Das späte Frühjahr konnte nicht kompensiert werden

LSV Öko-Sommerweizen mit schwachen Erträgen

Die Erträge des Sommerweizens am Öko-Versuchsstandort Alsfeld-Liederbach enttäuschten im Jahr 2013. Das späte Frühjahr und die langsame Jugendentwicklung konnten später nicht mehr voll kompensiert werden. Trotzdem kann man aus den Ergebnissen zu den angebauten Sorten einiges lernen. Dr. Thorsten Haase vom Öko-Team des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen berichtet.

Der Sommerweizen ist eine Kultur, die eine von Winterungen dominierte Drusch-Fruchtfolge auflockern kann. Beim Sommerweizen ist das erste Ziel, gute Backqualität zu erzeugen, denn im Ertrag wird der Sommerweizen kaum an seinen großen Bruder, den Winterweizen, heranreichen. Daher mussten der späte Vegetationsbeginn und die kühle Frühjahrwitterung 2013 noch keine schlechten Zeichen für den erhofften Anbauerfolg sein, denn: in der Kornfüllungsphase einsetzende Mineralisation von organisch gebundenem Stickstoff kann beim Sommerweizen den erwünschten Qualitätsschub geben.

Der erhoffte Qualitätsschub blieb 2013 aus

In Hessen werden die Landessortenversuche unter ökologischen Anbaubedingungen vom Feldversuchswesen des Landesbetriebes Landwirtschaft angelegt. Standort ist der seit 1989 biologisch-dynamisch geführte Betrieb Kasper in Alsfeld-Liederbach. Die langjährige durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt dort 8,3°C und der Niederschlag 677 mm. Weitere Details zu den Standortbedingungen der Versuchsjahre 2011-2013 sind der Tabelle zu entnehmen.

Das mittlere Ertragsniveau der sechs Sorten, die über drei aufeinanderfolgende Jahre (2011-2013) geprüft wurden (Standardmittel), war 2013 sehr niedrig (34,7 dt/ha). Das Jahr 2012 wiederum wird mit seinen 62,1 dt/ha sicher ein absolutes Ausnahmejahr bleiben. Trotz der sehr hohen Erträge hat 2012 der Rohproteingehalt nicht gelitten, obwohl die beiden Parameter sehr stark negativ korreliert sind. Im Vergleich mit 2011 (34,7 dt/ha) war der Ertrag des Standardmittels 2013 um 22 niedriger.

Die diversen Umwelteinflüsse zu erklären, die in einzelnen Jahren wirken, ist müßig und für den Praktiker weniger relevant. Wichtiger ist das relative Abschneiden der Sorten untereinander und im Vergleich zum Standarmittel. Neue Sorten müssen sich mit bewährten Sorten messen. Aufgrund des starken Einflusses des einzelnen Anbaujahres im Ökolandbau sollten Sorten angebaut werden, die zwar nicht unbedingt Toperträge in einzelnen Jahren erreichen, aber dabei wenig um ein hohes Ertragsniveau schwanken.

Ergebnisse erlauben eindeutige Aussagen

Die hier dargestellten dreijährigen Ergebnisse erlauben eine eindeutige Aussage zur Leistungsfähigkeit der geprüften Sorten. Innerhalb des E-Sortimentes sind es Eminent und KWS Scirocco, die stets durchschnittliche bis überdurchschnittliche Erträge erzielten, im A-Sortiment ist es KWS Chamsin, die insgesamt überzeugte. Die genannten drei Sorten haben eine hohe Ertragsstabilität bewiesen und können für den Anbau empfohlen werden.

Die Sorte Mathus, eine neue Züchtung, sowie Fiorina, eine Schweizer Züchtung für den Ökolandbau von 2011, wurden 2013 erstmalig in Liederbach geprüft. Nach einem ersten Prüfjahr lässt sich noch kein abschließendes Urteil zum Ertragspotenzial unter den gegebenen Bedingungen fällen. Mathus als A-Weizen (hoher Ertrag) und Fiorina als E-Weizen (hohe Qualität) könnten die Erwartungen erfüllen. Weitere Prüfjahre bleiben aber zunächst abzuwarten.

Die biologisch-dynamischen E-Weizen-Züchtungen Thasos und Helios 6 unterscheiden sich insofern, als letztere Sorte offenbar ein ausgeprägtes Potenzial für hohe Qualitäten aufweist, jedoch im Ertrag hoffnungslos zurückbleibt, während Thasos (nur zwei Prüfjahre!) in 2012 durchschnittliche Qualität ablieferte, 2013 sogar unterdurchschnittliche Qualität und das, obwohl das Standardmittel sogar A-Weizen berücksichtigt. Ein drittes Prüfjahr für Thasos wird Klarheit schaffen.

Wegen ihres sehr hohen Ertragspotenzials und der hohen Ertragsstabilität erfreuen die ebenfalls sehr hohen Rp-Werte von KWS Scirocco (E) und KWS Chamsin (A). Bei den Parametern, welche die Eiweißqualität repräsentieren, wie Sedimentationswert, Fallzahl und Feuchtkleber sind es dann vorwiegend die E-Weizen, die überzeugen.

Zusammenfassend lässt sich für E-Weizen Scirocco und für A-Weizen Chamsin empfehlen. Praktiker, die Fragen bezüglich Saatgut, Saatstärken und Bestandesführung haben, können sich an den Autor wenden.

 – LW 4/2014