Zwei neue Sorten mit hohem Ertragspotenzial

LSV mittelfrühe bis mittelspäte Speisekartoffeln

Im mittelfrühen Segment wurden insgesamt 14 Sorten auf zwei verschiedenen Standorten in Rheinland-Pfalz geprüft. Erstmals standen im Versuch die festkochenden Sorten Torenia und Karelia. Alle Sorten wurden im Frühjahr in weißen Kunststoffkisten vorgekeimt. Manfred Mohr vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Neustadt/Weinstraße, erläutert die Ergebnisse der Landessortenversuche.

Nabelendfäule zeigte sich bei sechs Sorten.

Foto: Mohr

Standort Böhl-Iggelheim, Rhein Pfalz Kreis, Rohr-Beregnung: Nach einem recht feuchten Herbst und einem trocken kalten Winter mit Frosteindringtiefen bis 20 cm Bodentiefe erwärmte sich der Boden (20 cm Tiefe) bis Ende März bereits auf im Mittel stattliche 12,5 °C. Gepflanzt wurde am 6. April per Handeinlage, vierreihig ohne Pflanzgutbehandlung in vorgezogene Dämme. Der Dammaufbau mit Fräse erfolgte einige Tage nach der Pflanzung. Die Herbizidmaßnahme erfolgte im VA-Verfahren. Am 6. September wurde die Ernte durchgeführt. Zuvor erfolgte eine mechanische Krautregulierung am 19. August.

Erträge am Standort Böhl-Iggelheim

Der durchschnittliche Rohertrag von 545 dt/ha (2016: 649 dt, 2015: 441 dt/ha) kann als Mittel angesehen werden und spiegelt den dreijährigen Durchschnittsertrag von 557 dt/ha wieder. Das Augenmerk muss aber auf dem Relativertrag liegen. Dabei gilt, dass die zwei Verrechnungssorten (VRS), Lilly und Regina, die niedrigsten Erträge erzielten und dadurch konnte bei acht Sorten ein statistisch abgesicherter Mehrertrag festgestellt werden. Die deutlich ertragsstärksten Sorten waren die zwei neuen Sorten Torenia mit relativ 165 und Karelia mit relativ 161. Mittlere Erträge erzielten Almonda (rel. 98) und Montana (rel. 106).

Betrachtet man den Speisewareertrag, zeigten sich nur zwei Verschiebungen bei den acht Sorten mit überdurchschnittlichem Rohwareertrag. Durch den höchsten Übergrößenanteil von 51 Prozent konnte Karelia nur noch einen mittleren Speisewareertrag erreichen. Die zweite Verschiebung konnte bei Granada beobachtet werden. Mit 100 Prozent in der mittleren Sortierung erzielte sie mit relativ 142 einen überdurchschnittlichen Wert. Trotz 30 Prozent Übergrößen konnte die neue Sorte Torenia auch beim Speisewareertrag mit relativ 142 überzeugen. Lilly schob sich durch ihre ausgeglichene Sortierung in die mittlere Zone. Mit Übergrößen von größer 20 Prozent konnten die Sorten Allians (rel. 107, 29 Prozent), Regina (rel. 90, 20 Prozent), Montana (rel. 100, 22 Prozent) und Otolia (rel. 118) nur mittlere Erträge erreichen. Almonda blieb trotz positiver Sortierung nur im Mittelfeld.

Stärkegehalt und Speisewert

Der mittlere Stärkegehalt lag bei 12,9 Prozent und damit unter dem dreijährigen Wert von 13,4 Prozent. Gleich acht Sorten konnten den Mittelwert nicht erreichen. Deutlich über diesem Wert lag die mehlig kochende Swing mit 16 Prozent. Unter 12 Prozent blieben Granada (11,9 Prozent), Torenia (11,5) und Loreen mit 11,3 Prozent.

Im Speisewert schnitten alle Sorten positiv ab, wobei das Mittel bei 3,7 lag und damit etwas unterhalb des dreijährigen Wertes von 3,8. Die neue Sorte Torenia lag mit 3,6 knapp unter dem Versuchsdurchschnitt und konnte einen ersten positiven Eindruck hinterlassen.

Die beste Benotung erreichte die Sorte Otolia mit 2,8, gefolgt von Regina (2,8) und Lilly (3,0). Dreijährig zeigten sich die Sorten Otolia (3,3), Lilly (3,3), Lucilla (3,6) und Almonda (3,8) sehr zuverlässig im Geschmack. Auch dreijährig und stabil zeigte sich die Sorte Granada, aber mit einer durchschnittlichen Benotung von 4,7. Nicht ganz überzeugen konnte die neue Sorte Karelia mit 4,5.

Ergebnis der Knollenbonituren

Zwischen der Sikkation am 19. August mit dem Schlegler und der Ernte am 6. September lagen nur 18 Tage. In dieser Zeit gab es nur zwei Regentage mit in der Summe etwa 14 l/m² Niederschlag. Zudem waren Juni und Juli relativ trocken, was zu einem sehr geringen Befall mit Rhizoctonia Slerotien führte.

Anders sah es bei Rhizoctonia-Deformationen aus. Der mittlere Befall lag zwar nur bei 4 Prozent, aber Almonda (11 Prozent), Granada (10 Prozent) und Loreen (11 Prozent) traten immerhin zweistellige Werte auf. Es gab keine Sorte ohne Befall. Dieser bewegte sich aber mit Werten zwischen 1 und 5 Prozent auf niedrigem Niveau. Nabelendfäule zeigte sich bei sechs Sorten. Das Versuchsmittel lag bei 4 Prozent. Die Sorten Allians und Loreen lagen mit 25 und 20 Prozent deutlich darüber.

Von Schorf waren alle Sorten betroffen. Insgesamt war die Befallsstärke auf der Knollenoberfläche gering beziehungsweise der mittlere Index lag bei 0,7.Über dem Mittel bewegten sich acht Sorten. Wobei die zwei Sorten Lilly und Granada mit 1,4 beziehungsweise 2,7 die höchsten Werte erreichten. Bei der dreijährig geprüften Sorte Lucilla konnte in jedem Jahr ein überdurchschnittlicher Befall bonitiert werden.

Auch waren alle Sorten von Zwiewuchs betroffen. Über 10 Prozent Befallshäufigkeit konnte aber nur bei den Sorten Granada (10) und Loreen (21 Prozent) bonitiert werden. Die zwei neuen Sorten Torenia (7) und Karelia (3 Prozent) lagen leicht über dem Mittel von 6 Prozent beziehungsweise etwas darunter. Die Anzahl grüner Knollen spielte nur eine untergeordnete Rolle. Lediglich zwei Sorten, Allians und Almonda, erzielten mit 13 Prozent beziehungsweise 10 Prozent überdurchschnittliche Anteile.

Standort Haßloch, ohne Beregnung

Die Auspflanzung in Haßloch bei Kreis Bad Dürkheim erfolgte am 4. April bei trockenem Boden mit guter Krümelstruktur. Im Mai gab es ab der zweiten Dekade nach Monaten der Trockenheit an vier Tagen die ersten nennenswerten Niederschläge (> 5 mm). Eine deutlich negative Wasserbilanz blieb aber bestehen. Auch im weiteren Verlauf des Halbjahres regnete es zwar immer wieder, aber unterdurchschnittlich in der Menge. So blieb der Krautfäuledruck gering und eine epidemische Ausbreitung fand nicht statt.

Andererseits war das Auftreten von Kartoffelkäfern und Blattläusen phasenweise sehr hoch. Es mussten an beiden Standorten zwei Behandlungen gegen die Kartoffelkäferlaven durchgeführt werden, da die Bekämpfungsschwelle von 15 Larven je Pflanze deutlich überschritten wurde. Die Ernte erfolgte nach mechanischer Krautregulierung (18. August) am 29. August 2017.

Roh- und Speisewareerträge

Trotz der langanhaltenden negativen Wasserbilanz konnte ein mittlerer Rohertrag von 582 dt/ha eingefahren werden. Dieser bewegt sich auf dem Niveau des dreijährigen Mittels von 592 dt/ha. Wie schon auf dem beregneten Standort erzielten die beiden Verrechnungssorten Lilly und Regina nur mittlere Erträge. Zusätzlich konnte auch die dritte Verrechnungssorte Allians nur einen mittleren Ertrag erzielen.

Die zwei neuen Sorten Karelia (rel. 150) und Torenia (rel. 142) konnten auch auf dem unberegneten Standort ihr hohes Ertragspotenzial zeigen. Weitere neun Sorten lagen ebenfalls im überdurchschnittlichen Bereich.

Durch ihre einheitliche Sortierung bestätigte das Trio Peela (rel. 155), Karelia (rel. 140) und Torenia (rel. 139) ihr überdurchschnittliches Ertragspotenzial. Den höchsten Übergrößenanteil von 51 Prozent erzielte die Sorte Loreen und damit auch den niedrigsten Wert von relativ 78.

Granada (rel.103) und Swing (rel. 97) konnten von einem überdurchschnittlichen Ertrag ebenfalls durch hohe Übergrößenanteile von 23 Prozent beziehungsweise 29 Prozent einen nur noch durchschnittlichen Wert erzielen. Die Verrechnungssorten blieben bei mittleren Erträgen. Allians hatte von ihnen den höchsten Übergrößenanteil von 15 Prozent (Almonda rel. 133)

Etwas schwächere Stärkegehalte

Mit durchschnittlich 13,3 Prozent liegt das Versuchsmittel (2016: 14,8 Prozent) etwas unterhalb des 3-jährigen Wertes von 14,1 Prozent. Bei beiden Standorten erreicht die mehligkochende Sorte Swing mit 15,6 Prozent beziehungsweise 16 Prozent in Böhl den höchsten Wert. Die neue Sorte Torenia erzielte auf beiden Standorten sehr unterdurchschnittliche Werte (11,6 Prozent beziehungsweise 11,5 Prozent). Bei der zweiten neuen Sorte Karelia zeigte sich mit 14,2 Prozent ein überdurchschnittlicher Gehalt. Almonda, Otolia und Lucilla bestätigten dreijährig ihre Neigung überdurchschnittliche Ergebnisse liefern zu können. Das Gegenteil dazu, sprich dreijährig unter dem Mittel liegende Werte zu erzielen, zeigten Lilly, Regina und Montana.

 – LW 9/2018