Neue Triticale-Sorten schneiden gut ab
Landessortenversuche Wintertriticale Rheinland-Pfalz 2016
Die Ergebnisse in den Landessortenversuchen zu Wintertriticale sind, wie in der Praxis auch, überaus heterogen ausgefallen. Je nach Anbauintensität, Standort und Sorte wurden teilweise totale Ertragseinbrüche, aber auch Spitzenleistungen von über 100 dt/ha festgestellt. Ferdinand Hoffmann, Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach berichten über die diesjährigen Ergebnisse in den Sortenprüfungen.

Die Anbaufläche ist leicht gestiegen
Die Wintertriticalefläche hat in diesem Jahr um knapp 10 Prozent zugelegt. Damit wachsen derzeit rund 18 300 ha Triticale auf rheinland-pfälzischen Äckern. Sieht man von der starken Anbauausdehnung im Jahr 2013 ab, so hat sich damit seine Anbaufläche einigermaßen konstant bei 16 bis 18 000 ha eingependelt. Im Vergleich zum Winterweizen mit 115 000 ha nimmt Triticale in Rheinland-Pfalz zugegebenermaßen keine überragende Stellung ein. Für Betriebe aber, die Triticale als Futtergetreide oder als energiereiches Substrat für Biogasanlagen einsetzen, ist er aber ein fester, unverzichtbarer Bestandteil der Fruchtfolge. So wird Triticale auch weiterhin als wertvolles Futtermittel für den Eigenbedarf oder auch für die Futtermittelindustrie hohe Wertschätzung behalten. Auch findet man nicht von ungefähr die höchste Anbaudichte von Triticale in den Regionen des Landes mit den meisten Biogasanlagen. Hier liefert er bei entsprechender Sortenwahl mit die höchsten Trockenmasseerträge je Hektar bei den Getreidearten. So gesehen dürften auch die Perspektiven für die energetische Verwertung nicht schlecht sein, zumal sich die Nutzung als GPS in der Produktionstechnik nicht wesentlich von der als Korn unterscheidet. Bei der Sortenwahl für GPS gelten allerdings andere Kriterien als bei der reinen Körnernutzung.
Ohne Behandlung geht wenig
Im Anbaujahr 2016 wurden in Rheinland-Pfalz zu Wintertriticale vier Landessortenversuche (LSV) mit jeweils neun Sorten in zwei Intensitätsstufen angelegt. In Stufe 1 wurden die Sorten ohne Fungizidbehandlung und ohne beziehungsweise mit reduziertem Wachstumsreglereinsatz geprüft. In der Stufe 2 ist das Ziel, die Bestände möglichst gesund zu erhalten und Lager zu vermeiden. Damit soll das volle Leistungsvermögen der Sorten unter optimalen Bedingungen geprüft werden. Bei den Verrechnungssorten Adverdo, Agostino und Cosinus wurden bei extensiver 64,6 dt/ha (Vorjahr 94,3), bei intensiver Bestandesführung 87,1 dt/ha (Vorjahr 110,8) geerntet. Alle Sorten liegen in ihren Leistungen relativ dicht beieinander. Deshalb lassen sich auch in der behandelten Stufe die Ertragsunterschiede zwischen den Prüfkandidaten statistisch nicht absichern. Hier liegen die älteren Sorten Cosinus und Agostino an der Spitze des Sortiments. Auffällig ist das schwache Abschneiden von KWS Aveo bei extensiver Bestandesführung, was sich wohl durch den vergleichsweise starken Gelbrostbefall erklären lässt.
Mittelstarkes Lager wurde auf den Standorten Kümbdchen und Zweibrücken festgestellt. Die vorherrschenden Krankheiten waren Septoria und Mehltau mit einem geringen bis mittleren Befall sowie Gelbrost, der an allen Standorten sortenabhängig mit mittlerer Befallsstärke auftrat. Im Mittel aller Sorten und Orte brachten Fungizide und Wachstumsregler 24 dt/ha an Mehrertrag. Dabei reichte die Spanne von gut 17 dt/ha (Salto) bis knapp 35 dt/ha (KWS Aveo). Aus diesen Ergebnissen wird deutlich, dass ohne gezielte Behandlungsmaßnahmen bei entsprechendem Befallsdruck und anfälligen Sorten enorme Ertragsverluste entstehen, die die Wirtschaftlichkeit des Triticaleanbaus in Frage stellen. Die Tausendkorngewichte fielen jahresbedingt recht knapp aus.
Die mehrjährigen Leistungen
Im mehrjährigen Vergleich, bei dem die Ertragsstabilität der Sorte über die Jahre eine wesentliche Rolle spielt, führt in den intensiven Varianten die Neuzulassung Cedrico vor dem letztjährigen Spitzenreiter Lombardo das Sortiment an (rel. 106 beziehungsweise 104). Die nachfolgenden Sorten bringen durchschnittliche oder leicht darunterliegende Leistungen. Im überregionalen, mehrjährigen Vergleich für die Mittel- und Höhenlagen, bei dem zusätzlich die Daten aus Baden-Württemberg und Hessen einfließen, liegen ebenfalls der neuzugelassene Cedrico und Lombardo auf den Spitzenpositionen. Noch vor den älteren Empfehlungssorten kann sich die Neuzüchtung Callanzo platzieren. Hierbei ist anzumerken, dass die Datenlage bei Neuzulassungen mitunter noch relativ gering ist. Hier müssen weitere Versuchsergebnisse Auskunft über deren Ertragsstabilität geben.
Sortenempfehlung für die Herbstaussaat 2016
Das für Rheinland-Pfalz zuständige Sortengremium empfiehlt für die Herbstaussaat 2016 Adverdo, KWS Aveo, Lombardo, Tulus (auch für GPS). Über die Sorteneigenschaften informiert Tabelle 4. Adverdo (Zulassungsjahr 2012) bringt in den Versuchen in den behandelten Stufen mehrjährig durchschnittliche Leistungen. Im überregionalen Vergleich wird er aber von neueren Sorten übertroffen. Die mittelspäte, kurzstrohige Sorte zeichnet durch eine gute Winterfestigkeit (BSA-Note 3) und eine ordentliche Standfestigkeit (BSA-Note 3) aus. Eine zunehmend stärker werdende Schwäche besteht bei Mehltau (BSA-Note 7). Dagegen liegen gute Resistenzen bei Gelb- und Braunrost vor. In den beiden zurückliegenden Prüfjahren brachten Behandlungsmaßnahmen dennoch beachtliche Mehrerträge. Insbesondere bei hohen Ertragsleistungen fallen die Tausendkorngewichte mitunter etwas knapp aus, was sich auch im Jahr 2016 bestätigte.
KWS Aveo (Zulassungsjahr 2012) ist eine mittelfrühe Sorte, die in den diesjährigen Prüfungen in den Behandlungsstufen unter dem Durchschnitt liegende Erträge brachte. Mehrjährig wie auch im überregionalen Vergleich, hier vor allem in den Mittellagen, liegen die Leistungen im Bereich des Sortimentsmittels. Selbst bei hohen Erträgen werden in den behandelten Stufen gute Tausendkorngewichte erreicht. Schwachpunkt der mittelfrühen Sorte ist ihre Gelbrostanfälligkeit, was bei der Bestandesführung unbedingt zu beachten ist. Ohne gezielte Fungizidbehandlungen sinken die Erträge stark ab. Trotz des längeren Strohs ist KWS Aveo recht standfest (BSA-Note 3). Sie ist winterhart, wie die gute BSA-Einstufung (Note 3) zeigt.
Lombardo (Zulassungsjahr 2015) ist eine sehr ertragreiche, mittelfrühe Sorte, die mehrjährig mit überdurchschnittlichen Leistungen und guter Kornausbildung aufwarten kann. Hervorzuheben ist die sehr gute Winterhärte, die sie in Nordostdeutschland in diesem Jahr deutlich unter Beweis stellen konnte. Die Standfestigkeit liegt in einem mittleren Bereich, ebenso die Anfälligkeit gegenüber Blattseptoria und Braunrost. Die gute Einstufung bei Gelbrost (BSA-Note 3) konnten in den hiesigen Versuchen nicht ganz bestätigt werden. Hier war die Anfälligkeit eher mittel. Behandlungsmaßnahmen dankte Lombardo mit hohen Mehrerträgen.
Tulus (Zulassungsjahr 2009) bringt mehrjährig Leistungen, die knapp unter dem Sortimentsmittel liegen. Tulus verfügt über ein hohes Tausendkorngewicht und eine gute Winterfestigkeit (BSA-Note 3). Die größere Pflanzenlänge (15 bis 20 cm über dem Sortimentsmittel) in Verbindung mit guten Kornerträgen sprechen auch für einen Einsatz als GPS. Trotz des längeren Wuchses traten in den LSV bisher keine Probleme bei der Standfestigkeit auf, wie auch die gute BSA-Einstufung (Note 4) bestätigt. Bei der Anfälligkeit für Blattkrankheiten ist besonders die gute Resistenz bei Gelbrost hervorzuheben (BSA-Note 2). Die diesjährigen Versuche haben allerdings gezeigt, dass auch bei Tulus unter entsprechenden Befallsbedingungen Behandlungsmaßnahmen sinnvoll und wirtschaftlich sind. Für die GPS-Nutzung hat sich in den letzten Jahren die Sorte Cosinus (Zulassungsjahr 2009) bewährt. In den diesjährigen Landessortenversuchen zur Körnernutzung erreichte sie recht gute Platzierungen. Mehrjährig liegt sie im Bereich des Sortimentsmittels. Cosinus wies bisher eine mittlere bis geringe Gelbrostanfälligkeit auf. Die höhere Lagerneigung der langen Sorte ist in jedem Fall zu beachten.
Weitere Sorten: Die seit
dem Jahr 2015 zugelassene Sorte Salto brachte in den diesjährigen Landessortenversuchen mit Adverdo und Tulus vergleichbare Erträge in den behandelten Stufen. Der geringe Ertragszuwachs durch die Behandlungsmaßnahmen deute auf eine gute Blattgesundheit hin. Die Ergebnisse der Neuzulassungen Cedrico und Callanzo sind recht ordentlich. Beide müssen allerdings in weiteren Sortenprüfungen ihre Leistungsfähigkeit beweisen.
– LW 36/2016