Die Witterungs-Extreme werden zur Normalität

Ergebnisse Landessortenversuch sehr frühe Speisekartoffeln 2020

Seitdem die Sortenversuche zu sehr frühen Speisekartoffeln am Standort Limburgerhof durchgeführt werden, ist noch nie so spät gepflanzt worden. Nach den Niederschlägen vom 23. Februar bis 9. März (55 mm) und nicht vorhandener Bodengare durch fehlenden Frost konnte erst am 16. März die Auspflanzung durchgeführt werden. Über die Ergebnisse berichtet Manfred Mohr vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Neustadt/Weinstraße.

Auch 2020 war kein Kartoffeljahr wie jedes andere.

Foto: Mohr

Insgesamt wurden 14 Sorten in einer einfaktoriellen Blockanlage dreifach wiederholt unter Abdeckung (Vlies) getestet. Das durchschnittliche Pflanzgutgewicht lag bei 75,7 g. Über dem Mittel bewegte sich die Hälfte der geprüften Sorten. Die höchsten Werte wurden bei Anett (94 g) und bei der neuen Sorte Annegret (90 g) gemessen. Mehrjährig zeigten Solist (86 g), Glorietta (83,6 g), Corinna (78,8 g) und Anuschka (76,8 g) überdurchschnittliche Werte. Sehr niedrige Gewichte konnten bei La Vie (57,2 g) und Maya (55,6 g) gewogen werden.

Zur Krautminderung bei der zweiten Rodung wurde das zweiphasige chemische Verfahren, bestehend aus Quickdown + Toil und fünf Tage später Shark, erstmals eingesetzt.

Das Anbaujahr wurde geprägt durch geringe Niederschläge

Obwohl der März mit 1,4 °C über dem langjährigen Mittel lag, war die zweite Märzhälfte relativ kühl, aber auch sehr sonnig, was den abgedeckten Flächen zugute kam. Extrem wurde es im April. Nur ein Tag mit Niederschlag über 1 mm (Summe 6 mm), fast die doppelte Anzahl an Sonnenstunden (333 h) und oft trockener Ostwind, der dem Boden weiter Feuchtigkeit entzog. Zusätzlich lagen die Temperaturen um +2,4 °C über dem langjährigen Mittel.

Im Mai änderte sich bei Sonnenscheinstunden (+37 %) und Niederschlägen (nur vier Regentage und 38 Prozent geringere Menge) nicht viel. Nur die Temperaturen blieben im Rahmen (-0,1 °C zum langjährige Mittel).

Etwas Entspannung brachte der Juni. Die Zahl der Sonnenstunden blieb sogar etwas unterhalb dem langjährigen Mittel (-10 %). Es gab keine heißen Tage (>30 °C) und nur zehn Sommertage (>25 °C). Die Temperaturen blieben im langjährigen Bereich. Die Anzahl der Regentage lag mit zwölf deutlich über dem der Vormonate, aber dennoch blieb die Menge 15 Prozent unter dem langjährigen Vergleich.

Wie extrem sich die Hitze, die vielen Sonnenstunden und die Trockenheit auf die Frühkartoffeln auswirkte, kann den folgenden Zahlen entnehmen: Die Phase bis zum Auflauf war mit 28 Tagen deutlich verkürzt. Am stärksten zeigten sich diese Klima-Veränderungen aber an der sehr kurzen Dauer der Vliesauflage von nur 35 Tagen (normal 48 Tage) und erst recht an der kürzesten Vegetationsdauer von 78 Tagen bis zur ersten Rodung.

Ergebnisse der ersten Rodung

Der Versuchsdurchschnitt beim Rohertrag lag bei 412 dt/ha (2019: 433 dt/ha, 2018: 505 dt/ha, 2017: 443 dt/ha) und damit 50 dt/ha unter dem fünfjährigen Mittel von 462 dt/ha. Zwischen dem höchsten Ertrag der Sorte Anett (525 dt/ha, höchstes Pflanzknollengew. von 94 g) und dem niedrigsten von der Sorte Maya (273 dt/ha) lagen beachtliche 252 dt/ha. Um die Sortenunterschiede aber eindeutiger herauszufiltern, sollte das Hauptaugenmerk auf die Relativerträge gerichtet werden.

Neben der bereits erwähnten Sorte Anett (Knollenertrag rel. 121/Speisegrößenertrag rel. 110) erreichte keine weitere Sorte einen statistisch abgesicherten Mehrertrag. Die neue vorwiegend festkochende Sorte Marta zeigte mit rel. 80 einen unterdurchschnittlichen Knollen- und Speisewareertrag. Die zeite neue Sorte Annegret (festkochend) konnte mit mittleren Erträgen (rel. 94/rel. 95) schon eher überzeugen. Wie schon in 2019 (rel. 73/rel. 71) lag Maya mit rel. 63/rel. 61 auf dem letzten Platz.

Im zweiten Jahr in Folge erreichte Lea, festkochend, mit rel. 84/rel. 84 (2019: rel. 84/ rel. 83) einen statistisch abgesicherten Minderertrag. Ebenfalls deutlich unter dem Durchschnitt lag Maya mit rel. 63/rel. 61 (2019: rel. 73/rel. 71)

Im Salatsegment erreichte Glorietta mit rel. 75/rel. 69 den geringsten Ertrag. Im Jahr 2019 lag sie mit rel. 95/96 auf dem Niveau der Verrechnungs- (VRS-) Sorte Annabelle (rel. 95/95), welche 2020 wieder diese Größenordnung (rel. 95/rel. 92) erreichte. Die dreijährig geprüfte Sorte La Vie konnte sich mit rel. 90/rel. 91 (2019: rel. 87/rel. 87, 2018: rel. 98/ rel. 100) dazwischen platzieren.

Außergewöhnlich hohe Stärkegehalte

Mit durchschnittlich 12,3 Prozent wurde bei der ersten Rodung das fünfjährige Mittel (2019: 10,2 %, 2018: 12,0 %, 2017: 9,6 %) von 10,9 Prozent deutlich überschritten. Die zwei neuen Sorten konnten in die zwei Klassen Niedrig (Annegret 11,5 %) und Durchschnittlich (Marta 11,4 %) eingeteilt werden. Dreijährig über dem Mittel pendelte sich die Sorte La Vie mit 13,8 Prozent (1,5 Prozent über dem Mittel, 2019: +0,5 %, 2018: +0,4 %) ein.

Auf dem hohen Niveau von La Vie lag auch die Salatsorte Lea (13,1 %, 2019: 11,4 %). Etwas darunter, aber auch über dem Mittel, finden sich die Sorten Glorietta (2019: 11,3 %), Annabelle (2019: 9,6 %) und Anuschka (2019: 11,1 %) mit jeweils 12,5 Prozent wieder.

Albertine erreichte mit Abstand den geringsten Wert (10,5 %) und bestätigt damit im dritten Jahr (2019: 9,0 %, 2018: 11,4 %) ihre Neigung zu einem unterdurchschnittlichen Gehalt. Etwas schwankend präsentierte sich Anett. Überdurchschnittliche Werte in den Jahren 2019 (10,7 %, Ertrag rel. 91/rel. 92) und 2018 (12,6 %, Ertrag rel. 97/rel. 92) stehen dem unterdurchschnittlichem Messergebnis aus 2020 (11,7 %, Ertrag rel.121/rel. 110) gegenüber.

Eigentlich für sehr niedrige Gehalte bekannt, erreichten Corinna (11,7 %, 2019: 9,9 %), Ranomi (11,9 %, 2019: 9,3 %) und Colomba (12,4 %, 2019: 9,4 %) sehr hohe Ergebnisse.

 – LW 39/2020