Gut verpackte und unverpackte Bioprodukte

Biofach in Nürnberg mit nachhaltigen und innovativen Produkten

International und vielfältig präsentierte sich die Biofach, Weltleitmesse für Biolebensmittel vergangene Woche an vier Tagen im Messezentrum Nürnberg. 3 792 Aussteller – davon rund 300 auf der parallel stattfindenden Naturkosmetikmesse Vivaness – aus 110 Ländern zeigten dem Fachpublikum in zwölf Hallen, was die Biobranche zu bieten hat. Trends der Biofach waren in diesem Jahr unter anderem klima­freundliche Verpackungen, nachhaltige, regionale und vegane Produkte. Im Folgenden werden interessante und innovative Bioprodukte vorgestellt, die beim Messerundgang auffielen.

Das Unternehmen Fairfood aus Freiburg bietet verschiedene Nuss-Sorten an, die auf die Unverpackt-Bedürfnisse abgestimmt sind oder im Pfandglas angeboten werden.

Foto: Lehmkühler

Der Andrang an den Ständen in den Hallen mit den deutschen Ausstellern war gleich zu Beginn der Biofach groß. „Hier kommt man gut mit Großhändlern und anderen Handelspartnern zusammen. Man kann an flächendeckenden Konzepten in Deutschland sowie weltweiten Verkäufen arbeiten. Der Austausch untereinander ist ebenfalls gut und wichtig“, hieß es. Ausgestellt wurde das gesamte Bio-Produktsortiment von Frische-, Tiefkühl- und Trockenprodukten, Gewürzen, Getränken, Snacks, Süßwaren, Roh- und Hilfsstoffen bis zu veganen und vegetarischen Produkten. Bioverbände und Forschungsinstitute standen den Messebesuchern Rede und Antwort.

Ein großes Ausstellerthema, das neben den Bioprodukten im Fokus stand, waren Öko-Verpackungen beziehungsweise klimafreundliche Lösungen, um Plastik zu vermeiden und nachhaltig zu sein. Neben dem Segment „Unverpackt“ wurden beispielsweise Glas­trinkhalme, Etikettenmaterialien auf Basis nachwachsender Rohstoffe oder aus Recyclingmaterial (www.fs-etiketten), Flaschen für Spül- und Waschmittel aus Recycling-Kunststoff (www.almawin.de), Teesorten im Glas oder Nüsse im Pfandglas vorgestellt (siehe unten).

Damir Kurtalic (l.) von der Firma Prodana zeigt mit einer Kollegin umweltfreundliche Verpackungen. Er erklärt: „Manches sieht aus wie Plastik, ist aber der durchsichtige Biokunststoff PLA. Das Material besteht zu 100 Prozent aus natürlichen Rohstoffen.“

Foto: Lehmkühler

Ab 2021 sind Plastiktrinkhalme und andere Einwegprodukte aus Plastik verboten. Eine nachhaltige Alternative sind Glas-Trinkhalme, die es in unterschiedlichen Längen und Farben gibt. – www.fwglas.com.

Foto: Lehmkühler

Lupinen aus der Pfalz sind die Basis für verschiedene Lupinenspezialitäten der Marke alberts, darunter eine Würzsauce, die Geschäftsführer Hermann Krämer als „eine gute Alternative zur Sojasauce“ beschreibt.

Foto: Lehmkühler

Verpackungen aus Papier, Palmblättern und Biokunststoff

Am Stand der Prodana GmbH aus Neumarkt informierte Damir Kurtalic: „Unsere Verpackungen bestehen aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen und sind zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Manches sieht aus wie Plastik, ist aber der durchsichtige Biokunststoff PLA. Das Material besteht ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen, darunter Maisstärke.“ Weitere Materialien, die für das Produkt­sortiment eingesetzt werden, sind unter anderem Palmblätter der Arekapalme, Papier-und Zuckerrohrfasern, Holz und Gras.

Kurtalic fragt die Kunden zunächst, ob sie eine Lösung für kalte oder heiße Speisen benötigen. Für heiß servierte Produkte wie Suppen, Tee oder Kaffee stellt er dann beispielsweise Becher und Behälter vor, die innen statt mit Plastik mit organischem PLA beschichtet sind. Im Sortiment gibt es außerdem Papier- und Stroh-Trinkhalme, Palmblatt- und Zuckerrohrgeschirr, plastikfreies Besteck, Take-Away-Boxen aus Zuckerrohr, fettbeständiges Einschlagpapier und Einwegflaschen aus PLA. „Letztere sind perfekt zum Abfüllen von Säften, Smoothies oder Dressings geeignet“, so Kurtalic. Die Flaschendeckel dafür werden aus Zuckerrohrfasern hergestellt. Viele Produkte im Sortiment können bedruckt werden – pack-bio.de und bioeinweggeschirr.de

Kompostierbare Bienenwachstücher

Eine natürliche und wiederverwendbare Alternative zu herkömmlicher Frischhalte- und Alufolie sind Bienenwachstücher, die auf der Biofach in unterschiedlichen Größen und Designs angeboten wurden. Sie sind bis zu zwei Jahre haltbar, „je nach Häufigkeit der Benutzung“, so Karla Janssen, gaia-Geschäftsführerin. Ein Tipp von ihr: „Hat man mal einen kräftig riechenden Käse in ein Bienenwachstuch gewickelt, legt man es für ein paar Stunden in den Tiefkühlschrank. Das neutralisiert den Geruch.“ Die Tücher sind kompostierbar. – www.gaiastore.de oder wildwaxtuch.de

Farbige Burgerbrötchen

Die Öko Bäckerei Konditorei Mauerer aus München produziert Bio-Backwaren aus rein ökologischen Zutaten. Ãœber 180 Produkte sind im Sortiment – frisch und tiefgekühlt. Ein Hingucker aus dem Tiefkühlsortiment sind bunte Burgerbrötchen in rot, schwarz, gelb und grün (gefärbt mit Rote-Bete-Saft, Aktivkohle, Kurkuma und Spinatpulver). Mitarbeiter Thomas Ade erklärt: „Die Burgerbrötchen farbig anzubieten, wurde von unseren Kunden gewünscht. Geschmacklich merkt man kaum einen Unterschied. Aber die bunten Buns sind etwas fürs Auge und werden gut nachgefragt.“ – www.mauerer.de

Neu bei „Snack Me“ aus Sauerlach sind zwei proteinreiche Erbsen-Snacks in den Sorten Erbsen Crispy sweet Chili und Rosmarin/Thymian.

Foto: Lehmkühler

Die farbigen Burger-Buns von der Öko Bäckerei Konditorei Mauerer aus München werden als Tiefkühlprodukte angeboten.

Foto: Lehmkühler

Einige Unternehmen stellten auf der Biofach ihre mit Datteln gesüßten Produkte vor. So auch die Makri GmbH, deren Mitarbeiter vier Sorten Dattel-Schokolade präsentierten.

Foto: Lehmkühler

Regionale Vermarktung

„Vom Boden auf den Tisch kommen unsere Bio-Lupinen aus der Pfalz zum Beispiel als veganes und glutenfreies Lupinen-Steak oder -Schnitzel ins Bioladenregal. Im Handel sind unsere rein pflanzlichen Lebensmittel unter der Marke alberts erhältlich“, informiert Hermann Krämer, Geschäftsführer der purvegan GmbH aus Ramsen. Rund um die Lupine hätte sich seit dem Jahr 2 000 etwa zehn Jahre lang nicht viel getan. „Seitdem geht es aber wieder voran. Wir benötigen rund 50 Tonnen pro Jahr“, so Krämer.

Die Lupinen und auch Sojabohnen, die purvegan verarbeitet, werden zum großen Teil von Landwirten der „Korn­bauern“ aus der Vermarktungsgesellschaft Bioland Naturprodukte angebaut. Die Kornbauern sind eine Kooperative aus rund 80 Biolandwirten aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland (www.kornbauern.de).

Neu im Sortiment bei purvegan ist eine Lupinen-Sauce. „Sie ist die einzige in Deutschland hergestellte Würzsauce aus deutschen Öko-Lupinen und eine Alternative zur Sojasauce“, so Krämer. – www.purvegan.de

Die vegane Eismanufaktur iceDate aus München süßt mit Datteln und verwendet Cashews für die Cremigkeit. – www.iceDate.de

Foto: Lehmkühler

Tee im Glas – Produktentwickler Paul Hylla aus Bad Vilbel ist mit seinen fünf Teesorten im Glas erst seit drei Monaten auf dem Markt.

Foto: Lehmkühler

Gemeinschaftsstand mit jungen Unternehmen

Bei den 25 Ausstellern der jungen Bio-Unternehmen, die sich am vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Gemeinschaftsstand präsentierten, fielen unter anderem die Themen alternative Süßungsmittel, Vegan und Unverpackt auf. Datteln statt raffinierten Zucker setzt beispielsweise der Jungunternehmer Manuel Enderle für seine Dattel-Schoko­laden ein. „Wir verwenden nur gemahle­ne Datteln, Kakaomasse und Kakaobutter. Auf Zusatzstoffe wie Palmfett oder Aromen verzichten wir. Die Datteln liefern zusätzlich zur Süße viele wertvolle Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe.“ Bei der Kreation der Schokolade sind dem Familienunternehmen Makri Natürlichkeit, Bewusstheit, Genuss und Nachhaltigkeit wichtig. – www.makri-schokolade.de

Neuer Erbsen-Snack

„Wir entwickeln hochwertige innovative gesunde Snacks, die aus natürlichen Zutaten bestehen und eine echte Alternative zu herkömmlichen industriellen Snacks sein werden“, ist Rainer Krümpel von Snack Me überzeugt. Seit März 2016 vertreibt er mit einem Partner Bio-Trockenfrüchte und -Nüsse über einen Onlineshop. Auf der Messe stellte er zwei neue Erbsen-Crispy-Snacks als Alternative zu herkömmlichen Kartoffelchips vor. „Die Erbsen-Snacks sind reich an Protein und Ballaststoffen und dazu noch glutenfrei und vegan“, so Krümpel. Zum Konzept gehöre, dass bei den Produkten Öko-Verpackungen eingesetzt werden – www.snack-me.bio

Best New Product Awards 2020

Ein Anziehungspunkt auf der Biofach ist der Neuheitenstand.

Foto: NürnbergMesse

Am Neuheitenstand wurden über 550 Produkte ausgestellt. In sieben Kategorien wählten die Fachbesucher darunter die besten neuen Produkte. Die „Best New Product Awards“ wurden am Messeende an folgende Gewinner (Firma, Produkt) verliehen:

  • Kategorie Frischeprodukte: Käserebellen, „Bio Vulkan Rebell“
  • Kategorie Tiefkühlprodukte: Eisl Eis, „Bio Schafmilcheis – Eis im Glas“
  • Kategorie Trockenprodukte, Kochen und Backen: Sonnentor, „Ätherische Gewürzöle“
  • Kategorie Trockenprodukte Snacks und Süßigkeiten: Hans Brainfood, „Hanf Bites“
  • Kategorie weitere Trockenprodukte: Dörrwerk, „Rettergut bio-suppen“
  • Kategorie Getränke: Voelkel, „Voelkel Haferdrink glutenfrei“
  • Kategorie Non-Food: Biobau­la, „Biobaula Öko-Reiniger-Tabs“

Tee im Glas

„Tee im Glas“ bietet Gründer und Produktentwickler Paul Hylla aus Bad Vilbel an, „um Plastik- und Verpackungsmüll zu vermeiden“. Nach zwei Jahren Aufenthalt in Asien habe er viel über Tee gelernt und sich dann zunächst an Icetee probiert. Zur Biofach brachte er fünf Teesorten im Glas mit, die es erst seit drei Monaten im Handel gibt. Seine Bio-Tees sind natürlich süß durch Steviablätter. „Mit jedem verkauften Glas unterstützen wir soziale Trinkwasserprojekte.“ Hyllas Motto: „Mithelfen und Tee trinken!“ – www.teeimglas.de

Nüsse im Spender oder Pfandglas

„Wir machen Nüsse fair. Mit Verantwortung, ohne Verpackung“, wirbt die Firma Fairfood aus Freiburg. Mark Schwippert vom Fairfood-Gründungs­team erklärt: „Wir beziehen unsere Nüsse nur direkt von Kooperativen, die nach Bio- und Fairtrade-Standards anbauen und vor Ort verarbeiten. In Freiburg rösten und verfeinern wir die Nüsse von Hand in eigener Manufaktur.“ Mit ihrem veganen Sortiment sei Fairfood der größte Anbieter von fairen Bio-Nüssen im Unverpackt-Bereich mit eigenem Pfandsystem für die Unverpacktläden. Großgebinde würden in Pfandeimern auch an Privatpersonen geliefert. Neu seien bundesweit akzeptierte Pfandgläser für die Nüsse und Mandelmuse. „Wir werden die Welt mit unseren fairen und unverpackten Produkten sowie den Pfandgläsern nicht verändern, aber die Kunden damit hoffentlich zum Nachdenken anregen“, so Schwippert – www.fairfood.bio

Viele Sonderschauen, Vorträge, Foren und Branchenevents machten die Biofach 2020 zu einem gelungenen Treffen der weltweiten Biobranche. Es nahmen über 47 000 Fachbesucher daran teil. Die nächste Biofach in Nürnberg findet vom 17. bis 20. Februar 2021 statt.

 
Stephanie Lehmkühler – LW 8/2020