Beteiligung der Landwirte und Winzer eingefordert
Versammlung des Kreisverbandes Bad Dürkheim
Die Jahresversammlung des BWV-Kreisverbandes Bad Dürkheim vergangene Woche in Ruppertsberg war gut besucht. Der Kreisvorsitzende Walter Wolf berichtete von zahlreichen Naturschutzauflagen, die auf die Winzer und Landwirte durch die Neuausweisung der Wasserschutzgebiete und durch Baumaßnahmen zukommt. Er mahnte eine bessere Beteiligung der Landwirtschaft an.

Foto: Brammert-Schröder
Kartellrecht zugunsten von Erzeugern ändern
„Im Obstbau hat der Frost noch schlimmer zugeschlagen, beim Steinobst haben die Erzeuger 60 Prozent weniger geerntet, bei Äpfeln teilweise noch weniger.“ Nicht zuletzt durch den Einsatz des Bauernverbandes sei es gelungen, für die betroffenen Betriebe Steuererleichterungen und Liquidiätshilfen durchzusetzen. Auch sei der Frost als Elementarschaden anerkannt worden, sodass das Land insgesamt 634 000 Euro an die Betriebe ausgezahlt habe. Wolf ging auch auf die Marktprobleme der Kartoffel- und Gemüseerzeuger ein, die im Frühsommer ihre Produkte nicht an den Lebensmitteleinzelhandel vermarkten konnten, weil dieser die günstigere ausländische Ware bevorzugte. „Der LEH hat mit seinem Einkaufsmonopol seine Marktmacht ausgenutzt“, so Wolf. Er forderte, dass das Kartellrecht umgestaltet wird, um die Erzeuger besser zu schützen.
Winzer und Landwirte mehr an Wasserschutz beteiligen
Die Ausweitung der Wasserschutzgebiete in Bad Dürkheim, Haßloch und Neustadt beschäftigt die Winzer und Landwirte in der Region. Walter Wolf forderte, dass die Belange der Winzer mehr Berücksichtigung finden. Das Gegenteil ist allerdings im Moment der Fall: „Wir mussten aus der Presse erfahren, dass aus dem geplanten Kooperationsmodell mit der Landwirtschaft bei der Ausweisung des Wasserschutzgebietes Ordenswald nichts wird“, sagte Wolf. Auch bei anderen Projekten wie der Planung der neuen B271 zwischen Kirchheim und Ungstein oder der Hochwasserschutzmaßnahmen entlang der Isenach müssten die Winzer und Landwirte stärker eingebunden werden. Der Kreisvorsitzende sprach das Zukunftskonzept an, das das DLR gerade für Wirtschaftswege entwickelt. „Es gibt zunehmend Nutzungskonflikte auf den Wegen, mit Sportlern, Hundehaltern oder auch Touristen. Versuchen Sie die Konflikte zu entschärfen. Wir verkaufen nicht nur unseren Wein, sondern auch die Region“, mahnte er.
BWV-Präsident Eberhard Hartelt ging auf aktuelle Themen der Agrarpolitik ein. Er begrüßte es, dass Julia Klöckner neue Bundeslandwirtschaftsministerin ist und hofft auf eine gute Verständigung. Bei der Gemeinsamen Agrarpolitik in Brüssel sieht es nach Aussage von Hartelt danach aus, dass es bei der Grundstruktur der zwei Säulen bleibt. „Auch die Ökoverbände sprechen sich inzwischen für den Erhalt der beiden Säulen aus.“

Foto: Brammert-Schröder
Der deutsche Weinbaupräsident Klaus Schneider warnte davor, auf das Delivery-System zu setzen. „Die Winzer hatten bisher keine Greening-Vorschriften. Delivery birgt die Gefahr, dass sich die Auflagen verdoppeln.“ Schneider ging in Ruppertsberg auf verschiedene weinbaupolitische Themen ein. Er warb dafür, dass die Winzer bei der Initiative „Wine in Moderation“ Mitglied werden, die sich für einen moderaten Weingenuss einsetzt. Es sei zu befürchten, so Schneider, dass die NGOs auf europäischer Ebene den Alkoholkonsum und die dadurch verursachten gesundheitlichen Schäden ins Visier nehmen. Als Mitglied der kostenlosen Initiative könnten die Winzer nachweisen, dass sie sich dem moderaten Weinkonsum verpflichten. Zum Thema Kennzeichnungspflicht von Wein hinsichtlich des Brennwerts, der Nährstoffe und Inhaltstoffe sagte Schneider, dass der Brennwert in Kalorien leicht ermittelt und auf dem Etikett vermerkt werden könnte.
Mangel an Humus und Phosphat droht im Weinbau
Der Weinbaupräsident äußerte sich auch zur neuen Düngeverordnung: „Die Winzer haben massive Probleme damit.“ Sowohl die Humus- als auch die Phosphorversorgung sei nach der Verordnung ein Problem. Hier müsse nachgebessert werden, sonst sei ein Humusabbau und auch ein Phosphatmangel die Folge.
Schneider ging intensiv auf das Bezeichnungsrecht ein. „Wir brauchen eine Regelung auf EU-Ebene, die unsere regionalen Ursprungsbezeichnungen schützt“, sagte er. Er warb für eine Schutzgemeinschaft als berufsständische Lösung, die in Selbstverwaltung die Anforderungen für Qualitätswein (Weine mit geschütztem Ursprung) und Landweine (Weine mit geschützter geografischer Angabe) festlegen. „Es ist wichtig, dass wir uns beim Bezeichnungsrecht untereinander einig werden“, mahnte er.
ibs – LW 13/2018