Winterroggen bleibt wegen geringer Ansprüche interessant
Landessortenversuche 2016 und Empfehlungen zur Herbstaussaat
Winterroggen ist in unseren Breiten die Wintergetreideart mit den geringsten Ansprüchen an die Bodengüte und Wasserversorgung. Ursprünglich auf den leichteren Böden beheimatet hat diese Kultur inzwischen auch auf besser bonitierten Ackerbaustandorten Einzug gehalten. Leistungsstarke Hybridsorten bringen auf guten Standorten Erträge von über 100 dt/ha; in den Landessortenversuchen lagen die Erträge teilweise noch deutlich darüber. Wie die Sorten in den hessischen Versuchs-Auswertungen 2015/2016 abschnitten, berichtet Gabriele Käufler, Fachreferentin Marktfruchtbau, LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof.

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Populations- und Hybridsorten in den Landesversuchen 2015/16
Winterhärte wird nicht in jedem Jahr gefordert, aber bei gesunden Roggenbeständen wird Auswinterung im Gegensatz zu anderen Wintergetreidearten nicht zum Problem. In den Landessortenversuchen (LSV) des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) werden die aktuell leistungsstarken reinen Sorten (ohne Beimischung von Populationsroggen) in zwei Intensitätsstufen geprüft. Von der Sorte SU Mephisto wurde auch die handelsübliche technische Mischung, nämlich SU Mephisto+10 (das heißt mit zehnprozentiger Beimischung einer Populationssorte) als Vergleich zur reinen Sorte geprüft. Die Mischung liegt nach mehrjähriger Prüfung mit den Erträgen der reinen Sorte gleichauf.
Erstmals in der Prüfung standen drei Neuzulassungen. KWS Daniello ist eine mittelfrüh abreifende etwas kürzere Sorte mit guter Blattgesundheit sowie relativ geringer Anfälligkeit für Mutterkorn und guter Kornausbildung. KWS Gatano ist die derzeit kürzeste Sorte im Sortiment und bringt die beste Einstufung bei Mutterkorn sowie eine sehr gute Blattgesundheit mit. Sie bildet nur ein geringes TKG. SU Nasri reift etwas früher ab und ist bei guter Standfestigkeit etwas länger im Stroh. Die Anfälligkeit für Mutterkorn ist mittel.
Etwas geringere Erträge als im Vorjahr
Insgesamt brachte der Roggen in den LSV in diesem Jahr im Vergleich zum Rekordjahr 2015 wieder etwas geringere Erträge. In der behandelten Stufe wurden im Mittel über die drei hessischen Standorte im Versuchsdurchschnitt 91,3 dt/ha und damit knapp 7 dt weniger als im Vorjahr erreicht (Tabelle 1). In der unbehandelten Stufe waren es nur 72,1 dt/ha (Vorjahr 92,2 dt/ha). Wegen der feuchten Bodenverhältnisse im Herbst und über Winter zeigten die Pflanzen vor allem am Standort Eichhof eine eher verhaltene Entwicklung, und die Bestände blieben eher dünn und heterogen, teilweise war etwas Schneeschimmelbefall festzustellen.
Am besten schienen die Populationssorte Conduct sowie die Hybriden SU Cossani und SU Nasri mit diesen Verhältnissen umgehen zu können. Roggen bevorzugt für eine optimale Wurzelentwicklung eher etwas trockenere Bedingungen. Auch die Frühsommerwitterung gestaltete sich recht feucht. Dennoch blieb der Blattapparat zunächst vergleichsweise gesund. Nur früher Mehltau war verstärkt in den Sorten Brasetto, KWS Daniello, KWS Gatano, SU Mephisto und SU Forsetti aufgetreten. Auch in diesem Merkmal zeigten sich Conduct, SU Cossani, SU Nasri und SU Composit etwas widerstandsfähiger.
Mutterkorn nur in geringem Umfang
Während der Blüte herrschten gute Bestäubungsverhältnisse, sodass Mutterkornbefall nur am Standort Korbach in geringem Umfang auftrat. In der Kornfüllungsperiode kam Braunrost vor allem in SU Forsetti und KWS Bono dazu. Zur Ernte trat nach wiederholten Niederschlägen in der Stufe 1 in Friedberg und in Bad Hersfeld erhebliches Lager auf. Hier waren SU Mephisto, SU Nasri und SU Cossani stärker betroffen, während SU Performer, SU Forsetti, KWS Daniello, KWS Gatano und Conduct weniger lagerten.
Leistungsstärkste Sorte im LSV über die drei hessischen Standorte war in beiden Intensitätsstufen SU Performer gefolgt von SU Composit, SU Forsetti und dem etwas früher abreifenden SU Nasri. Insgesamt unterscheidet sich die Rangfolge der Sorten zwischen Stufe 1 und 2 nur wenig. Ausnahmen sind KWS Gatano und Conduct, die in unbehandelt relativ bessere Erträge bringen. Die vorliegenden Qualitätsdaten zeigen in Stufe 1 eine schwächere, in der Stufe 2 jedoch gute Kornausbildung. Die Rohproteingehalte liegen mit durchschnittlich 10,8 Prozent über den Werten des Vorjahres. Allerdings sind die Fallzahlen am Standort Bad Hersfeld recht knapp. Am fallzahlstabilsten zeigt sich dort die Sorte KWS Daniello gefolgt von SU Performer, KWS Bono und KWS Gatano.
In der dreijährigen Auswertung überzeugt die Sorte SU Performer der Saaten-Union durch hohe Erträge mit beeindruckender Stabilität in beiden Intensitätsstufen (siehe Tabelle 2). Die weiteren SU-Sorten Forsetti, SU Composit und SU Cossani liegen nahe beieinander, wobei die beiden letztgenannten Sorten in der Stufe 1 Vorteile zu haben scheinen. Die langjährig als Standard mitgeprüfte Populationssorte Conduct kann ertraglich nicht mit den Hybriden mithalten und bleibt mehrjährig in Stufe 1 um 10 Prozent, in der hohen Intensitätsstufe um 14 Prozent zurück. Die beiden KWS-Sorten Brasetto und Bono liegen ertraglich gleich auf. Von den neuen Sorten aus diesem Haus müssen noch weitere Prüfjahre abgewartet werden, denn bisher setzen sie sich noch nicht von den vorgenannten ab. Allerdings stellen beide Sorten eine deutliche Verbesserung in der Blattgesundheit dar.
– LW 34/2016