Der Start ist geglückt
Erfolgreiche Öko-Feldtage in Frankenhausen
Die bundesweit ersten Öko-Feldtage im nordhessischen Frankenhausen sind letzte Woche sehr erfolgreich verlaufen. Am Mittwoch und Donnerstag präsentierte die Branche eine Leistungsschau, die sich nicht vor entsprechenden etablierten Veranstaltungen verstecken musste. Das auffallend junge, fachkundige Publikum wurde von vielen Ausstellern auch aus dem konventionellen Bereich freudig zur Kenntnis genommen.

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Die großen Agrochemie-Konzerne fehlten naturgemäß, dafür gab es bei den ackerbaulichen Demonstrationen sehr viele alternativen Ackerbau-Systeme zu sehen.
Gentechnikgegner demonstrierten
Auch die zahlreichen Demoparzellen der Züchtungsunternehmen, die teils auch für den konventionellen Landbau arbeiten, teils aber auch spezialisierte Anbieter von Bio-Saatgut sind, zogen die Blicke der Messebesucher auf sich. Hier wurden viele alternative Anbau-Möglichkeiten gezeigt, die zur angeregten Diskussion einluden.
Dass der Spagat zwischen konventionell und ökologisch aber auch Widerspruch hervorrufen kann, mussten die Standmitarbeiter der KWS erleben: Eine Gruppe von Demonstranten warf dem Unternehmen seine Aktivitäten im Gentechnik-Sektor vor und bezeichnete das deutsche Züchterhaus, das in Amerika auch gentechnisch veränderte Maissorten vertreibt, als „Wolf im Schafspelz“.
Ellen Mühlhausen, KWS-Produktmanagerin Öko-Saatgut, betonte, man habe bewusst den Weg gewählt, Öko-Sorten nicht über eine Tochterfirma zu vertreiben, sondern offen mit diesem im Hause gar nicht als solchen empfundenen Widerspruch umzugehen. Die Demo verlief erfreulicherweise ohne Zwischenfälle.
Trial and error im Pflanzenbau

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„Es gibt zwei Möglichkeiten, diesen Mischanbau zu realisieren: Die gleichzeitige Aussaat beider Kulturen, oder ein absätziges Verfahren, wobei die Bohnen erst im Dreiblattstadium des Maises direkt neben die Maisreihen gesät werden. Beide Systeme sind noch mit einigen Schwierigkeiten verbunden, an denen zurzeit gearbeitet wird“, so Grass.
Bei der gleichzeitigen Aussaat bestehe die Gefahr, dass die Bohnen den jungen Mais überwachsen und diesen stark in seiner Entwicklung behindern. Hier werden Sorten gesucht, die diesbezüglich optimal zueinander passen, das heißt Mais mit einer zügigen Jugendentwicklung und Bohnen, die langsam starten.
Die absätzige Aussaat erfordere dagegen zwei Überfahrten und eine sehr exakte Drilltechnik; das führe zu deutliche Mehrkosten. Hier sind innovative Landtechnik-Lösungen gefragt.
FiBL-gelistete Naturgipse auch für den Schleuderstreuer
Die GFR (Gesellschaft für die Aufbereitung und Verwertung von Reststoffen mbH) aus Würzburg bietet ein breites Spektrum an qualitätsüberwachten Düngemitteln, darunter auch die FiBL-gelisteten Naturgipse GranuGipsn ein granuliertes Calciumsulfat für den Schleuderstreuer und feinkörnigen bergfeuchten Naturgips zur losen Kipperlieferung an den Feldrand.
„Die im ökologischen Landbau zugelassenen Naturkalke kommen naturbelassen aus den Kalkbrüchen unseres Mutterkonzerns Knauf“, betonte Dr. Erwin Gerster; insbesondere der granulierte Naturgips sei eine Spezialität des Hauses.
Mikroorganismen fördern Wachstum und Gesundheit
Ebenfalls FiBL-gelistet sind die in Deutschland produzierten Endomykorrhiza-Pilze und Bodenbakterien der Wilhelms GmbH. Unter der Marke „Wilhelms Best“ werden Produkte und Lösungen für die Landwirtschaft entwickelt, die auf der Symbiose von Bodenpilzen und Pflanzen basieren. Wie Volkhard Meiners ausführte, kann das Unternehmen aus Cloppenburg durch ein patentiertes Verfahren diese Pilze und Bakterien heute wirtschaftlich kultivieren und dadurch interessante Produkte für Mais, Kartoffel, Soja oder Grünland (Kleegras und Luzerne) anbieten.

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Biologischer Pflanzen- und Vorratsschutz
Die AMW Nützlinge GmbH ist spezialisiert auf die Zucht von Trichogramma-Schlupfwespen, die seit Jahrzehnten erfolgreich gegen verschiedene Schadschmetterlinge eingesetzt werden – beispielsweise den Maiszünsler. In Frankenhausen zeigte Geschäftsführer Dr. Bernd Wührer, dass man auch bei der Bekämpfung von Schadinsekten im Lager Lösungen anzubieten hat.
„Heute sind nur noch wenige Präparate gegen Schädlinge im Gertreidelager zugelassen, Alternativen sind also gefragt“, so Wührer. Derzeit würden Leerräume oft mechanisch mit Besen und Staubsauger gereinigt. Es könnten aber auch zusätzlich Nützlinge eingesetzt werden – sowohl im konventionellen als auch im Öko-Betrieb.
Zum Einsatz gegen Käfer kommen Lager-Erzwespen, die durch ihre aktive Suche und Vermehrung Vorteile gegenüber einer chemischen Behandlung hätten. Dennoch ersetzten Nützlinge nicht regelmäßige Hygienemaßnahmen und eine Kontrolle des Lagers auf Schädlingsbefall, so der Leiter des Unternehmens aus Pfungstadt.
Bio-Rüben für Südzucker anbauen
Auch die Südzucker AG war an den Öko-Feldtagen vertreten, und Peter Fecke von der Rübenabteilung Wabern/Warburg warb für den Anbau von Bio-Zuckerrüben. „Die Marktlage für Bio-Zucker ist zurzeit günstig und der Einstieg für Biobetriebe in den Rübenanbau zu attraktiven Preisen möglich. Wer über keine Lieferechte verfügt, kann über uns welche vermittelt bekommen,“ so Fecke.
Für Landwirte könne dies den Anfang einer langjährigen Zusammenarbeit bedeuten, dennoch lege man sich vertraglich jeweils nur für ein Jahr fest, und der Anbauumfang könne jährlich angepasst werden. Beispielshaft wurde ein Brutto-Bio-Rübenpreis 104,67 Euro pro Tonne genannt, der sich aber durch verschiedene Aufschläge und Frachtkosten individuell noch ändern könne.

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Mechanische Unkrautbekämpfung
Aktuelle Trends bei der mechanischen Unkrautbekämpfung waren naturgemäß ein Schwerpunkt der Veranstaltung. Konventionelle Striegel wurden ebenso präsentiert wie Hightech-Lösungen zur automatischen Hackgerätesteuerung zwischen und auch in den Reihen beziehungsweise zwischen den Pflanzen.
Sowohl in konservierenden als auch in konventionellen Anbauverfahren steht die Bodenbearbeitung als wichtigste Maßnahme zur mechanischen Unkrautbekämpfung. Hierzu präsentierte Kerner Maschinenbau den Ultraflachgrubber Stratos, der nach Unternehmensangaben als erstes am Markt erhältliches Zinkengerät die Lücke zwischen der groben Arbeit mit Pflug oder Tiefgrubber und der feinen Saatbettbereitung schließt.
Durch die hohe und geräumige Rahmen-Bauweise sei der Stratos keine klassische Saatbettkombination, sondern eine Universalmaschine mit der die verschiedensten Arbeiten erledigt werden können. Die bisherige Unterlenkeranhängung werde ab der Agritechnica um eine Version im DreipunktÂanbau ergänzt, hieß es am Stand in Frankenhausen.
Flach grubbern bei Kerner, flexibel striegeln mit Treffler
Auch der Präzisions-Zinkenstriegel von Treffler kann zur mechanischen Unkrauregulierung im konventionellen und biologischen Anbau eingesetzt werden. Wie der mit Treffler zusammenarbeitende Bio-Landwirt Josef Niedermaier erläuterte, können durch den extrem großen Verstellbereich des Zinkendrucks von 200 bis 5000 g bei gleichbleibendem Neigungswinkel der Zinken und wegen der sehr geringen Seitenabweichung hohe und niedrige Kulturen gestriegelt werden.
„Durch die speziellen Zugfedern, die über eine zentrale Veränderung der Vorspannung die Zinkenaggressivität einstellen, bleibt auch bei geringstem Druck die volle Arbeitshöhe bestehen“, so Niedermaier. Auch Erdbeeren, Zwiebeln oder Gemüse könnten so problemlos gestriegelt werden.
Universell einsetzbares Lenksystem von John Deere
Das Universelle AutoTrac 200 von John Deere wurde am Stand von Jäger Landtechnik, Grebenstein, vorgestellt. Mit dieser Komplettlösung für die ganze Fahrzeugflotte könne man alle Vorteile einer kostengünstigen Lenkautomatik nutzen – egal, welche „Farben“ die Maschinen tragen. „Für dieses automatische Lenksystem, das schnell eingebaut und zwischen verschiedenen Maschinen gewechselt werden kann, wurden schon hunderte Freigaben verschiedener Hersteller erteilt“, sagte Philipp Rüdiger in Frankenhausen.
Das System laufe mit allen Signalgenauigkeitsstufen des StarFire-Empfängers und sorge so für eine bessere Spurgenauigkeit und schnellere Spurerfassung auf Mähdreschern, Traktoren, Spritzen oder Häckslern. Das spare deutlich Zeit und Betriebsmittel ein.
Autonomer Roboter erledigt die Unkrautbekämpfung
Innovative Hightech im Landmaschinenbereich zeigte unter anderem Deepfield Robotics. Das Start-up-Unternehmen nahm seine Anfänge 2008 in der Bosch-Konzernforschung und wurde 2014 gegründet. Markus Hoeferlin präsentierte in Frankenhausen einen autonom fahrenden Roboter, der Einzelpflanzen chemisch oder mechanisch bekämpfen kann. Der noch namenlose Prototyp soll auf der kommenden Agritechnica vorgestellt werden.
„Unser Gerät kann in einer Woche etwa 20 Hektar abfahren und kehrt dann zum Ausgangspunkt zurück; die Stromversorgung erfolgt über Austausch-Akkus, die wechselweise geladen werden. Das System erkennt Unkräuter und behandelt diese ganz gezielt. Bei Verwendung von Herbiziden rechnen wir mit einem Verbrauch von etwa einem Liter fertig gemischtem Produkt pro Hektar. Die mechanische Bekämpfung erfolgt mittels einer schnell rotierenden Fräse“, erläuterte Hoeferlin die Funktionsweise.
Sonderschau zur Aufbereitung und Anwendung von Kompost
In einer Sonderschau wurde auf den Ökofeldtagen Aufbereitungs- und Anwendungstechnik für Kompost vorgeführt. Die Firma Eggersmann stellte den Zerkleinerer Teuton Z 55 vor. Der Ein-Wellen-Zerkleinerer zeigte bei der DemonÂÂsÂtration eindrucksvoll, wie Altholz und Grünabfall, aber auch andere Materialien, homogen zerkleinert werden. Der drei Meter lange Rotor ist mit 30 Werkzeugen bestückt und die Gegenschneide weist 19 Zähne auf. Die Größe des Endproduktes kann durch die Anpassung der Abstände variiert werden. „Früher wurde die Zerkleinerung meist in zwei Schritten durchgeführt, mit dem Teuton wird das in einem Arbeitsschritt erledigt“, sagte Alexander Schmidt von Eggersmann.
Stalldung- und Grünschnitt-Mieten umsetzen
Für das Umsetzen von Mieten wurde der Selbstfahrer Backhus 16.30 vorgestellt, der beispielsweise Stalldung oder Grünschnitt durchlüftet und bewäsÂ-sert. Dabei können Mieten mit bis zu 3 m Breite und 1,3 m Höhe umgesetzt werden. Die Umsetzleistung liegt nach Aussage des Unternehmens bei 700 m3 pro Stunde.
Der auf der Staatsdomäne Frankenhausen eingesetzte Umsetzer wurde optimiert, indem die Bewässerung von einer Düse auf vier erweitert wurde. Auf diese Weise können die Miete gleichmäßiger bewässert und der Wassergehalt von etwa 50 Prozent eingehalten werden.
Gummimatten ermöglichen Kühen bequemes Liegen
Auch Trends in der Bio-Tierhaltung wurden gezeigt, beispielsweise die Komfortzonen-Liegematte Tarsa von Kraiburg. Die Besonderheit dieser Matte liegt vor allem im Bereich des hinteren Mattendrittels. Eine Luftpolster-Struktur aus elastischen Kugelsegmenten soll die Sprunggelenke entlasten und die Trittsicherheit, besonders beim Aufstehen, verbessern. „Die Einstreu wird durch die Luftpolster-Struktur besser in der Box gehalten, trotzdem lässt sie sich gut reinigen“, sagte Jürg Wiesendanger von Kraiburg.

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Kühe naturnah melken
Um die Natur beim Melken möglichst gut zu imitieren, hat die Firma Siliconform das Melksystem Multilactor entwickelt. Dieses besitzt kein Sammelstück, sondern einzelne Melkbecher. „So wird das geringe Gewicht der Melkbecher gleichmäßig auf die Euterviertel verteilt. Außerdem verhindert die Vierteltrennung eine Übertragung von Erregern“, sagte Eva-Maria Maier von Siliconform. Die Zitzengummibewegung ist auf die Zungenfrequenz des Kalbes angepasst, ein Aktuator sorgt für ein bewegungsgesteuertes, aktives Melken und ein schonendes Ausmelken.
Ein periodischer, pulsatorgesteuerter Lufteinlass von Entlastungsluft unterhalb der Zitzenspitze soll im Bio-Milker für eine bessere Stimulation der Kuh und eine optimale Ausmelkung sorgen. Dieses Melkzeug wurde von Siliconform speziell für Bio-Betriebe entwickelt.
Mobilställe für Geflügel beliebt bei Direktvermarktern
Immer mehr Direktvermarkter interessieren sich für die mobile Geflügelhaltung. Sie kommt bei Verbrauchern gut an und kann je nach Vermarktungsmöglichkeiten wirtschaftlich interessant sein. Die Firma Stallbau Weiland stellte ihr HühnerÂmobil HüMo Plus Kombi aus, in dem bis zu 350 Legehennen oder 500 Masttiere gehalten werden können. „Dank eines Solargenerators sowie eines Futter- und Wassertanks hat man für mindestens eine Woche alles an Bord – Futter, Wasser und Strom“, so Matthias Wollers, Stallbau Weiland.

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Ein Mistband sammelt den Kot im Stall auf und kann wöchentlich leicht abgedreht werden. Weiland setzt auf Familiennester, da sich Abrollnester aufgrund Unebenheiten im Gelände nicht bewährt hätten. Das Gruppeneinstreunest funktioniere auch auf Hanglagen optimal, so Wollers.
Ein weiterer Mobilstall wurde von der Firma Rowa ausgestellt. Den Rowa 100 für 123 Legehennen gibt es ab etwa 15 000 Euro netto zu kaufen. „Das ist unser Einsteigermodell. Ein Wintergarten kann unter dem Wagen angebracht werden, um den Tieren auch bei Stallpflicht Auslauf zu ermöglichen“, sagte Luisa Wahnschaffe von der Firma Rowa. Der Stall wiegt bei 6 mal 2,40 m etwa 1 800 kg und kann mit einem Schlepper oder SUV umgesetzt werden.
Wasserleitungen von Biofilmen befreien
Wie Wasserleitungen gereinigt werden können, stellte die Firma FarmWorker mit dem Ultraschall-System Harsonic von Aumann Hygienetechnik vor. Dieses wird auf die Tränkeleitung aufgesetzt und soll ohne den Einsatz von chemischen Mitteln dauerhaft Biofilme und mineralische Ablagerungen entfernen und deren Neubildung verhindern. „Die Reinigungsleistung liegt bei 350 m Leitung, das entspricht etwa einem Legehennenstall mit 3 000 Plätzen“, so Ursula Wuttge von Farm-Worker. Kostenpunkt für diese Leitungsreinigung: 995 Euro.
Gelungener Start mit Potenzial
„Die Premiere der Öko-Feldtage ist ein voller Erfolg“, vermeldete nach der Messe das veranstaltende FiBL. Wie Hella Hansen von der FiBL Projekte GmbH mitteilte, erlebten mehr als 8000 Besucher am 21. und 22. Juni die Innovationskraft und Vielfalt der ökologischen Landwirtschaft auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen.
„Die Öko-Feldtage sind ein Spiegel für die Stimmung von Aufbruch und Innovation in der gesamten Land-wirtschaft“, sagte Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des BÖLW und Schirmherrn der Feldtage; und er hatte damit angesichts der zahlreiche Studierenden und Auszubildenden, die sich auf den Weg nach Frankenhausen gemacht hatten, wohl recht.
Alles in Allem waren die Öko-Feldtage eine hochprofessionel organisierte Messe mit sehr gutem Zuspruch sowohl auf Aussteller- als auch auf Besucherseite, die sicher nach einer Fortführung verlangt. Finanziell unterstützt wurden die Öko-Feldtage mit rund 220 000 Euro aus dem Ökoaktionsplan (ÖAP) des Hessischen Umweltministeriums.
LW – LW 26/2017