foto: Becker

LLH-Direktor Andreas Sandhäger betonte die herausragende Stellung des Standortes Eichhof für das hessische Grünlandwesen; hier fänden nicht nur die Sortenprüfungen für Gräser, sondern für den gesamten Futterbau und auch den Bereich Energiepflanzen statt. Hessens Landwirtschafts-Staatssekretär Mark Weinmeister sprach sich für die Erhaltung des Grünlandes aus, da es einerseits wirtschaftliche Grundlage für viele Betriebe sei und zum anderen ein prägendes Element der hessischen Landschaft.

„Auch in Gebieten, in denen Ackerbau kaum möglich ist, muss eine wirtschaftliche Tierhaltung möglich sein“, so Weinmeister. Gerade in Zeiten, in denen Ackerflächen vermehrt zur Energiegewinnung herangezogen würden, sei das Grünland für die Futterversorgung unentbehrlich.

Neue Grünland-Definition könnte Extensiv-Standorten helfen

Gerd Trautmann vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV) informierte über die Auswirkungen der GAP-Reform auf die Grünlandstandorte in Hessen und Deutschland. „Grünland ist wertvoll“, so der Referent; denn 43 Prozent aller Betriebe in Deutschland seien Futterbaubetriebe und somit das Grünland eine wirtschaftliche Grundlage. Wiesen und Weiden seien eine wichtige CO2-Senke und wegen des hohen Humusanteils und Artenreichtums auch von gesellschaftlicher Bedeutung.

Dennoch stehe das Grünland unter Druck. Vor allem die Flächenkonkurrenz mit teuren Feldfrüchten und mit Energiepflanzen, aber auch der sinkende Bestand an Rindern und Schafen seien dafür verantwortlich. Daher werde das Grünland durch die Agrarpolitik der EU gefördert und zwar mittels Instrumenten bei Cross-Compliance, bei den Betriebsprämien, durch Agrar-Umweltauflagen und innerhalb der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete.

Es sei auch eine geänderte Definition für Grünland im Gespräch, die auch „Traditionelle Weidelandschaften“ anerkennen soll; das würde auch Flächen förderfähig machen, die dies heute wegen fehldener Nutzung nicht seien. Diese „Entkopplung in Teilbereichen, wo dies sinnvoll erscheint“, sieht auch Staatsekretär Weinmeister als eine Option an.

„Aus Grün muss Weiß werden“

Am Eichhof bei Bad Hersfeld werden hessische Grünland-Versuche angelegt und ausgewertet.

Foto: Becker

Den Beitrag des Grünlandes zur Eiweißversorgung von Milchkühen untersuchte Thomas Bonsels vom LLH: „Knapp 50 Prozent der Direktkosten in der Milcherzeugung entfallen auf das Futter“, betonte er. Daher lohne es sich in jedem Fall, über das Grünland nachzudenken. Er rechnete vor, dass in Deutschland von 4,1 Mio. ha Grünland und 0,65 Mio. ha Luzerne-, Klee- und Ackergrasflächen knapp 6,9 Mio. t Rohprotein geerntet werden. Eine Steigerung der Eiweißerträge um drei Prozent habe demnach eine Einsparung von 206 000 t Eiweiß im Kraftfutter zur Folge.

Am teuersten sei allerdings das Futter, das erzeugt, aber nicht gefressen werde. Daher müssten Ernteverluste, Verluste bei der Silierung und der Futteraufnahme weiter verringert werden. Bonsels empfahl beispielsweise kurze Wege zwischen Siloanlage und Futterküche; eine hohe Grobfutteraufnahme sei nur durch erstklassige Qualität zu erreichen. Seine Botschaft lautete: „Bei Top-Grassilage brauche ich keinen Mais.“ Es sei allerdings leichter, Qualitätsfutter mit Silomais als mit Gras zu erzeugen.

Beim Weidegang, so hätten Untersuchungen gezeigt, sei die TM-Aufnahme deutlich geringer als bei der Fütterung mit TMR, unter anderem wegen des erhöhten „Kauaufwandes“. So steige der Erhaltungsaufwand von Kühen bei Grünfütterung um rund 10 Prozent.

Zur Reduzierung des Proteinabbaus während der Silierung nannte der Referent folgende Punkte: Kurze Feld-liegezeiten („Anwelken bis an die Schmerz­grenze“), schnelle pH-Wert-Absenkung unter 4, Temperaturen unter 45 °C, Einsatz von kondensierten Tannin-haltigen Substanzen (evtl. Tannin-haltige Leguminosen) und Erhöhung des UDP-Gehaltes durch den Einsatz von Milchsäurebakterien.

Produktives Grünland qualitätsorientiert bewirtschaften

Dr. Hans Hochberg, Vorsitzender des Deutschen Grünlandverbandes (DGV), stellte einerseits klar, dass von ökologisch wertvollen Grünlandbeständen keine wirtschaftlichen Erträge erwartet werden können; aber auch, dass man die ganze breite des Grünlandes erhalten müsse. Um aber produktives Grünland konsequent qualitätsorientiert zu bewirtschaften, müsste folgende Maßnahmen ergriffen werden: Einhaltung der bestandesspezifischen Nutzungszeitspanne, kurzes Nutzungsintervall und Vermeidung von Tiefschnitt, um den Wiederaustrieb nicht zu behindern.

„Der Nutzungszeitpunkt des ersten Aufwuchses übt den entscheidenden Einfluss auf Ertrag und Qualität des Dauergrünlandes aus. Qualitätsfutter erfordert eine sehr frühe Nutzung, bei der sich die Bestandsbildner noch in der vegetativen Phase befinden“, so das Fazit des DGV-Vorsitzenden.

Eine Neuansaat kostet rund 400 Euro pro Hektar

Mit der Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen zur Bestandesverbesserung beschäftigte sich der Vortrag von Dr. Joachim Degner, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft. Er machte deutlich, wie schwierig Nach- oder Neuansaaten in ihren Auswirkungen finanziell zu erfassen sind; beispielsweise müsse in die Nutzungsdauer das Ansaatrisiko bis hin zu Totalausfällen eingerechnet werden. Auch der Mehrertrag müsse um die erhöhten Kosten durch mehr Masse bei Ernte und Abfuhr bereinigt werden. Auf der Kostenseite kam Degner in seinen Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass eine Nachsaat mit rund 200 und eine Neuansaat mit zirka 400 Euro pro Hektar zu Buche schlägt.

Tipp der Woche

Berufs-Unfähigkeits-Absicherung für Schüler und Studenten

Drei Dinge sollte man Kindern möglichst mitgeben: Den Privathaftpflicht-Versicherungsschutz, einen sinnvollen Beginn zur Absicherung der Altersvorsorge und die Absicherung der Arbeitskraft. Eine Berufsunfähigkeits-Versicherung (BU) für Schüler und Studenten hilft dann weiter, wenn diese durch einen Unfall oder Krankheit dauerhaft nicht werden arbeiten können. Außerdem sichert man sich hiermit auch selbst als Eltern ab, denn wer lässt seine Kinder schon im Regen stehen, wenn es hart auf hart kommt?

Der Vorteil: Dieser Versicherungsschutz wächst mit im Berufsleben und automatisch ist jeder Beruf ohne Nachmeldung mitversichert. Vor allem ist der Beitrag als junger Mensch noch günstig und auch die Gesundheitsfragen stellen in der Regel kein Problem dar. Gerade in den ersten fünf Berufsjahren bietet der Staat hier keine Hilfe mehr und danach auch nur eine geringe Unterstützung – wenn überhaupt.

Aber noch wichtiger ist es, den richtigen Versicherer auszuwählen, denn diese Police begleitet das Kind ein Leben lang und der Versicherungsschutz muss auf Dauer passen. Hier sollte man sich kompetent beraten lassen.

Arno Werner, MS Friedrichsdorf

Die Kernaussagen seiner Untersuchungen lauten:

  • Die gezielte Narbenerneuerung und Unkrautbekämpfung sind flankierende Maßnahmen zur Qualitätsfutter-Erzeugung.
  • Standort und situationsbezogenen Maßnahmen minimieren das Ansaatrisiko.
  • Ein hoher Problemunkraut-Besatz macht chemische Bekämpfungsmaßnahmen unverzichtbar.
  • Grünland-Bestände können durch geeignete Werkzeug- und Gerätekombinationen kostengünstig etabliert werden.
  • Neuansaaten sind möglichst pfluglos und mit Deckfrüchten zu bestellen.
  • Die Effizienz eines Ansaatverfahrens muss am eingesparten Ackerfutter und Kraftfutter gemessen werden.
  • Die Wirtschaftlichkeit von Neuansaaten ist nur bei ho-hen Ertrags- und Qualitäts-zuwächsen gegeben.

Narbenschäden vermeiden und umgehend reparieren

„Narbenschäden, egal wodurch sie entstanden sind, stellen immer ein Einfallstor für unerwünschte Arten im Grünland dar“, erläuterte Dr. Richard Neff vom Eichhof. Daher sollten sie grundsätzlich vermieden werden, was aber in der Praxis aufgrund der vielen Ursachen – auch natürlicher – nicht möglich sei. Bewirtschaftungsbedingte Schäden, wie ein zu tiefer Schnitt, unangepasste Düngung oder Weidereste, könnten allerdings minimiert werden.

Bei der Düngung beispielsweise hätten Verfahren, die in die Narbe eingreifen deutliche Nachteile gegenüber dem Prallteller. Auch schwere Technik könne vor allem an der Oberfläche für Verdichtungen sorgen, die dann der Ausbreitung der Gemeinen Rispe Vorschub leisten. Diese werde dann oft zu spät bemerkt.

Sortenbewusstsein beim Grünland schärfen

Grundsätzlich müssten bei jeder Bestandesverschlechterung Reparatur- und Pflegemaßnahmen vorgenommen werden, das gelte auch für Weiden.

Neff betonte die Bedeutung standortangepasster Sorten. Oft werde die Verschlechterung einer Narbe nicht mehr mit der Aussaat in Verbindung gebracht. „Die Sortenunterschiede auch bei Gräsern können für die dauerhafte Stabilität des Bestandes entscheidend sein.“ Die Offizialberatung führe hierzu Versuche durch, die in den empfohlenen Grünlandmischungen mit dem „Roten Punkt“ ihren Niederschlag fänden. Hierauf sollte bei der Aussaat geachtet werden.

Die Ampferbekämpfung ist richtig teuer

Dr. Thomas Schulz von DOW AgroScience stellte einen neuen Ansatz zur Bewertung des Stumpf­blättrigen Ampfers im Grünland vor. Er konnte zeigen, dass die Abschätzung des Deckungsgrades am besten mit dem von Ampfer verursachten Qualitätsverlust korreliert. „Ampfer liefert zwar TM, aber rund ein Drittel weniger Energie“, stellte Schulz fest.

Daher müsse die Ausbreitung unbedingt vermieden werden. „Die Beseitigung eines etablierten Ampferbesatzes kann richtig ins Geld gehen“, so der Referent.

Ertrag und Wiederaustrieb in Einklang bringen

„Die Schnitthöhe ist immer ein Kompromiss zwischen Ertrag und schnellem Wiederaustrieb“, betonte Toni Kaiser vom LLH. Bei allen Maßnahmen im Grünland gelte „Augen auf und zeitnah reagieren.“

Die Grünlandbewirtschaftung sei immer ein Zusammenspiel aus Standort, Sorten, Düngung, Nutzung und Technik. Vor allem aber die Schnitthöhe und der Schnittzeitpunkt bestimmten den Erfolg bei der Futterproduktion.

Eine Besichtigung der Versuche am Eichhof und eine Exkursion zu Grünlandbetrieben in der Rhön rundeten die Veranstaltung am Folgetag ab.

KB – LW 22/2013