Dann setzen dem Wald auch noch Schädlinge und Pilze zu

Waldschutzsituation 2019 in Rheinland-Pfalz

Die von Fichtenborkenkäfern verursachten Waldverluste haben immens zugenommen. Ebenso sind von Mistelbefall und Diplodia-Triebsterben betroffene Kiefernwälder der Oberrheinebene erheblich gefährdet. Einer Verjüngung stehen dort oft hohe Besatzdichten des Waldmaikäfers entgegen. Auch die Buche weist standörtlich differenziert deutliche Schäden auf. Der Eichenprozessionsspinner hat an Bedeutung gewonnen. Das Eschentriebsterben bleibt weiter auf hohem Niveau.

Vom Eschentriebsterben betroffene und offenbar gesunde Bäume in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander.

Foto: J. Grüner, FVA

In Verbindung mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen war die Vegetationsperiode 2019 wieder deutlich von Trockenheit geprägt. Hauptsächlich im April und während des Sommers im Juni und Juli traten ausgeprägte Niederschlagsdefizite auf. Jedoch wird im Waldzustandsbericht 2019 festgehalten, dass in vielen Regionen von Rheinland-Pfalz und Saarland im Vergleich zu anderen Bundesländern keine besonders schwerwiegende Dürre zu verzeichnen war.

Trockenschäden nehmen weiterhin zu

Die Forstämter meldeten auf insgesamt 4 800 ha Trockenschäden. Dies entspricht etwa zwei Drittel des Vorjahreswertes. Davon waren besonders Buchen (40 Prozent), Kiefern (23 Prozent), Lärchen (19 Prozent) und Eichen (13 Prozent) betroffen. Trotz ergiebigerer Niederschläge im Februar ist es im Frühjahr 2020 im Vergleich zum langjährigen Mittel bis zum Redaktionsschluss Ende April wieder zu trocken und deutlich zu warm.

Der außerplanmäßige Holzeinschlag aufgrund abiotischer und biotischer Ursachen lag in Rheinland-Pfalz 2019 im Körperschafts- und Landeswald bei insgesamt 2,3 Mio. Fm und hatte einen Anteil von 64 Prozent am Gesamteinschlag. Hauptsächlich das Orkantief „Eberhard“ hat hiervon im März eine Sturmschadholzmenge von 333 000 Fm verursacht. Dies entspricht etwa 15 Prozent des gesamten außerplanmäßigen Einschlags. Davon waren zu 94 Prozent Fichtenwälder betroffen. Die durch Insekten bedingte Holzmenge lag mit 1,9 Mio. Fm noch einmal um das 3,6-fache höher als im Jahr zuvor. Dies entspricht 82 Prozent des gesamten außerplanmäßigen Holzeinschlags. Davon entfielen nahezu 100 Prozent auf die Baumartengruppe Fichte. Im Saarland hat die Käferholzmenge mit 98 000 Fm noch einmal um den Faktor 2,5 zugenommen.

Insbesondere infolge des Orkantiefs „Sabine“ sind im Winter 2020 erneut Sturmschäden entstanden, die in Rheinland-Pfalz eine Schadholzmenge von schätzungsweise 425 000 Fm verursachten.

Im Jahr 2019 wurde in Rheinland-Pfalz das Waldschutzmeldewesen auf ein digitales und webbasiertes System umgestellt. Dadurch ist es jetzt möglich, die Schadereignismeldungen unabhängig von bestehenden Organisationseinheiten georeferenziert, zeitnah und medienbruchfrei durchzuführen. Diese Verbesserung stellt in Bezug auf das Monitoring von Schädlingen und Schadereignissen eine Anpassung an die Herausforderungen im Klimawandel dar.

Die rheinland-pfälzischen Forstämter meldeten 2019 auf einer Fläche von 34 000 ha Schadereignisse. Das sind 4,1 Prozent der Landeswaldfläche. Davon wurde mit 16 000 ha etwa die Hälfte als „bestandesbedrohend“ eingestuft. Aufgrund des Eichenprozessionsspinners war auf 670 ha ein Gesundheitsrisiko für Mensch und Tier vorhanden. Im Saarland wurden auf 1 500 ha Schadereignisse gemeldet, was 1,5 Prozent der Landeswaldfläche entspricht.

Die Schaderreger an Nadelbäumen

Befall von Cryptostroma corticale an Bergahorn mit Anlage der sporenbildenen Schicht direkt unter der aufbrechenden äußeren Rinde.

Foto: J. Grüner, FVA

Fichte: Der Buchdrucker war in allen Waldregionen mit nennenswerten Fichtenanteilen in Bezug auf die gemeldeten Schadflächen maßgeblich. Dabei wurde in Rheinland-Pfalz im Vergleich zum Vorjahr mit 16 000 ha eine noch einmal 1,6-fach größere Fläche erfasst. Damit waren in einem Jahr etwa 10 Prozent der Fichtenwaldfläche (rechnerischer Reinbestand nach www.bundeswaldinventur.de) betroffen, davon zu etwa drei Viertel in einem „bestandesbedrohenden“ Ausmaß.

Die Schwerpunkte befinden sich im Norden des Landes in den Regionen Westerwald, Taunus, Eifel und Hunsrück. Demgegenüber sind die Meldungen zum Kupferstecher auf rund ein Drittel zurückgegangen. Im Saarland hat sich die zum Buchdrucker gemeldete Schadfläche mit 318 ha auf das 4,4-fache des Vorjahreswertes gesteigert. Die Prognose einer verstärkten Fortsetzung der Buchdrucker-Kalamität aus dem Vorjahr hat sich damit für ganz Südwestdeutschland bewahrheitet.

Kiefer und Lärche: Die Kiefernbestände in der Oberrheinebene sind seit Jahren in einem sehr besorgniserregenden Zustand. Dies steht besonders in Zusammenhang mit Dürre, Mistelbefall, dem Diplodia-Triebsterben und Käferbefall. Aber auch im Pfälzerwald und anderen Landesteilen fallen Kiefern auf, die von diesen Schaderregern befallen sind. Über ganz Rheinland-Pfalz wurden auf 4 000 ha Mistelbefall, Trockenschäden und die Kiefernkomplexkrankheit gemeldet. Verschiedene Rindenbrüter wie Pracht- und Borkenkäfer tragen auf einer Fläche von 770 ha zu diesem Schadgeschehen auffällig bei. In den Forstämtern Bienwald und Pfälzer Rheinauen ist der Waldmaikäfer auf nahezu gleicher Waldfläche vorhanden, wodurch oft auch der Jungwuchs erheblich gefährdet ist. An der Lärche haben sich die Meldungen zu Schäden aufgrund rindenbrütender Borkenkäfer auf jetzt 140 ha nahezu verdoppelt.

Douglasie: Die Meldungen zur Rußigen Douglasien-Schütte haben sich in Rheinland-Pfalz gegenüber dem Vorjahr auf 1 300 ha halbiert. Im Saarland waren 130 ha betroffen. In über mehrere Jahre aufeinanderfolgend stark von Schütte befallenen Beständen sind oft sehr lichte Kronen anzutreffen. Es ist zu befürchten, dass aus dieser anhaltenden Vitalitätsschwächung, insbesondere auch in Verbindung mit der Douglasien-Gallmücke (Contarinia spp.), chronische Schäden einhergehen werden. In Dürrejahren treten an Douglasien vermehrt auch Borkenkäfer auf, wie der Kupferstecher, Furchenflügliger Fichtenborkenkäfer oder Großer Lärchenborkenkäfer.

Die Schaderreger an den Laubbäumen

Kronenschäden an Esskastanien, die vom Rindenkrebs befallen sind.

Foto: J. Grüner, FVA

Eiche: Der Eichenprozessionsspinner (EPS) war 2019 in Rheinland-Pfalz über das gesamte Land auffällig. Auf der gemeldeten Fläche von 670 ha tritt er jedoch kaum waldschädigend in Erscheinung. Im Fokus der Betrachtungen steht hier vor allem die gesundheitliche Gefährdung für im Wald tätige oder Erholung suchende Personen durch die Brennhaare der Raupen. Aktuelle Daten zur Entwicklung dieses Schmetterlings sowie eine Gefahreneinschätzung können während der Vegetationsperiode über die Webseite der FVA in Form einer regelmäßig aktualisierten Internet-Mitteilung abgerufen werden. Der Schwammspinner wurde mit 7 ha nur auf geringer Fläche gemeldet. Mit ausgedehntem Fraß durch Raupen des Frostspanners ist den Befunden von Leimringprognosen zufolge in Laubmischwäldern auch im Frühjahr 2020 nicht zu rechnen. Ein Stehendbefall durch Kernholzkäfer liegt auf 230 ha im Forstamt Bienwald vor. Dieser wird durch den Heldbock verursacht, der einem strengen Artenschutz unterliegt. Dort wird von einer massiven Entwertung der Wertholzeichen gesprochen.

Buche und Edellaubhölzer: Viele Buchenwälder waren im Jahr 2018 Niederschlagsdefiziten, langanhaltender Hitze und hoher Sonneneinstrahlung in Verbindung mit einer starken Fruchtbildung ausgesetzt. Dies spiegelte sich 2019 vielerorts in deutlichen Vitalitätsverlusten wider. Dort finden sich nur noch wenig belaubte Äste und an exponierten Stammpartien treten Sonnenbrand, aufplatzende Rinde, Rindennekrosen, Schleimflussflecken und Astabbrüche auf. Etliche Bäume sind abgestorben. Davon sind vor allem Bäume auf schlecht wasserversorgten Standorten, an Bestandesrändern oder in aufgelichteten Beständen betroffen. In der Folge werden die Buchen von Pilzen befallen, sodass die Bäume durch Fäulnis schnell an Stabilität verlieren und die Arbeits- und Verkehrssicherheit deutlich beeinträchtigt sind. Auch die Holzqualität lässt in diesem Zusammenhang oft schnell nach. Die mitunter schwer zu unterscheidende Buchenkomplexkrankheit und Trockenschäden lagen nach den Angaben der rheinland-pfälzischen Forstämter auf insgesamt 2 200 ha vor. Ein Befall durch Buchenprachtkäfer und Trockenschäden wurden im Saarland auf einer Fläche von jeweils 500 ha beobachtet, während aus Rheinland-Pfalz lediglich der Buchenborkenkäfer auf geringer Fläche von 14 ha gemeldet wurde.

Das Eschentriebsterben wird in Rheinland-Pfalz auf 1 900 ha vorgefunden und befindet sich weiterhin auf hohem Niveau. Aus dem Saarland wurden 40 ha vermerkt. Damit ist diese Baumart, auf die im Rahmen des Klimawandels große Erwartungen gesetzt wurden, weiter erheblich bedroht.

Der pilzliche Erreger des Esskastanien-Rindenkrebses stellt am Ostrand des Pfälzerwaldes auf noch einmal vergrößerter Fläche von 80 ha weiterhin eine markante Gefahr für die Esskastanienwälder dar. Dies wird verstärkt durch das Auftreten der Japanischen Esskastanien-Gallwespe, deren Verbreitung enorm zugenommen hat und sich jetzt auf eine Fläche von 2 000 ha erstreckt.

Auch in Rheinland-Pfalz wurde der aus Nordamerika stammende pilzliche Erreger der Ahorn-Rußrindenkrankheit Cryptostroma corticale festgestellt, der bei erhöhtem Trockenstress an Bergahorn auftreten kann (Abb. 7). Der Pilz verursacht auch Holzfäulen, die einen entscheidenden Faktor für die Holzentwertung, Arbeits- und Verkehrssicherheit sowie das Absterben von Ahornen darstellen.

Aus der Oberrheinebene wurden auf 1 500 ha Wurzelfraß der Engerlinge des Waldmaikäfers gemeldet. Davon waren besonders Buchen, aber auch andere Laubhölzer und Kiefern betroffen. Der Flug des „Südstamms“ fiel im Frühjahr 2019 auf etwa 6 000 ha erwartungsgemäß deutlich aus, auch wenn im Mai weitgehend keine guten Flugbedingungen herrschten. Im April und Mai 2020 wird der nächste Schwärmflug des sogenannten „Nordstammes“ im Forstamt Pfälzer Rheinauen auf einer Fläche von mehr als 1 000 ha stattfinden.

Horst Delb – LW 20/2020