Der Sommergerste blieb nur wenig Zeit

LSV und Sortenempfehlung Sommer-Braugerste 2018

Da Sommergerste oft an abtragender Stelle in der Fruchtfolge steht und auf leichteren Standorten angebaut wird, kann sie in Jahren mit ungünstigen Witterungsverhältnissen ihr Ertragspotenzial nicht realisieren. Insbesondere in Jahren mit Frühsommertrockenheit reagiert die Sommergerste schnell mit Mindererträgen. Die Ergebnisse der Landessortenversuche zu Braugerste stellt Dr. Antje Herrmann, Landwirtschaftszentrum Eichhof, vor.

Die LSV 2018 zeigten, welche Leistungen moderne Braugerstensorten unter widrigen Verhältnissen erzielen können.

Foto: Herrmann

Sommergerste wurde in Hessen auf 19 200 ha angebaut, damit ist der Anbauumfang um 2700 ha im Vergleich zum Vorjahr ausgeweitet worden. Auch bundesweit wurde die Anbaufläche von 339 500 ha im Jahr 2017 auf 447 600 ha ausgedehnt. Zurückzuführen ist diese Entwicklung vermutlich vor allem auf die ungünstigen Aussaatbedingungen für Winterungen im Herbst 2017.

Das Anbaujahr 2018 war geprägt durch Witterungsextreme, welche die Ertragsleistung von Sommergerste negativ beeinflussten. Frostperioden, die sich bis Anfang März erstreckten zogen einen verspäteten Vegetationsbeginn nach sich. Somit erfolgte die Sommergerstenaussaat vielerorts verspätet und den Beständen stand wenig Zeit für die Bestockung zur Verfügung. Hinzu kam eine rasche Entwicklung der Bestände durch die ab April deutlich über dem langjährigen Mittel liegenden Temperaturen. Begleitet wurden die erhöhten Temperaturen von einer zunehmenden Trockenheit, die die Sommergerstenbestände zusätzlich unter Stress setzten. Auf eine kombinierte Stresseinwirkung von Hitze und Trockenstress reagiert Gerste generell sensitiver als auf die Einwirkung einzelner Stressfaktoren. Auch der Zeitpunkt der Stresseinwirkung ist von Bedeutung – so reagiert Gerste weniger empfindlich in vegetativen Stadien als im Zeitraum Schossen/Blüte. Bedingt durch die Trockenheit ab Juni war der Krankheitsdruck eher verhalten. Lediglich in dichteren Beständen und anfälligeren Sorten war Mehltaubefall zu beobachten.

Ertragseinbußen von rund 11 Prozent

Die Ergebnisse der Besonderen Ernteermittlung (BEE) belegen mit einem Landesdurchschnitt von 49,6 dt/ha Ertragseinbußen von 11 Prozent zum 5-jährigen Ertragsmittel. Diese Ertragsverluste fielen jedoch im Vergleich zu anderen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern noch moderat aus. Die Ertragsdifferenz von Sommergerste zu Wintergerste in hessischen Praxisbeständen betrug 15 Prozent und lag damit unter dem langjährigen Mittel von 20 Prozent. Diese relativ geringe Differenz ist vermutlich auf die schlechten Aussaatbedingungen der Wintergerste zurückzuführen.

 – LW 2/2019