Noch halten die alten Wirkstoffe

Herbizideinsatz in Zuckerrüben

Seit der Zulassung von Debut in den 1990er Jahren wurden im Bereich Zuckerrüben keine neuen Wirkstoffe mehr zugelassen. Die zur Anwendung kommenden Wirkstoffe aus den 1970er Jahren wurden seitdem immer wieder neu formuliert, kombiniert, neu entdeckt und bieten gegen die allermeisten im Rübenanbau auftretenden Schadpflanzen eine sichere Wirkung.

Unkrautbestimmung im Frühjahr auf dem Rübenfeld.

Foto: landpixel

Herbizideinsätze im Vorauflauf (VA) mit Bodenwirkstoffen (Metamitron, Chloridazon) beschränken sich auf wenige Standorte mit stärkerer Verunkrautung bei sicher zu erwartenden Niederschlägen. Bleiben diese aus, resultieren oft unbefriedigende Wirkungsgrade.

Basis der Unkrautbekämpfung sind daher in der Regel drei NAK-Behandlungen (Nachauflauf Keimblatt der Unkräuter) unabhängig von der Rübengröße. In trockenen Jahren sind dies auch mal vier Anwendungen, bei feuchten Bedingungen mit erhöhtem Bodenwirkstoff-Anteil können auch zwei Spritzungen ausreichend sein. In der Regel betragen die Abstände zwischen den NAK Maßnahmen zehn bis zwölf Tage.

2015: Bei groben Schollen Spritzschatten vermeiden

Bei grob liegenden Böden, was 2015 allerdings weniger der Fall ist, muss auf Abwechslung der Fahrtrichtung geachtet werden, um Spritzschatten zu vermeiden. Zur Verhinderung einer Spätverunkrautung mit Gänsefuß und Amaranth ist eine ausreichende Menge Metamitron (Goltix Gold/Titan, Metafol SC) in der letzten NAK notwendig.

Eine auf über 80 Prozent der heimischen Rübenflächen ausreichend wirksame „Grundmischung“ besteht dabei aus einer blattaktiven Komponente und einem Bodenwirkstoff(e) enthaltende Partner (Tabelle). Neben diesen Grundprodukten gibt es noch eine Vielzahl Generika sowie weitere Wirkstoffe mit besonderen Eigenschaften (Debut, Lontrel, Spectrum). Die derzeit zugelassenen Produkte sowie in ihrer Wirkung vergleichbare Aufwandmengen sind hier aufgeführt.

Die Firma Adama bringt mit dem neuen Hasten einen Nachfolger für das Oleo FC Öl, wobei 0,5 l/ha Hasten 1,0 l/ha Oleo FC Öl entsprechen. Die biologische Leistung von Hasten ist dem von Oleo FC vergleichbar, bei allerdings besseren Umwelteigenschaften.

Behandlungen in den Morgen- und Abendstunden

Mit zunehmender Rübenfläche im Betrieb wird schon länger dann behandelt, wenn die Befahrbarkeit und die Windgeschwindigkeiten dies zulassen. Am Morgen sind dabei die blattaktiven Komponenten im Vergleich zur Abendbehandlung um etwa 20 Prozent zu reduzieren, Bodenkomponenten werden hingegen nicht reduziert.

Bei empfindlichen Rüben mit geringer Wachsschicht, beispielsweise nach Wetterwechsel von feucht, kühler Witterung zu sonnig warm muss ebenso der blattaktive Anteil reduziert werden.

Maßnahmen gegen Problemunkräuter

Hundspetersilie: Goltix Titan ist stärker als Goltix Gold oder Metafol, ab zweiter NAK Debut 25 bis 30 g oder Lontrel 720 mit 80 g zumischen.

Ausfallraps: Betanal maxxPro + Debut 10 bis 30 g bereits ab 1. NAK, Erfahrungen aus der Südpfalz in 2013 und 2014 zeigten, dass Betanal maxxPro bereits alleine ausreichte.

Vogelknöterich: Wenn feuchte Bedingungen zur 1. NAK, Goltix Gold, Goltix Titan, Metafol erhöhen, ansonsten Zusatz von 10 bis 20 g Debut und ab 2. NAK 20 bis 30 g Debut anwenden.

Jährige Rispe: Select 240 EC 0, 5 l + Para Sommer 1,0 oder Gallant Super mit 1,0.

Kartoffeln: Eine Mischung aus Lontrel + Debut + FHS kann nur starke Wuchshemmung bis zum Abfraß durch Kartoffelkäfer erreichen.

Ackerkratzdisteln: Ab 10 bis 20 cm Wuchshöhe der Disteln Solobehandlung mit Lontrel, Vivendi in voller Aufwandmenge + 0,5 l/ha Hasten in den Abendstunden

Unter kritischen Anwendungsbedingungen ist Folgendes zu beachten:

  • Gute Wachsschicht, große Unkräuter Additive zusetzen (Hasten, Spectrum)
  • Betanal maxxPro erhöhen Blattaktivität erhöhen
  • Frostgefahr, Rübenstress, geringe Wachsschicht
  • keine Additive Betanal maxxPro reduzieren
  • Blattaktivität reduzieren keine Morgenspritzungen
  • Kurzzeitsplitting 3-5 Tage Abstand Flughafer und
  • weitere Gräser

Halbe Aufwandmengen zugelassener Gräserprodukte können ab der zweiten NAK der Unkraut-Kombination zugemischt werden. Hohe Luftfeuchtigkeiten verbessern die Wirksamkeit. Gräserherbizide haben keine Bodenwirkung, daher sollten alle Gräser aufgelaufen sein, Ausnahme sind nur die Hirsen. Bei Solo-Anwendungen der Gräserherbizide sollte der zeitliche Abstand zur voraus gegangenen NAK Standardmaßnahme etwa drei bis fünf Tage betragen und in voller Aufwandmenge erfolgen.

age – LW 14/2015