Win-win-Situation für Landwirte und Naturschützer
Neuer Beratungsansatz setzt auf kooperatives Miteinander
Spätestens seit Beginn der neuen EU-Agrar-Förderperiode 2014 ist das Thema „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ auch in der Ausgestaltung der Förderpolitik für die Landwirtschaft angekommen. Die Anforderungen an die Landwirte, etwas für Naturschutz und Artenvielfalt zu tun und dies in das tägliche Wirtschaften zu integrieren, steigen. Julia Arndt und Pascal Paulen vom DRL Rheinhessen-Nahe-Hunsrück zeigen, wieso dies auch eine spannende Chance für Landwirte sein kann, und wie die Beratung in Rheinland-Pfalz darauf reagiert.

Foto: dlr
Viele Tiere und Pflanzen sind an die Bewirtschaftung angepasst
Die Vielfalt an Lebensräumen, Tier- und Pflanzenarten und die Schönheit und Eigenart der Kulturlandschaft kann dabei nur in Kooperation mit der Landwirtschaft erhalten bleiben. Die Herausforderung besteht darin, Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt so in die Produktionsabläufe zu integrieren, dass ein Wirtschaften und Entwickeln der Betriebe weiterhin möglich ist.
Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass viele Landwirte grundsätzlich bereit sind, Naturschutzleistungen zu erbringen und in ihre Betriebsabläufe zu integrieren. Rheinland-Pfalz hat mit dem Projekt „Partnerbetrieb Naturschutz“ viele solcher Erfahrungen gesammelt. Allein fehlt es oftmals an geeigneten Anregungen und Ideen sowie einer gut aufgestellten und kompetenten Beratung zur Integration dieser neuen Elemente in die Betriebsabläufe.
Schutz der Artenvielfalt in die Produktionsabläufe integrieren
Oft reichen schon Kleinigkeiten, um die Landschaft wieder bunter, attraktiver und lebendiger zu machen. Mit Aktivitäten wie Mischfruchtanbau und Untersaaten, Blühstreifen und Lerchenfenstern, Förderung von Ackerwildkräutern, Erhaltung alter Kultursorten oder artenreichem Grünland, naturschonender Mahd, extensiver Beweidung, Erhaltung alter Nutztierrassen, Begrünung im Weinberg, aufstellen von Nisthilfen oder Lesesteinhaufen können Landwirte und Winzer die Vielfalt in der Agrarlandschaft fördern.
Aber nicht jede Maßnahme eignet sich für jeden Hof. Oft können die besten Ergebnisse und die größten Synergieeffekte erzielt werden, wenn man eine ganze Region oder Gebietskulisse betrachtet und alle Beteiligten an einen Tisch holt. Zusammenschlüsse aus mehreren Betrieben könnten so mit einem abgestimmten Konzept lokale oder regionale Naturschutzziele besser umsetzen.
Neuer Beratungsansatz Agrarwirtschaft und Naturschutz
Wo es an konkreten Informationen und Beispielen fehlt, will der neue Beratungsansatz „Agrarwirtschaft und Naturschutz“ der staatlichen Landwirtschaftsberatung an den DLR helfen Naturschutzleistungen in Abstimmung mit dem Betriebsleiter in die Betriebsabläufe zu integrieren.
Auch die Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik hat deutliche Signale in Richtung nachhaltiger Bewirtschaftung und Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft gesetzt und damit ihre Erwartungen an die Ausrichtung einer zukünftigen Förderkulisse in der Landwirtschaft formuliert. Für diese immer komplexeren Anforderungen im Umwelt- und Naturschutz an die Landwirtschaft wird ein adäquates Beratungsangebot des Landes bereitgestellt, ergänzend zur produktionstechnischen Beratung der Betriebe.
Die Koordinationsstelle für das neue Beratungsangebot „Agrarwirtschaft und Naturschutz“ mit landesweiter Zuständigkeit sitzt am DLR in Bad Kreuznach. An jedem der sechs DLR im Land sind Regionalteams aufgebaut worden, die die Beratungstätigkeiten vor Ort in der jeweiligen Region übernehmen. In den Regionalteams arbeiten die Berater der DLR, die Vertragsnaturschutzberater der entsprechenden Landkreise und der Landentwicklung zusammen. Aufgaben der neuen Beratung sind das Bekanntmachen der Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen des Landes und Hilfestellung bei der Integration in die Betriebsabläufe, sowie die Information und Weiterbildung von Betrieben, Beratern und Akteuren im ländlichen Raum zu Naturschutzmaßnahmen für landwirtschaftliche Betriebe.
Bei der Umsetzung von regionalen Naturschutzzielen soll durch Vernetzung mit landwirtschaftlichen Praktikern als Partner in der Fläche mehr Akzeptanz für Vorhaben mit Naturschutzhintergrund geschaffen werden. Regionale Konzepte für mehr Vielfalt in der Agrarlandschaft sollen in beispielhaften Projekten vor allem in Zusammenarbeit mit den Landespflegern der DLR gestaltet und umgesetzt werden. Letztlich geht es darum, ein „Netzwerk ländlicher Raum“ zu schaffen, in dem sich alle Akteure in der Agrarlandschaft mit ihren Anliegen und Interessen vertreten fühlen. Weitere Informationen unter www.agrarumwelt.rlp.de.
– LW 25/2016