Ungräser und Unkräuter im Sommergetreide packen
Herbizide in Sommerweizen, -gerste und Hafer
Die Konkurrenzkraft von Sommergetreide gegenüber den meisten Unkräutern ist deutlich größer als bei Wintergetreide. Im vorangegangenen Frühjahr konnte auf einer Versuchsfläche mit Sommergerste am 30. April das BBCH-Stadium 21 (Bestockungsbeginn) bonitiert werden. Am 1. Juni, also nur gut vier Wochen später, war das Stadium 51 (Beginn Ährenschieben) erreicht. Eine solche rasante Entwicklung kann man vor allem bei der Sommergerste und dem Hafer und etwas abgeschwächter beim Sommerweizen beobachten.
Sommergetreide verweilt also nur sehr kurz in der Bestockungs- und Schossphase. Dadurch werden Unkräuter stärker unterdrückt als im Wintergetreide. Dazu kommen einige Unterschiede in der typischen Verunkrautung. Neben den „Klassikern“ wie zum Beispiel Klettenlabkraut, Kamille oder Stiefmütterchen treten auch verstärkt Wärmeliebhaber wie einige Knöteriche, Melde, Weißer Gänsefuß, Ackerwinde und Flughafer auf.Auf Ackerfuchsschwanz-Standorten ist der Besatz mit diesem Schadgras hingegen meist deutlich niedriger, oft tritt er in Sommergetreide nur sehr gering beziehungsweise nicht bekämpfungswürdig auf. Man kann daher die Strategie beim Herbizideinsatz von der zu erwartenden Verungrasung abhängig machen.
Ungräser im Sommergetreide
Auf Standorten die keinen Windhalm, sondern ausschließlich Ackerfuchsschwanz beherbergen, können die Herbizidanwendungen in Sommerweizen und Sommergerste zunächst auf die Unkräuter fokussiert werden. Wichtig ist dabei, dass die vorhandene Altverunkrautung und Verungrasung im Spätherbst des vorangegangenen Jahres sicher beseitigt wurde. Entweder durch den Einsatz eines Totalherbizides und anschließender nicht wendender Bodenbearbeitung oder durch den Einsatz des Pfluges. Idealerweise geschieht diese „Säuberung“ nicht vor Ende Oktober.
Wird der Acker in dieser weise gut auf dass Sommergetreide vorbereitet, zeigt die Erfahrung, dass nur in etwa 20 Prozent der Fälle eine Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz im Sommergetreide erforderlich ist. Im Bedarfsfall bieten sich hierfür Axial 50 (in Sommergerste und Sommerweizen) oder Ralon Super (in Sommergerste) an.
Ein Vorteil diese Strategie besteht darin, dass die Unkräuter früh mit geringen Kosten ausgeschaltet werden ‑ außerdem unterliegen sie nicht den Mischungsbeschränkungen beim gleichzeitigen Einsatz von Axial 50 oder Ralon Super. Im Sommerhafer ist nur Lexus zugelassen und muss früh gegen Ackerfuchsschwanz eingesetzt werden. Im Hafer kann man somit nicht abwarten wie bei Sommerweizen oder Sommergerste.
Auch eine Winterzwischenfrucht, wie sie etwa im Rahmen des Greenings angedacht wird, kann Ackerfuchsschwanz unterdrücken. Für unsere Regionen liegen jedoch wenige Informationen beziehungsweise Erfahrungen darüber vor, wie hoch eine Ackerfuchsschwanzbehandlungsquote im Sommergetreide unter diesen Voraussetzungen ist.
Der Windhalm läuft auch noch im Frühjahr auf
Windhalm verhält sich anders. Ackerfuchsschwanz keimt besonders stark zu Septembersaaten; in den Spätsaaten bis Ende November keimt er sehr viel geringer und in den Frühjahrssaaten oft nur ganz schwach. Windhalm läuft sowohl im Herbst als auch sehr gerne im Frühjahr auf (manchmal in etwas geringerem Umfang). Eine Bekämpfung ist auf einem einschlägigen Windhalmstandort (fast) immer erforderlich.
In diesen Fällen ist eine Anwendung mit gleichzeitiger Ungräser und Unkräuterwirkung sinnvoll. Neben den bereits erwähnten Gräsermitteln Axial 50 (in Sommerweizen und Sommergerste), Ralon Super (in Sommergerste) und Lexus (in Hafer) können auch Husar Plus oder die Mischung Arelon Top/Protugan plus Concert SX (beide in Sommerweizen und Sommergerste) eingesetzt werden. Sowohl Ralon Super als auch Husar Plus werden mit einem Netzmittel geliefert, dies sollte auch unbedingt eingesetzt werden. Tabelle 1 gibt eine Übersicht mit Einsatzhinweisen und möglichen Mischpartnern für eine breite Wirkung.
Trespen können in Sommergetreide nicht bekämpft werden. Das einjährige Rispengras wird von Husar und Arelon Top beziehungsweise Protugan erfasst. Weidelgras kann mit 1,2 l/ha Axial bekämpft werden.
Peter Weißer, DLR Westerwald-Osteifel, Montabaur – LW 10/2015