Das Leberblümchen

Blume des Jahres 2013

Jahr für Jahr kürt die Loki-Schmidt-Stiftung die Blume des Jahres. Für 2013 fiel die Wahl auf das Leberblümchen (Hepatica nobilis, Syn. Anemone hepatica) aus der Familie der Hahnenfußgewächse. Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Laubwäldern der Nordhalbkugel, weist aber große Verbreitungslücken auf.

Lichte Buchenwälder und Laub-Mischwälder bilden den Standort des streng geschützten Leberblümchens.

Foto: Moggio

Nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) zählt das Leberblümchen in Deutschland zu den „besonders geschützten“ Arten und darf weder gepflückt noch ausgegraben werden. Der deutsche Name wie auch die botanische Bezeichnung (Hepatica, von griechisch hepar = Leber) beziehen sich auf die Gestalt der Blätter: Sie erinnern in ihrem gelappten Umriss an die Form der menschlichen Leber und sollten früher nach der mittelalterlichen Signaturenlehre bei Leberleiden helfen.

Zeitiger Frühblüherim Laubwald

Das Leberblümchen wächst bevorzugt auf nicht zu trockenen, kalkhaltigen Böden im lichten Buchen- und Mischwäldern. Die ausdauernde, krautige Pflanze erreicht eine Wuchshöhe zwischen 10 und 25 Zentimeter und besitzt ein kurzes, schräg im Boden liegendes Rhizom, das mit kurzen schuppenförmigen Niederblättern besetzt ist. Die neu angelegten Laubblätter erscheinen erst gegen Ende der Blütezeit. Sie sind lang gestielt, dreifach gelappt, oberseits dunkelgrün, unterseits rotbraun und überdauern die kalte Jahreszeit. Das auch liebevoll „Vorwitzchen“ genannte Leberblümchen öffnet seine Blüten bereits in den Monaten März/April und zählt zu den am frühesten blühenden Arten. Die violettblaue Farbe der Blütenhüllblätter basiert auf dem Farbstoff Anthocyan. Dieser kann Licht in Wärme umzuwandeln und schützt das Leberblümchen vor harten Spätfrösten. Die behaarten, rötlichbraunen Blütenstandschäfte tragen stets eine endständige, zwittrige Blüte. Sie sitzt auf drei kelchartigen, grünen Hochblättern und schließt sich gegen Abend oder bei schlechtem Wetter. Die sechs bis zehn Blütenhüllblätter sind in der Regel leuchtend blau, können aber auch rosa bis weiß sein. Im Blüteninnern finden sich Staubblätter und freie Fruchtblätter mit einsamigem Fruchtknoten.

Das nur etwa eine Woche blühende Leberblümchen ist eine nektarlose Pollenblume. Da jedoch im zeitigen Frühjahr Frischpollen noch sehr rar ist, stellen sich als Blütengäste pollensammelnde Honigbienen sowie pollenfressende Käfer und Schwebfliegen ein. Das Leberblümchen gehört zu den sogenannten Myrmekochoren: Die Samen des Leberblümchens sind behaarte Nüsschen, die mit einem Ölkörper ausgestattet sind. Er ist für Ameisen attraktiv, die die Samen verschleppen. Da sich die Blütenstängel zur Fruchtreife zu Boden neigen, ist die Pflanze auch ein Selbstaussäer. Dies erklärt das gesellige Auftreten des Leberblümchens an den ihm zusagenden Standorten.

Mehrere Formen für den Garten

Die aus Ostasien stammende Varietät Hepatica nobilis var. japonica besitzt bis zu drei Zentimeter breite, zartrosa Blüten.

Foto: Alpsdake

Für Blumenfreunde werden im Fachhandel verschiedene Zuchtformen des Leberblümchens (auch mit weißen und roten Blüten) angeboten. Die zwei bis drei Zentimeter großen Blüten sind bei der Sorte “Alba' wie bei “Plena' blau gefüllt, bei “Rubroplena' karminrosa. Das Ungarische Leberblümchen (Hepatica angulosa) aus Siebenbürgen blüht blau und verträgt Trockenheit besser als die anderen Arten und Sorten. Wegen der kurzen Blühdauer kann man Leberblümchen auch in Kombination mit anderen Frühblühern setzen (Strahlen­ane­monen, Christrosen, Duftveilchen, Lerchensporn). Leberblümchen benötigen waldähnliche Lichtverhältnisse und gedeihen gut unter Bäumen. Der Boden soll humos und locker sein, Kalk- und Lehmboden werden bevorzugt. Während des Sommers muss man die Pflanzen vor dem Austrocknen bewahren. Vermehrt wird durch Teilung oder durch Aussaat.

Helmut Hintermeier – LW 2/2013