Altenburger Vierseithof: Bauernhaus des Jahres 2024

Großzügige Gehöftanlagen im Altenburger Land

2024 ernennt die Interessengemeinschaft Bauernhaus e. V. (IgB) den Altenburger Vierseithof zum Bauernhaus des Jahres. Vierseithöfe von gigantischem Format prägen auf einzigartige Weise die winzigen Dörfer des Altenburger Landes, das im östlichen Thüringen, rund 40 Kilometer südlich von Leipzig gelegen ist.

Ein imposanter Altenburger Vierseithof in Lehma, Thüringen.

Foto: IgB, Marcus Friese

Der Altenburger Vierseithof erlebte vom Ende des 16. bis Ende des 19. Jahrhunderts seine Blütezeit. Er zeugt vom einstigen Selbstbewusstsein und vom Wohlstand der Altenburger Bauern, die auf nährstoffreichen Lössböden reiche Erträge erwirtschafteten.

Viehring in der Mitte

In der Grundfläche kann ein Vierseithof die Ausdehnung eines Fußballfeldes erreichen. Typisch sind seine einzelnen Gebäude, die sich an vier Seiten um einen gepflasterten Innenhof gruppieren – mit einem Misthaufen in der Mitte. Dieser wurde auch auch Viehring genannt, weil hier die Kühe den Mist zertraten.

Charakteristisch für den Vierseithof ist das Wohnhaus mit Umgebinde und Bohlenstube, ist doch das Altenburger Land nach der Oberlausitz das zweitgrößte Verbreitungsgebiet von Umgebindehäusern in Deutschland. Daneben gibt es den Pferde- und Kuhstall, die Scheune und ein weiteres Seitengebäude sowie das repräsentative Torhaus, das den Hof zum Dorf hin schließt.

Im 18. Jahrhundert bekamen die Ställe vieler Höfe massive Außenwände und in ihrem Inneren wenig später Gewölbekonstruktionen, die häufig von wertvollen Porphyr-Säulen gestützt werden. Der Gewölbe-Stall verleiht dem Vierseithof seinen besonderen Ausdruck, genauso wie der Laubengang, über den man im ersten Obergeschoss zum Beispiel in die Porstube (der Raum „empor“) gelangt, einen großen Saal für die bäuerlichen Feste.

Die wirtschaftliche Position eines Gehöfts war an den Besitz von Pferden gebunden. Ein Ackerpferd stand für eine Hufe Land, was rund acht Hektar ausmachte. Die wohlhabendsten Bauern besaßen sechs bis zehn Pferde. Rund 20 bis 40 Hektar Land gehörten zu einem durchschnittlich großen Hof. Es gab aber auch Güter, die rund 80 Hektar erreichten.

Dr. Julia Ricker, IgB/LW – LW 11/2024