Ein N-Überschuss führt zu minderen Qualitäten

Kartoffeln: Stickstoff- und Grunddüngung in Einklang bringen

Der Deckungsbeitrag im Kartoffelanbau wird ganz wesentlich von der Knollenqualität bestimmt. Über- und Untergrößen, beschädigte, ergrünte, oder angefressene Knollen oder solche mit Krankheitsbefall, darunter auch nicht parasitäre wie Schwarzfleckigkeit führen zu Abschlägen und mindern den Gewinn. Durch eine gezielte und bedarfsgerechte Düngung der Kartoffeln kann der Anbauer vielen dieser Qualitätsmängel vorbeugen.

Die Nährstoffversorgung wirkt sich direkt auf die Qualität aus.

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Wichtig ist dabei nicht nur eine nach Menge, Zeit und Form auf den Bedarf abgestimmte Stickstoffernährung. Auch die anderen Nährstoffe müssen in einem ausgewogenen Verhältnis zur Verfügung stehen.

Die größte Stellschraube ist der Stickstoff

Kartoffeln haben je nach Verwertungsrichtung einen sehr unterschiedlichen Düngungsbedarf. Bei Speisekartoffeln wird der Optimalertrag oft schon mit Stickstoffgaben von 80 bis 100 kg N pro Hektar erreicht. Bei Stärkekartoffeln oder ertragreichen, spätreifenden Speisesorten sowie auf Standorten mit geringer Stickstoffnachlieferung liegt der Düngungsbedarf jedoch wesentlich höher. Auch bei Frühkartoffeln wird meist mit deutlich höheren Mengen gearbeitet, denn die Stickstoffnachlieferung aus dem Boden kommt hier zu spät zum Tragen.

Wichtig ist generell ein ausreichendes Stickstoffangebot in der ersten Hälfte der Kulturdauer, damit ein gesunder, kräftiger Bestand aufgebaut werden kann. Ein Überangebot an Stickstoff insbesondere in der zweiten Hälfte der Kulturdauer wirkt sich dagegen nachteilig auf die Qualität aus: Der Bestand wird anfälliger für Krankheiten und Schädlinge, es gibt mehr übergroße Knollen und die Neigung zu Hohlherzigkeit nimmt zu.

Es kommt weiterhin zu Abreifeverzögerungen und Zwiewuchs. Auch die innere Qualität der Knollen leidet bei einem Stickstoffüberschuss: Während der Stärkegehalt sinkt, nimmt der Nitratgehalt zu, die Haltbarkeit im Lager wird ebenfalls beeinträchtigt.

Vorsichtig andüngen und bei Bedarf später nachlegen

Aufgrund der negativen Folgen einer Überdüngung ist die richtige Bemessung des Düngungsbedarfes eine große Herausforderung, zumal sich die Freisetzung von Stickstoff aus der organischen Substanz des Bodens nur schwer voraussagen lässt. Auf der anderen Seite hat auch eine zu gering bemessene Stickstoffdüngung nachteilige Folgen. Zum einen verfehlt man den wirtschaftlichen Optimalertrag, zum anderen erhöht ein Stickstoffmangel ähnlich wie ein Stickstoffüberschuss die Anfälligkeit des Kartoffelbestandes für bestimmte Schadpilze wie zum Beispiel gegenüber der Dürrfleckenkrankheit (Alternaria).

Es empfiehlt sich daher, die Kartoffeln zunächst nicht zu üppig anzudüngen, denn ein „Zuviel“ kann man nicht mehr rückgängig machen. Sollte die Stickstoffnachlieferung aus dem Boden schwächer ausfallen als erwartet, kann der zusätzliche Stickstoffbedarf dagegen über Blattdüngungsmaßnahmen behoben werden.

Nährstoffe müssen an die Knolle gedüngt werden

Da das Wurzelsystem der Kartoffeln in der Jugendentwicklung nur schwach ausgebildet ist und sich überwiegend auf die Pflanzreihe beschränkt, sollte der Stickstoff nach Möglichkeit auch dort für die Wurzeln zur Verfügung gestellt werden. Wird der Stickstoff breitflächig vor der Formung der Dämme oder vor dem Aufhäufeln ausgebracht, kommt der Dünger beim Aufdämmen/Häufeln zusammen mit der Erde automatisch in den Dammbereich.

Heute wird allerdings zunehmend im All-in-One-Verfahren gepflanzt. Dabei muss der Stickstoffdünger schon kurz vor oder während des Legens ausgebracht wird. Eine hohe Stickstoffeffizienz lässt sich im All-in-One-Verfahren durch eine Reihendüngung erreichen. Ideal ist, wenn der Dünger durch eine intensive Einarbeitung gleichmäßig im Wurzelraum verteilt werden kann. Durch eine tiefere Einmischung bleibt der Dünger auch verfügbar, wenn der Dammbereich einmal austrocknet.

Daneben gibt es bei einigen Geräten auch die Möglichkeit, ein konzentriertes Düngerband in einigem Abstand unterhalb der Mutterknolle zu platzieren (Unterfußdüngung), um dort ein Depot zu schaffen, aus dem sich die Pflanzen in der ersten Zeit versorgen können. Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn bei der Unterfußdüngung neben Stickstoff auch wasserlösliches Phosphat verabreicht wird, denn das Bodenphosphat ist für die Kartoffeln wegen der schwachen Durchwurzelung zunächst nur unzureichend verfügbar.

Welche N-Form auf welchem Boden?

Auf mittleren und besseren Böden eignen sich grundsätzlich alle Stickstoffformen für Kartoffeln. Auf schwereren oder eher trägen Böden wird man in der Regel zu schnell wirkenden N-Formen wie KAS greifen, um eine ausreichend rasche Wirkung zu erzielen. Auf leichteren Böden und in niederschlagsreicheren Regionen kann es hingegen sinnvoll sein, Stickstoffdünger mit verzögerter Nitratfreisetzung zu verwenden. Dazu gehören die stabilisierten N-Dünger sowie der Kalkstickstoff.

Durch die verlängerte Ammoniumphase sinkt die Gefahr, dass der Düngerstickstoff bis zur Hauptbedarfszeit bereits als Nitrat mit dem Sickerwasser in tiefere Bodenschichten verlagert wird. Wird der verlagerte Stickstoff im Laufe des Wachstums nicht mehr von den Wurzeln erreicht, ist er für die Kultur verloren. Wird er jedoch gegen Ende der Kultur doch noch von den Wurzeln erreicht, kann dieser späte Stickstoffschub zu Reifeverzögerungen und Qualitätsmängeln führen.

Kurt Biebinger, AlzChem, Erwin Niederländer, K+S, Landesarbeitskreis Düngung Hessen-Rheinland-Pfalz-Saarland – LW 15/2017